Berlin. Der Bundesgesundheitsminister warnt vor einer Winterwelle und kritisiert die Länder. Drosten dagegen sieht ein Ende der Pandemie nahen.

Der Bundesgesundheitsminister rätselt über den Kurs einiger Bundesländer in der Corona-Politik. Er glaube, dass noch eine Winterwelle kommen werde, sagte Karl Lauterbach (SPD) am Donnerstag im Bayerischen Rundfunk. Er verstehe deshalb die Eile der Länder bei Lockerungen nicht. „Jetzt gibt es hier einen Überbietungswettbewerb: Welches Land kann zuerst lockern?“, sagte Lauterbach. „Das ist ein Stück weit populistisch.“ Außerdem gefährde es die, die sich selbst nicht gut schützen könnten.

Mehrere Länder hatten in den vergangenen Wochen beschlossen, dass Corona-Infizierte nicht mehr verpflichtet sein sollen, sich zu isolieren. Zuletzt hatte Rheinland-Pfalz die Isolationspflicht abgeschafft, allerdings mit der Maßgabe, dass infizierte Menschen in der Öffentlichkeit Maske tragen müssen. In Bayern und Schleswig-Holstein gibt es zudem Überlegungen, in wenigen Wochen die Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr abzuschaffen.

„Leichtsinnige“ Entscheidungen: Lauterbach verweist auf Übersterblichkeit im Oktober

Lauterbach kritisierte das scharf: Einer solchen „leichtsinnigen“ Entscheidung werde man sich nicht anschließen, sagte er am Donnerstag und verwies auf immer noch rund 1000 Menschen, die pro Woche mit dem Coronavirus sterben und eine unerwartet hohe Übersterblichkeit im Oktober.

In den vergangenen Wochen waren die Corona-Infektionszahlen in Deutschland deutlich gesunken. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Donnerstagmorgen mit 186,9 an. Am Vortag hatte der Wert der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 177,9 gelegen (Vorwoche: 199,2; Vormonat: 584). Allerdings liefern diese Angaben nur ein sehr unvollständiges Bild der Infektionszahlen. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus - vor allem, weil bei weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik.

Virologe Christian Drosten sieht inzwischen ein Ende der Pandemie näher kommen. Die Lage für das Virus werde „prekär“, sagte er der „Zeit“. „Es ist nicht mehr so, dass das Virus mit ein paar Mutationen das Spiel komplett drehen könnte.“ (tma/dpa)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.