Ukraine-Krieg

Ukraine-Krieg: Wie Milliardär Elon Musk sich an Melnyk rächt

Miguel Sanches
| Lesedauer: 4 Minuten
Selenskyj: Russland schickt Reservisten als "Kanonenfutter" an die Front

Selenskyj: Russland schickt Reservisten als "Kanonenfutter" an die Front

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland vorgeworfen, mit seiner Teilmobilmachung eingezogene Reservisten als "Kanonenfutter" in die Ukraine zu schicken.

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Berlin   "Fuck off", twittert Botschafter Melnyk an Elon Musk. Nun will der US-Milliardär Satellitendienste für die Ukraine nicht mehr sponsern.

Als Elon Musk die Ukraine zu Friedensverhandlungen aufrief, weil sie den Krieg mit Russland nicht gewinnen könne, twitterte der scheidende Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk: "Fuck off is my very diplomatic reply to you @elonmusk". Genau dieser Empfehlung folgt der US-Milliardär nach eigenen Worten. Musk will der Ukraine nicht länger sein Satellitensystem kostenfrei bereit stellen. Das ist für Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj eine richtig schlechte Nachricht. Lesen Sie auch: Putins Alptraum: Gehen Russland Raketen und Munition aus?

Im Ukraine-Krieg haben die russischen Truppen die Kommunikationsstrukturen massiv angegriffen, sei es mit Raketen, sei es mit Cyber-Attacken. Deswegen waren die ukrainischen Militärs dankbar, dass sie auf Musks Satellitensystem Starlink ausweichen konnten. Vize-Premier Michail Fedorow schrieb, "mit Starlink haben wir die Verbindung in kritischen Bereichen schnell wiederhergestellt".

Ukraine-Krieg: Das Pentagon soll jetzt die Rechnung für Satellitendienste zahlen

Erst im Juli hatte Saluschnyj nach über 6.000 weiteren Starlink-Terminals angefragt, mit denen die Datenverbindung via Satelliten hergestellt wird. Nun hat das Unternehmen dem US-Verteidigungsministerium laut dem Nachrichtensender CNN mitgeteilt, dass es die Finanzierung des Dienstes in der Ukraine einstellen könnte. Das Pentagon soll zahlen. Musk will offenbar nicht mehr spendabel sein.

Auf ein Jahr gerechnet geht es um fast 380 Millionen Dollar, wie ein hochrangiger US-Verteidigungsbeamte dem Sender erklärte. Die Terminals kosten je nach Modell zwischen 1500 und 2500 US-Dollar. Dazu kommen etwa 60 Dollar an Servicekosten pro Monat. Die Geräte sind klein, handlich und tragbar, ausgestattet mit einer kleinen Antenne. Mit ihrer Hilfe können die Soldaten nicht nur kommunizieren, sondern auch Überwachungsdrohnen steuern, beziehungsweise ihre Luftaufnahmen an die Artillerie übermitteln. Ohne diese Hilfe würde man quasi ins Blaue hinein schießen. Für die ukrainischen Einheiten auf dem Schlachtfeld ist "Starlink" die Kommunikationsmethode schlechthin. Laut Saluschnyj werden bei den Kämpfen etwa 500 Terminals pro Monat zerstört. Auch interessant: Ukraine-Krieg: Nato verspricht Hilfe gegen Kamikaze-Drohnen

Musk hatte sich für seine Spenden feiern lassen. Aber zur Wahrheit gehört, dass der größte Teil der Terminals von Polen, Großbritannien, den USA oder privaten Unterstützern gezahlt wurde. "Wir sind nicht in der Lage, weitere Terminals an die Ukraine zu spenden oder die bestehenden Terminals auf unbestimmte Zeit zu finanzieren“, schrieb der Director of Government Sales von SpaceX in dem September-Brief an das Pentagon. Laut Musk gibt es in der Ukraine rund 25.000 solcher Terminals.

Ukraine-Krieg: Wie es zum Zerwürfnis zwischen Musk und Selenskyj kam

Musk kann nicht mehr zahlen, vielleicht will er es auch einfach nicht mehr, nachdem es zum Zerwürfnis mit Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew gekommen war. Musk hatte vorgeschlagen, Russland die Halbinsel Krim zu überlassen und in den vier von Russland annektierten Regionen Volksabstimmungen unter UNO-Aufsicht durchzuführen. Außerdem sollte die Ukraine ihre Neutralität erklären, also entgegen Selenskyjs Plänen nicht der Nato beitreten. Darauf stellte Selenskyj via Twitter die Frage, auf wessen Seite Musk stehe. Der antwortete, dass er "die Ukraine immer noch sehr unterstütze“, aber eine "massive Eskalation“ befürchte.

Laut CNN sagte er im privaten Kreis, die Ukraine sollten nach ihren jüngsten militärischen Erfolgen verhandeln. "Dies ist die Zeit dafür. Sie wollen es nicht, das ist sicher. Aber jetzt ist die Zeit dafür“, zitiert der Sender einen Teilnehmer, "jeder möchte Frieden suchen, wenn er verliert, aber er möchte keinen Frieden suchen, wenn er gewinnt." Der Milliardär dringt auf Verhandlungen mit Kreml-Chef Wladimir Putin.

Laut Jason Jay Smart von der Kiew Post war Starlink ein "Game Changer" im Krieg, und er stellt auch einen direkten Zusammenhang mit Melnyks ausfallendem Verpiss-Dich-Tweet her. Tatsächlich bestätigte Musk am Freitag via Twitter: "Wir folgen nur seiner Empfehlung“. Auch interessant: Botschafter Melnyk: "Habe auch viele Fehler gemacht"