Köln. In Köln gehen Tausende Kurden gegen die Militäroffensive in Nordsyrien auf die Straße. Die befürchtete Eskalation blieb aber aus.

10.000 Protestierende haben sich am Samstag in Köln zu Kundgebungen gegen die türkische Militäroffensive in Nordsyrien versammelt.

Am Kölner Hauptbahnhof waren mehrere Anreisende überprüft worden, es sei aber niemand in Polizeigewahrsam genommen worden, sagte ein Sprecher. Die Demonstrationszüge setzten sich gegen in Bewegung. Die Sicherheitskräfte rechneten mit rund 20.000 Demonstrierenden - darunter auch gewaltbereiten aus ganz Europa.

Letztlich waren immerhin mehr als 10.0000 Teilnehmer gekommen – das waren 10.000 weniger als erwartet. Auch in anderen deutschen Städten gingen am Samstag Tausende gegen die Militäroffensive der Türkei auf die Straße, etwa in Hamburg, Berlin oder Stuttgart. In Frankfurt am Main etwa demonstrierten rund 4500 Menschen friedlich.

Die befürchtete Eskalation blieb in Köln aus. Die Demonstration durch die Innenstadt sei weitgehend störungsfrei verlaufen, Gesetzesübertretungen seien überschaubar geblieben, teilte die Polizei am frühen Samstagabend mit.

Kurden-Demo in Köln – Angst vor Eskalation war unübersehbar

Die Sorge vor einer Eskalation war in Köln zunächst unübersehbar: Hunderte Polizisten bewegten sich neben dem rot-gelb-grünen Fahnenmeer her, auch ein Hubschrauber war im Einsatz. Am Vorabend hatte der Polizeipräsident gewarnt: Man rechne mit mehreren Tausend gewaltbereiten Demonstranten, in ganz Europa sei zum Marsch in Köln aufgerufen worden. Türkische Nationalisten könnten sich unter die Kurden mischen und provozieren.

Diese blieben aber nun fern. Mehrere Male musste die Demo jedoch kurz angehalten werden, etwa wegen eines PKK-Rufs oder einer verbotenen Flagge der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei. Die Beamten schrieben entsprechende Anzeigen.

Bereits zum Auftakt wurde auf dem Ebertplatz nicht gekämpft, sondern gesungen und getanzt. „Wir sind ja wegen des Friedens hier. Das wäre total widersprüchlich“, sagte die 27-jährige Kurdin Canan Üzrek, die in Köln geboren ist.

Die Demonstranten sorgten für Aufsehen, als sie zu Tausenden von zwei Orten aus Richtung Hohenzollernring durch die Innenstadt zogen. Anwohner schauten aus den Fenstern, Kameraleute kletterten auf Baugerüste, Café-Besitzer standen vor den Türen.

Hintergrund: Wie kam es zur türkischen Offensive?

Polizisten beobachten bei einer Demonstration gegen die türkische Militär-Offensive in Nordsyrien Teilnehmern.
Polizisten beobachten bei einer Demonstration gegen die türkische Militär-Offensive in Nordsyrien Teilnehmern. © dpa | Fabian Strauch

Aufgerufen haben mehrere linke Bündnisse, auch die Partei Die Linke unterstützt den Aufruf. Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, twitterte am Morgen unter dem Stichwort „#WirHier“: „Für den Zusammenhalt in Deutschland, gegen Gewalt auf unseren Straßen.“

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Die Dachverbände der kurdischen Gemeinden in Deutschland haben eigenen Angaben zufolge keine Anhaltspunkte für Gewaltbereitschaft. Demonstrationen gegen das Vorgehen der Türkei in Nordsyrien waren für Samstag auch in anderen deutschen Städten geplant, darunter in Berlin, Saarbrücken, Stuttgart und Frankfurt am Main.

(jb/dpa)