Berlin. Der Streit um den Rückzug westlicher Firmen aus Russland spitzt sich zu. Staatsanwälte sollen Verantwortlichen mit Haft gedroht haben.

Dutzende Konzerne aus dem Westen haben wegen des Krieges in der Ukraine ihren Rückzug aus Russland angekündigt, oder lassen ihre Geschäfte dort ruhen. Jetzt schalten sich offenbar russische Behörden ein: Verantwortlichen drohe die Festnahme, den Firmen die Beschlagnahme von Vermögen samt Eigentumsrechten, sollten sie sich aus Protest gegen den Ukraine-Krieg aus Russland zurückziehen. Das berichtete das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf vertraute Quellen.

Demnach hätten russische Staatsanwälte bereits Kontakt zu Konzernen wie Coca-Cola, McDonald’s, Procter & Gamble und IBM aufgenommen und vor schweren Konsequenzen gewarnt.

Die Warnungen „haben mindestens eins der betroffenen Unternehmen veranlasst, die Kommunikation zwischen dem russischen Teil und dem Rest des Unternehmens zu begrenzen“, hieß es in dem Bericht. Grund sei die Befürchtung, Nachrichten könnten abgefangen werden.

Britische Regierung drängt Unternehmen zum Rückzug aus Russland

Die russische Botschaft in den USA dementierte den Bericht und teilte mit: „Wir fordern die einheimischen Medien auf, die boshafte Angewohnheit der Verbreitung von Falschnachrichten zu unterlassen.“ Ob sie auch weiterhin Geschäfte in Russland machen wollen oder nicht, sei „allein Sache der Amerikaner“.

Seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine haben viele Konzerne ihre Geschäfte in dem Land auf Eis gelegt oder ganz eingestellt. VW und Daimler Truck stoppten ihre Produktion in Russland, Shell schloss alle Tankstellen.

Die britische Regierung drängte einheimische Unternehmen am Montag zum Rückzug aus Russland. Nötig seien Maßnahmen, „um gemeinsam den größtmöglichen wirtschaftlichen Schaden“ für Russland anzurichten, so Finanzminister Rishi Sunak. Westliche Länder hatten bereits weitreichende Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt.

Fast alle russischen Flugzeuge verlieren die Zulassung

Diese betreffen auch einen Großteil der Flotte russischer Fluggesellschaften wie Aeroflot, S7 und Utair. Der Inselstaat Bermuda hat am Wochenende rund 740 Flugzeugen die Zulassung entzogen. Die Jets waren aus Steuergründen auf der Karibikinsel registriert. So reagieren die Fluggesellschaften auf den Krieg in der Ukraine.

Viele Aeroflot-Jets haben am Wochenende ihre Zulassung verloren.
Viele Aeroflot-Jets haben am Wochenende ihre Zulassung verloren. © AFP | KIRILL KUDRYAVTSEV

Am Montag unterzeichnete der russische Präsident Wladimir Putin einen Erlass zur Ausstellung inländischer Lufttüchtigkeitsbescheinigungen. Damit können die Jets zumindest auf Inlandsstrecken fliegen.

Die Flugzeuge im Milliardenwert gehören meist westlichen Leasinggesellschaften. Landen sie im Ausland, droht die Beschlagnahme. Die EU hat angeordnet, dass Russland keine Ersatzteile mehr erhalten darf. Zudem müssen sämtliche Leasingverträge bis zum Monatsende gekündigt werden. (aky/AFP)

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

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