Washington. „Wo ist Jackie?” Die Zweifel an der mentalen Frische des US-Präsidenten wachsen. Joe Biden muss sich für peinlichen Fehltritt erklären.

Wenige Wochen vor seinem 80. Geburtstag hat Joe Biden Kritikern neue Nahrung gegeben, die den amtierenden US-Präsidenten mental zuweilen für überfordert halten.

Bei einer prominenten Konferenz im Weißen Haus zum Thema Hunger fragte Biden am Mittwoch vom Podium nach der Kongress-Abgeordneten Jackie Walorski, die sich hier stark engagiert hatte. „Jackie, bist du hier? Wo ist Jackie? Ich denke, sie sollte hier sein.“

Binnen Sekunden fing sich Biden wieder und sagt den etwas ungelenken Satz: „Ich denke, sie wollte wohl nicht hier sein.” Grund: Die Republikanerin war im August in ihrem Heimatbundesstaat Indiana im Alter von 58 Jahren bei einem Auto-Unfall ums Leben gekommen.

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Biden hatte seinerzeit den Angehörigen persönlich bei einem längeren Telefonat mit viel Empathie kondoliert. Wie kann der erste Mann im Staate das vergessen haben?

Regierungssprecherin Karine Jean-Pierre versuchte später in der täglichen Pressekonferenz den bemerkenswerten Aussetzer als Ausdruck besonderer Wertschätzung für die Arbeit der Politikerin umzudeuten. „Er hat an sie gedacht, als er die Namen der Verfechter im Kongress zu diesem wirklich sehr wichtigen Thema (Hunger und gesunde Ernährung) genannt hat.“

Etliche Korrespondenten fragten irritiert mehrfach nach. „Wenn sie und die Familie ganz weit oben in seinen Gedanken sind, warum denkt der Präsident dann, sie lebt und ist anwesend. Ich denke, das ist verwirrend”, sagte Matt Visser von der „Washington Post".

Am morgigen Freitag plant Biden die Familie Walorskis im Oval Office zu empfangen. Eine Klinik für Militär-Veteranen soll mit dem Namen der Abgeordneten geehrt werden.

Während sich viele Biden-Kritiker in sozialen Medien und vor allem in der republikanischen Partei über den Patzer mokierten und dem Präsidenten die nötige geistige Frische absprachen, stellte sich Keith Walorski, einer der Brüder der Toten, vor den Demokraten: „Ja, das war ein großes Kuddelmuddel heute. Unentschuldbar? Nein. Unverzeihlich? Nein. Ich werfe ihm das nicht vor. Er tut mir einfach nur leid”, sagte Walorski der „New York Post”.

Dieser Text erschien zuerst auf morgenpost.de.