Berlin. Eine Krisen-Prämie bis zu 3000 Euro soll jetzt Beschäftigte entlasten. Dazu müsste sie erstmal sicher kommen, findet unsere Autorin.

Was bleibt von der Konzertierten Aktion von Regierung, Arbeitgebern und Gewerkschaften zur Abfederung der Energiepreiskrise? Bislang nicht viel. Der sperrige Name konnte allenfalls Leute mit guter zeitgeschichtlicher Erinnerung an die Vorgängeraktion der 1960er Jahre vom Hocker reißen. Und die Ergebnisse? Am griffigsten ist noch der Appell des Kanzlers an die Arbeitgeber, den Beschäftigten einmalig bis zu 3000 Euro steuer- und abgabenfrei auszuzahlen. Doch wer davon profitiert, ist noch offen.

Die Arbeitgeber traten nach der zweiten Sitzung im Kanzleramt jedenfalls erstmal sichtbar auf die Bremse. Nicht alle Betriebe könnten sich eine solche Sonderzahlung leisten, viele stünden jetzt schon am Abgrund.

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Entlastungen in der Krise: Schon die Corona-Prämie kam bei vielen nicht an

Julia Emmrich, Politik-Korrespondentin
Julia Emmrich, Politik-Korrespondentin © Anja Bleyl

Erst die Corona-Prämie, jetzt die Inflationsprämie: In der Krise sind gut klingende Einmalzahlungen offenbar ein neues Lieblingsinstrument der Politik. Aber es ist genau das: Es klingt gut, hilft aber nur wenigen und dann auch nur für einen kurzen Moment. Im Fall des Corona-Pflegebonus’ kam es jetzt sogar zu Unregelmäßigkeiten und Missbrauch bei der Auszahlung, wie der Bundesrechnungshof kritisiert. Demnach hätten viele Pflegekräfte bis heute nichts bekommen, manche Arbeitgeber dagegen hätten die Prämie zu Unrecht für sich selbst beantragt. Lesen Sie auch: 140-Milliarden-Plan der EU: So soll unser Strompreis sinken

Wichtiger als Prämien sind höhere Löhne in unterbezahlten Branchen

Regierung und Arbeitgeber dürfen vor allem aber nicht das eigentliche Problem aus dem Blick verlieren. Unabhängig von den aktuellen Krisen sind die Löhne gerade im Sozialbereich zu niedrig, um aus dem Teufelskreis aus Personalmangel und Überforderung der Belegschaften herauszukommen. Wenn dann auch noch die Prämie ausbleibt, ist der Frust programmiert.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.