Berlin. Makeiev hat das Amt als ukrainischer Botschafter in Berlin offiziell angetreten. Was ihn vom Vorgänger Andrij Melnyk unterscheidet.

Die Stimme ist fest, der Blick direkt auf den Betrachter gerichtet. „Danke Deutschland, was Sie für die Ukrainerinnen und Ukrainer hier im Lande gemacht haben, damit sie sich geschützt fühlen“, sagt der Mann im lilafarbenen Rollkragenpullover. Im Hintergrund ist eine Wiese zu sehen. Es ist ein Selfie-Video von Oleksii Makeiev, der am Montag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seine Akkreditierung als Botschafter der Ukraine bekommen hat. Der Tweet mit dem Video ist eine Woche alt.

Makeiev hat bewusst ein Wort des Dankes als erste Botschaft an die deutsche Bevölkerung gesetzt. Er will Vertrauen gewinnen, Brücken bauen. Es ist ein stilistischer Kontrapunkt zu seinem Vorgänger Andrij Melnyk. Der war die Bundesregierung nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine immer wieder hart angegangen.

Melnyk forderte schwere Waffen, übte scharfe Kritik an der deutschen Zögerlichkeit zu Beginn des Krieges. Und machte dabei auch nicht vor diplomatischen Grenzüberschreitungen Halt, als er Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als „beleidigte Leberwurst“ bezeichnete.

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Botschafter der Ukraine: Makeiev gibt sich betont locker – und steht auf Rockmusik

Diese harschen Töne sind von Makeiev nicht zu erwarten. Aber er wird als Berliner Statthalter eines Landes im Krieg genau so hart in der Sache auftreten. „Danke Bundesregierung für all die Hilfe und Waffen, die in die Ukraine geschickt worden waren, damit wir uns in diesem barbarischen Krieg schützen können.“

Makeiev dürfte es indessen nicht bei reinen Nettigkeiten belassen. „Ich muss ehrlich sagen: Wir brauchen mehr, wir brauchen viel mehr“, schließt er seinen Tweet.

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Bereits mit 21 Jahren trat der 1975 in Kiew geborene Politologe in den diplomatischen Dienst ein. Er spricht, wie sein Vorgänger, fließend Deutsch. Station machte er unter anderem in den Auslandsvertretungen seines Landes in der Schweiz und Deutschland. 2014 wurde er als politischer Direktor ins Außenministerium in Kiew berufen. Seit 2020 war er Sonderbeauftragter für Sanktionspolitik.

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Makeiev gibt sich betont locker. Für die 15-stündige Autofahrt von Kiew nach Berlin bat er seine Follower auf Twitter um Musiktitel für seine Playlist. „Eher was rockiges“, schrieb er. Bisher habe er Lieder wie „99 Luftballons“ von Nena, „Rock Me Amadeus“ von Falco und „Hier kommt Alex“ von den Toten Hosen gespeichert. Künftig dürfte es in den Tweets des neuen Botschafters wesentlich politischer zugehen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.