Berlin. Nach Berechnungen von Greenpeace verursacht die Landwirtschaft in Deutschland doppelt so viel Treibhausgas-Emissionen wie angenommen.

Laut einer neuen Analyse der Umweltorganisation Greenpeace ist die Landwirtschaft in Deutschland verantwortlich für deutlich mehr ausgestoßene Treibhausgase als bislang gedacht. Nach den Berechnungen der Organisation, die dieser Redaktion vorliegen, gehen jährlich 120 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente auf die Fleisch- und Milchproduktion in Deutschland zurück. Das Umweltbundesamt ging in einer Schätzung im Juni dieses Jahres noch von 60 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten aus, die aus der Landwirtschaft stammen.

Der Unterschied ergibt sich laut Greenpeace, weil die Berechnung der Umweltorganisation nicht nur direkte, sondern auch indirekte Emissionen aus der Landwirtschaft und vor allem der Tierhaltung einbezieht. Direkte Emissionen von landwirtschaftlicher Tierhaltung sind unter anderem der Ausstoß von Methan aus tierischen Verdauungsprozessen und Lachgas aus der Lagerung und Vergärung von Gülle. Als indirekte Treibhausgas-Emissionen, die auf die Landwirtschaft zurück gehen, gelten Emissionen aus dem Futtermittelanbau, der Herstellung von Dünger und durch veränderte Landnutzung wie Rodungen für Weideland.

Greenpeace wirft Klöckner „Rechenspiele“ vor

Um die Klimaziele zu erreichen, müssten die Produktion und der Konsum von Fleisch- und Milchprodukten deutlich zurückgefahren werden, so das Greenpeace-Fazit. „Statt immer mehr Fleisch und Milch immer günstiger für den Weltmarkt zu produzieren, braucht es eine auf nachhaltige Entwicklung ausgerichtete Agrarpolitik, die bäuerlichen Betrieben eine Zukunftsperspektive bietet“, heißt es in dem Papier. „Eine klimaschonende Bewirtschaftung mit einer deutlichen Reduzierung des Tierbestands ist elementarer Bestandteil davon.“

Greenpeace wirft Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) vor, die Emissionen aus dem Agrarbereich künstlich klein zu rechnen. „Mit Rechentricks lässt sich kein Klimaschutz betreiben“, sagte Lasse van Aken, Landwirtschafts-Experte der Organisation. „Die Tierhaltung in Deutschland ist der Elefant im Raum, um den die Bundesregierung beim Klimaschutz schon viel zu lange herumschleicht.” Wenn Deutschland die Klimaziele einhalten wolle, dürfe die Zahl der Tiere in der Landwirtschaft bis 2035 nur noch halb so hoch sein wie heute.