Berlin. Die Krankenhausgesellschaft warnt vor wachsenden Problemen bei Antibiotika, Krebspräparaten und bei speziellen Notfallmedikamenten.

Die deutschen Krankenhäuser warnen vor wachsenden Engpässen bei wichtigen Arzneimitteln wie Antibiotika, Krebspräparaten und Notfallmedikamenten für Herzinfarkte und Schlaganfälle: "Zunehmend verursachen Lieferengpässe große Probleme – auch im Krankenhaus", sagte Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), dieser Redaktion. 40 Prozent der Lieferengpässe, die dem Bundesinstitut für Arzneimittel im dritten Quartal 2022 gemeldet worden seien, beträfen das Krankenhaus.

Die größte Herausforderung stellten Lieferengpässe bei Notfallmedikamenten dar, wie seit April dieses Jahres beim Wirkstoff Alteplase. Dieser werde als lebensrettende Maßnahme zum Beispiel nach Herzinfarkt und Schlaganfällen eingesetzt, Alternativen seien rar oder fehlten ganz. Sehr problematisch seien in der derzeitigen Welle von Atemwegserkrankungen aber auch fehlende Mittel wie beispielsweise das Breitband-Antibiotikum Amoxicillin.

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Arzneimittel knapp: Was dahinter steckt

Grund dafür seien oft akute Probleme in der Herstellung, aber auch unzureichende Produktionskapazitäten und eine steigende Nachfrage. In diesem Jahr seien viele Arzneimittel betroffen, die zur Basisversorgung zählten, wie zum Beispiel gewöhnliche Antibiotika oder Medikamente, die für die Krebstherapie existenziell seien.

"Im Moment haben wir Probleme bei paracetamol- und ibuprofenhaltigen Fiebersäften für Kinder." Das betreffe nicht nur die niedergelassenen Ärzte, sondern auch die Krankenhäuser und hier besonders die extrem belasteten Kinderstationen, so Gaß. Lesen Sie auch: Krankenhausreform – Was sich für Patienten ändern soll

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"Diktat des Einsparens und jeden Preis muss enden"

"Wir müssen auf jeden Fall Wege finden, um auch in der Arzneimittelversorgung eine größere Unabhängigkeit des europäischen Kontinents zu gewinnen", forderte Gaß. "Das Diktat des Einsparens um jeden Preis muss enden, denn es gefährdet die Versorgung."

Für die Kliniken kämen zu den Problemen bei den Medikamenten auch Lieferprobleme bei Medizinprodukten, wobei auch hier wiederum Kinder in besonderem Maße betroffen seien: "Insbesondere Kinderkardiologen sowie medizinische Fachgesellschaften schlagen diesbezüglich bereits Alarm, da die kleinen Patienten nicht mehr adäquat versorgt werden können."

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