Berlin/London. Die britische Premierministerin Liz Truss ist zurückgetreten. Die konservative Tory-Politikerin war gerade nur sechs Wochen im Amt.

Die britische Premierministerin Liz Truss tritt nach nur sechs Wochen im Amt zurück. Das sagte die konservative Politikerin am Donnerstag bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in der Londoner Downing Street. Truss wird auch ihr Amt als Chefin der konservativen Partei abgeben. Darüber habe sie bereits mit König Charles III. gesprochen.

Sie habe das Amt in Zeiten großer wirtschaftlicher und internationaler Instabilität übernommen. "Ich muss anerkennen, dass ich in dieser Situation nicht die Aufgabe erfüllen kann, für die ich zur Parteichefin gewählt wurde", sagte Truss. Ihre Nachfolge solle bereits in der nächsten Woche gewählt werden. Bis diese feststehe, werde sie Premierministerin bleiben. Der Anführer der Labour-Partei, Keir Starmer, forderte umgehend Neuwahlen abzuhalten.

Liz Truss' Rücktritt: Zweiter Wechsel innerhalb eines Jahres

Mit ihrem Rücktritt geht Truss als die Premierministerin mit der kürzesten Amtszeit überhaupt in die Geschichte des Vereinigten Königreichs ein: Sechs Wochen lang hatte sie das Amt inne. Für Großbritannien bedeutet ihr Rücktritt, dass das Land den nunmehr zweiten Wechsel an der Regierungsspitze innerhalb eines Jahres erlebt. Truss selbst hatte den ehemaligen Premierminister Boris Johnson beerbt. Wer nun auf sie folgt, ist aktuell noch unklar.

Truss hatte mit ihrer Politik der Steuersenkungen und des Wachstums um jeden Preis für große Unruhe an den Finanzmärkten gesorgt. Das britische Pfund war zeitweise so stark eingebrochen, dass die Notenbank einspringen musste, um die Währung zu stützen. Die Kritik kam dabei auch aus den eigenen Reihen. Truss musste eine politische 180-Grad-Wende hinlegen und verlor innerhalb einer Woche zwei ihrer wichtigsten Minister, Kwasi Kwarteng als Finanzminister und Suella Braverman als Innenministerin.

Ihr Rücktritt folgt nun aber auf eine Abstimmung im britischen Unterhaus über das Thema Fracking. Dabei hatten sich dramatische Szenen abgespielt, Abgeordente sollen eingeschüchtert worden sein, damit sie für die Regierung stimmen. Im Nachgang waren Rücktrittsforderungen laut geworden. (pcl/ mit dpa)