Berlin. Die Mehrheit der Deutschen ist einer Umfrage zufolge zufrieden mit dem Krisenmanagement. Die Kanzlerin macht derweil klar, was sie von der Debatte um eine Lockerung der Corona-Maßnahmen hält.

Kanzlerin Angela Merkel hält es für viel zu früh, über eine Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu sprechen. Sie wolle "sehr klar sagen, dass im Augenblick nicht der Zeitpunkt ist, über die Lockerung dieser Maßnahmen zu sprechen", sagte sie in Berlin.

Im Moment dauere es immer noch nur vier bis fünf Tage, bis sich die Zahl der Infizierten verdoppele. Diese Zeitspanne müsse sehr viel weiter gestreckt werden, "in Richtung von zehn Tagen". Das Ziel der Maßnahmen sei es, dass das Gesundheitssystem nicht überlastet werde.

Die Inkubationszeit dauere mindestens fünf Tage und könne bis 14 Tage dauern, sagte Merkel. Nachdem die am vergangenen Sonntag beschlossenen Maßnahmen erst am Montag in weiten Teilen Deutschlands in Kraft getreten seien, sei man noch nicht in dem Bereich, in dem man sehen könne, ob sie wirkten. Sie müsse deshalb "die Menschen in Deutschland um Geduld bitten", sagte die Kanzlerin und ergänzte: "Es war immer klar, dass wir erst dann, wenn wir Effekte sehen, darüber nachdenken können", die Maßnahmen zurück zu fahren. Davon sei man leider "noch ein ganzes Stück entfernt".

Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat vor einer zu frühen Debatte über eine Lockerung der Kontaktbeschränkungen gewarnt. "Ich wage im Moment überhaupt keine Prognose, weil klar ist, dass diese drastischen Maßnahmen ja wirklich auch aus Vorsorge getroffen wurden", sagte sie dem Radioprogramm SWR Aktuell. Sie verwies auf die "schreckliche" Entwicklung der Krise im französischen Elsass. "Wir sind gut beraten, dass wir weiterhin etwas Ausdauer haben, dass wir diese Maßnahmen auch durchhalten."

Ähnlich äußerte sich die Ministerpräsidentin auch in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Es ist zu früh und kontraproduktiv, schon jetzt über einen konkreten Zeitpunkt zu diskutieren, wann die Maßnahmen gelockert oder sogar ganz aufgehoben werden können", sagte Dreyer. "Wir sollten erst Klarheit darüber haben, ob die Maßnahmen greifen." Es brauche auch eine Strategie, wie das öffentliche Leben wieder aufgenommen werden könne. Das wichtigste Ziel sei derzeit, die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen. "Ich bin der Bevölkerung sehr dankbar, dass sie sich verantwortungsvoll an die Kontaktbeschränkungen hält und bitte, weiterhin durchzuhalten."

Zwei Monate nach der Bekanntgabe der ersten Corona-Infektion in Deutschland ist die Mehrheit der Deutschen zufrieden mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur bewerteten 54 Prozent das Agieren des Kabinetts in der Krise eher positiv. 13 Prozent sagten sogar, sie seien "sehr zufrieden". Eher unzufrieden sind dagegen 38 Prozent. Acht Prozent machten keine Angaben.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) warnte vor verfrühten Spekulationen über ein Ende der Beschränkungen und Auflagen. "Wenn wir erfolgreich sein wollen, und wenn wir aus dieser Krise herauskommen wollen, müssen wir diesen Weg, den wir jetzt beschritten haben, weitergehen", sagte Söder in einer am Donnerstagabend verbreiteten Videobotschaft. "Deswegen mein Tipp: Noch nicht vorzeitig darüber spekulieren, wann und wie Maßnahmen gelockert werden können. Sondern jetzt ist es wichtig, die nächste Zeit gemeinschaftlich durchzustehen."

Auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte am Donnerstagabend in der Sendung "ARD Extra": "Wir sind nicht über den Berg, wir stehen mitten in der Krise." Er erklärte, man werde Ende der Osterferien beurteilen, "wo stehen wir in Deutschland".

Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer nannte mögliche Maßnahmen, die zu gegebener Zeit eine Lockerung der verhängten Einschränkungen ermöglichen könnten. "Ich bin dafür, dass wir fortlaufend prüfen, ab wann es die epidemiologische Lage erlaubt, die harten Einschnitte zu lockern", sagte die Verteidigungsministerin der Zeitung "Die Welt" (Online Donnerstag/Print Freitag). "Vieles deutet darauf hin, dass die besondere Isolation von Risikogruppen, flächendeckende Tests und auch das Sammeln, Nachverfolgen und Auswerten der Daten zu Risikogruppen, Infizierungen, Erkrankungen und Heilungen uns dabei helfen können, gangbare Wege zu finden, um schrittweise die Einschränkungen wieder aufzuheben."

Bund und Länder streben einem Medienbericht zufolge eine Ausweitung der Testkapazitäten für Infektionen mit dem Coronavirus an. Die "Bild"-Zeitung (Freitag) berief sich auf das interne Beschlussprotokoll einer Telefonkonferenz zwischen Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) und den Chefs der Staatskanzleien der Länder vom Mittwoch. Darin heiße es: "Bund und Länder stimmen darüber ein, die Kapazitäten zur Testung auf das neue Coronavirus deutlich zu erhöhen." Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte gesagt, die Kapazität liege mit 300.000 bis 500.000 Tests pro Woche auch im internationalen Vergleich sehr hoch.