Berlin. Trotz der Brutalität der iranischen Sicherheitskräfte nimmt der Protest nicht ab. Warum der Aufstand für die Mullahs gefährlich bleibt.

Die Drosselung des iranischen Internets funktioniert leider gut. Es gibt Mittel und Wege, sie zu umgehen, aber das ist nicht so einfach. Deshalb kommen Bilder und Informationen vom Aufstand immer spärlicher aus dem Land heraus. Aber anders, als es vielleicht an manchen Tagen den Anschein hat, beruhigt sich die Lage auch einen Monat nach dem Tod der jungen Mahsa Amini nicht. Im Gegenteil.

Waren es zunächst die jungen Frauen im Iran, die ihre Wut über die Religionspolizei auf die Straße trugen, kamen schnell ältere Frauen hinzu, es folgte der Protest an Schulen und Hochschulen und in Nachbarschaftskomitees, und seit ein paar Tagen streiken auch die Ölarbeiter.

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Funke Medien Gruppe / Mitarbeiter: Gudrun Büscher © Reto Klar | Reto Klar

Iran: Es geht um alles

Der Aufstand hat mittlerweile die meisten gesellschaftlichen Schichten erfasst und wird immer gefährlicher für das Regime. Denn längst geht es nicht mehr nur um das verhasste Kopftuch. Es geht um alles.

Dass am Wochenende das berüchtigte Evin-Gefängnis brannte, ist vermutlich kein Zufall. Dort sitzen auch viele politische Gefangene und etwa 1000 Teilnehmer an den jüngsten Protesten. Die Angehörigen fürchten um ihre Liebsten und trauen dem Regime ein Massaker zu, um den Widerstandsgeist im Land zu brechen. Lesen Sie auch: Tagebuch einer Iranerin: „Drei Polizisten erwischen mich“

Proteste: Jede dunkle Nacht, hat ein helles Ende

Niemand weiß, wie es weitergeht. Doch Brutalität und Gewalt wachsen und lassen Schlimmes befürchten. Viele Demonstranten wollen sich nicht wehrlos beschießen lassen und lernen im Internet gerade, wie man Molotowcocktails bastelt.

Noch hat das Mullah-Regime die Oberhand, denn es verfügt über die Waffen und damit hat es bisher jeden Aufstand erstickt. Dass es diesmal auch so ist, ist kein Naturgesetz. Ein persisches Sprichwort verspricht: Jede dunkle Nacht hat ein helles Ende.