Berlin. Nach dem tödlichen Raketeneinschlag im Osten Polens bietet Deutschland seine Hilfe bei der Luftraumüberwachung an. Mehr dazu im Blog.

  • Die in Polen eingeschlagene Rakete stammte sehr wahrscheinlich aus der Ukraine
  • Trümmerteile deuten auf ein Geschoss des Flugabwehrsystems S-300 hin
  • Sowohl die Nato als auch Polen gehen nicht von einem gezielten Angriff aus
  • Politische Stimmen machen Russland dennoch für den Einschlag verantwortlich
  • Die Ukraine fordert "sofortigen Zugang" zum Einschlagsort
  • Dieser Newsblog ist geschlossen. Wir danken für Ihr Interesse.

Warschau. Nach dem tödlichen Raketentreffer im Osten Polens deutet alles darauf hin, dass es sich bei dem Geschoss um eine Flugabwehrrakete aus der Ukraine handelt. Das teilten sowohl US-Präsident Joe Biden beim G20-Gipfel auf Bali als auch die Nato-Staaten und die polnische Regierung mit. Es handelte sich demnach um eine Rakete des Systems S-300. Das System sowjetischer Bauart ist wesentlicher Bestandteil der ukrainischen Flugabwehr.

Von mehreren Seiten hieß es nach dem Einschlag, Russland trage mit seinem Beschuss der Ukraine die Verantwortung für den Vorfall in Polen. Dies gelte selbst dann, wenn es sich tatsächlich um eine ukrainische Abwehrrakete gehandelt haben sollte. Die russische Regierung bestritt, Ziele im ukrainisch-polnischen Grenzgebiet beschossen zu haben und sprach von einer gezielten Provokation, um damit eine Nato-Reaktion auszulösen.

Es ist der erste derartige Vorfall in dem seit fast neun Monaten dauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Polen ist Mitglied der EU und des westlichen Verteidigungsbündnisses Nato.

Die Google-Earth-Luftaufnahme zeigt die Region um den Ort Przewodow in Polen nahe der Grenze zur Ukraine (rechts).
Die Google-Earth-Luftaufnahme zeigt die Region um den Ort Przewodow in Polen nahe der Grenze zur Ukraine (rechts). © ---/google earth/dpa

Nachrichten zur Krise in Polen von Mittwoch, 16. November – Dieser Newsblog ist geschlossen.

22.15 Uhr: Wir danken für Ihr Interesse.

Selenskyj: "Ich denke, dass es eine russische Rakete war"

19.16: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angezweifelt, dass es sich bei dem Raketeneinschlag auf polnischem Staatsgebiet um ein ukrainisches Geschoss gehandelt haben soll. "Kann man Fakten oder irgendwelche Beweise von den Partnern erhalten?", fragte der 44-Jährige am Mittwoch vor Journalisten in einem im Fernsehen ausgestrahlten Interview. Der Staatschef forderte den Einsatz einer gemeinsamen Untersuchungskommission und Zugang zu den vorhandenen Daten. Westliche Staaten gehen derzeit davon aus, dass eine Rakete der ukrainischen Luftabwehr hinter der Explosion steckte.

"Ich denke, dass es eine russische Rakete war – gemäß dem Vertrauen, das ich zu den Berichten der Militärs habe", unterstrich Selenskyj. Den ukrainischen Daten zufolge passe von insgesamt 25 russischen Raketenschlägen auf die Westukraine eine zeitlich mit dem Einschlag in Polen zusammen. Zudem stellte er die Frage: "Kann ein Krater mit einem Durchmesser von 20 Metern und einer Tiefe von fünf Metern durch Trümmer verursacht worden sein oder nicht?"

Sollte sich trotz seiner Zweifel herausstellen, dass eine ukrainische Rakete für den Tod von zwei Polen verantwortlich war, stellte Selenskyj eine Entschuldigung in Aussicht. Darüber hinaus betonte er, die Ukraine sei die "reale Luftabwehr von ganz Osteuropa". Dies werde von den Partnern nicht genug gewürdigt.

Präsident Wolodymyr Selenskyj zweifelt daran, dass eine ukrainische Rakete in Polen eingeschlagen sein soll.
Präsident Wolodymyr Selenskyj zweifelt daran, dass eine ukrainische Rakete in Polen eingeschlagen sein soll. © Ukraine Presidency/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa

Litauen erhöht Einsatzbereitschaft von Teilen seiner Armee

17.30 Uhr: Litauen hat nach dem tödlichen Raketeneinschlag in Polens Grenzgebiet zur Ukraine einen Teil seiner Streitkräfte in höhere Einsatzbereitschaft versetzt. Nach Angaben der Sprecherin von Armeechef Valdemaras Rupsys sei der Bereitschaftsgrad der Einheiten zur Luftverteidigung erhöht worden. Damit sei die Reaktionszeit verkürzt worden, um auf potenzielle Bedrohungen zu reagieren und die vorgegebenen Aufgaben auszuführen, sagte sie der Agentur BNS am Mittwoch, ohne nähere Angaben zu machen.

Darüber hinaus will Litauen seine Verteidigungsausgaben im kommenden Jahr weiter erhöhen. Die Regierung in Vilnius passte am Mittwoch den Haushaltsentwurf für 2023 an, um eine Erhöhung des Militäretats auf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu ermöglichen. Finanziert werden sollen die zusätzlichen Mittel durch Kreditaufnahme, sagte Finanzministerin Gintare Skaiste einem Bericht der Agentur BNS zufolge bei der Kabinettssitzung. Voraussetzung dafür sei, dass das Haushaltsdefizit des baltischen EU- und Nato-Landes dadurch nicht 4,9 Prozent des BIPs übersteige.

Polens Präsident Duda: Derzeit keine Gefahr für Land und Bürger

16.35 Uhr: Nach dem tödlichen Einschlag einer Rakete in Polens Grenzgebiet zur Ukraine hat Präsident Andrzej Duda Entwarnung gegeben. Es bestehe derzeit keine "eindeutige oder bekannte direkte Gefahr" für das Land und seine Bürger, sagte Duda am Mittwoch in Warschau nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates. Es gebe außerdem auch keine Signale dafür, dass sich ein derartiges Ereignis wiederholen könnte.

Polens Präsident Duda auf einer Pressekonferenz nach der Sitzung des Regierungsausschusses für Landesverteidigung und Verteidigungsangelegenheiten in der Zentrale des Büros für Nationale Sicherheit.
Polens Präsident Duda auf einer Pressekonferenz nach der Sitzung des Regierungsausschusses für Landesverteidigung und Verteidigungsangelegenheiten in der Zentrale des Büros für Nationale Sicherheit. © Pawel Supernak/PAP/dpa

Baerbock sieht Verantwortung bei Russland nach Raketeneinschlag

16.10 Uhr: Außenministerin Annalena Baerbock sieht bei Russland eine Verantwortung für den tödlichen Raketeneinschlag in Polen. "Diese Menschen wären nicht ums Leben gekommen, würde es diesen brutalen russischen Angriffskrieg nicht geben", sagte Baerbock am Mittwoch nach Ankunft bei der Weltklimakonferenz in Ägypten. in den Stunden vor dem Einschlag, der jüngsten Erkenntnissen zufolge durch die ukrainische Flugabwehr verursacht worden sei, habe es schwerste Luftangriffe auf ukrainische Städte gegeben, darunter auf Lemberg direkt an der EU-Grenze.

"Die letzten 18 Stunden haben gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir in diesen Momenten besonnen, aber vor allem auch gemeinsamen als Europäische Union, als Nato-Staaten agieren", sagte die Grünen-Politikerin. So lange der Krieg in der Ukraine nicht beendet sei, müssten die Menschen im Land über die nächsten Wochen und Monate mit Strom, Energie und Wasser versorgt werden.

Sprecherin des russischen Außenministers fordert Entschuldigung

15.21 Uhr: Russlands Außenamtssprecherin Maria Sacharowa hat sich über den tödlichen Raketeneinschlag in Polen lustig gemacht. Die Ukraine habe immer in die Nato eintreten wollen, nun sei sie mit Gewalt eingedrungen – mit einer S-300, griff die Sprecherin von Außenminister Sergej Lawrow am Mittwoch auf ihrem Telegram-Kanal einen Witz auf, der zuvor bereits in sozialen Medien kursierte. Anschließend forderte sie Polen zu einer Entschuldigung auf.

"Der Präsident Polens hat den Absturz der Rakete einen 'Unglücksfall' genannt." Zuvor hätten polnische Politiker jedoch "Hysterie" verbreitet, sich zu 'russophoben Ausfällen' hinreißen lassen und den russischen Botschafter gegen Mitternacht einbestellt. Dafür solle sich Warschau entschuldigen", schrieb Sacharowa.

Ukraine fordert "sofortigen Zugang" zu Explosionsort in Polen

14.54 Uhr: Nach dem Raketeneinschlag in Polen verlangt die Ukraine "sofortigen Zugang" zum Explosionsort. Der Sekretär des ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrats, Oleksij Danilow, erklärte am Mittwoch auf Twitter, sein Land sei "bereit, den Beweis für die russische Spur zu übergeben". Er forderte "eine gemeinsame Untersuchung des Vorfalls", erklärte Danilow: "Wir erwarten von unseren Partnern auch die Informationen, auf deren Grundlage die endgültige Schlussfolgerung gezogen wurde, dass es sich um eine ukrainische Luftabwehrrakete handelte.".

Auch die ukrainische Luftwaffe bot Unterstützung an. "Die Luftstreitkräfte haben einen Luftangriff abgewehrt. Was weiter geschah, ob es eine russische Rakete oder die Trümmer von zwei Raketen waren, dafür muss man nachschauen, was dort vor Ort liegt", sagte Sprecher Jurij Ihnat.

CDU-Chef Merz: "Die Völkergemeinschaft isoliert Russland"

14:49 Uhr: CDU-Chef Friedrich Merz sieht Russland nach dem G20-Gipfel international isoliert. "Auf dem G20-Gipfel sind nun Länder auf Distanz zu Russland gegangen, die bisher gezögert haben", sagte Merz dieser Redaktion. "Das ist in diesen schrecklichen Tagen die gute Nachricht: Die Völkergemeinschaft isoliert Russland und rückt zusammen."

Die Situation bleibe aber angespannt: "Russland führt massive Raketenangriffe aus gegen die kritische Infrastruktur und gegen die Zivilbevölkerung in der Ukraine", sagte der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. "Das sind fortgesetzte Kriegsverbrechen." Seit Monaten sei daher damit zu rechnen gewesen, dass es auch zu so einem solchen Ereignis wie jetzt in Polen kommen könne. Merz betonte jedoch: "Die Gründe für den Vorfall sind noch nicht vollständig aufgeklärt. Es verbieten sich daher Spekulationen und eine vorschnelle Reaktion."

Polnische Regierung erklärt mögliche Ursache für den Einschlag

14.11 Uhr: Die im polnischen Grenzgebiet zur Ukraine eingeschlagene Rakete gehört nach Angaben der polnischen Regierung definitiv zum Flugabwehrsystem des Typs S-300. Am Ort der Explosion in dem polnischen Dorf Przewodow seien Trümmer eines solchen Flugabwehrgeschosses gefunden worden, schrieb Polens Justizminister Zbigniew Ziobro am Mittwoch auf Twitter. Dieses werde sowohl von der russischen als auch von der ukrainischen Armee eingesetzt.

Polizisten sichern nach dem Raketeneinschlag die Gegend nahe der polnisch-ukrainischen Grenze.
Polizisten sichern nach dem Raketeneinschlag die Gegend nahe der polnisch-ukrainischen Grenze. © Michal Dyjuk/AP/dpa

Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki sagte, die bisherigen Erkenntnisse ließen mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf schließen, dass es zu der Explosion in Przewozow in der Folge eines Abschusses einer russischen Rakete gekommen sei. Danach sei dann eine in der Sowjetunion hergestellte Flugabwehrrakete, die sich in ukrainischem Besitz befunden habe, auf polnisches Gebiet gefallen.

Polen: Verfahren zu Artikel 4 des Nato-Vertrags nicht nötig

13.19 Uhr: Nach den jüngsten Erkenntnissen sieht Polen keine unbedingte Notwendigkeit mehr, das Verfahren nach Artikel 4 des Nato-Vertrags einzuleiten. Die meisten bislang gesammelten Beweise deuteten darauf hin, dass "die Auslösung von Artikel 4 dieses Mal vielleicht nicht notwendig sein wird", sagte Regierungschef Mateusz Morawiecki am Mittwoch in Warschau bei einer gemeinsamen Erklärung mit Präsident Andrzej Duda.

Artikel 4 sieht Beratungen der Nato-Staaten vor, wenn einer von ihnen die Unversehrtheit seines Gebiets, die politische Unabhängigkeit oder die eigene Sicherheit bedroht sieht.

Nato-Generalsekretär: "Kein Hinweis auf vorsätzlichen Angriff"

12.55 Uhr: Die Nato hat nach Angaben ihres Generalsekretärs Jens Stoltenberg keine Hinweise darauf, dass der Raketeneinschlag in Polens Grenzgebiet zur Ukraine ein vorsätzlicher Angriff war. Nach vorläufigen Analysen sei der Vorfall wahrscheinlich durch eine ukrainische Flugabwehrrakete verursacht worden, die gegen russische Angriffe mit Marschflugkörpern eingesetzt worden sei, sagte Stoltenberg am Mittwoch in Brüssel. Es gebe keine Hinweise, dass Russland offensive militärische Aktionen gegen die Nato vorbereite.

"Das ist nicht die Schuld der Ukraine", betonte Stoltenberg gleichwohl. Russland trage letztendlich die Verantwortung, da es seinen illegalen Krieg gegen die Ukraine fortsetze. Die Ermittlungen zu dem Vorfall sind Stoltenberg zufolge weiter im Gange.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg

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    Öffentliches Interesse an News nach Raketeneinschlag in Polen

    12.42 Uhr: Der Raketeneinschlag in Polens Grenzgebiet zur Ukraine hat am Dienstagabend den Nachrichtensendungen sehr viel Interesse eingebracht. Die "Tagesschau" um 20 Uhr sahen 4,94 Millionen (18,6 Prozent) allein im Ersten. Das "Tagesthemen extra" um 21.05 Uhr schalteten dann 5,08 Millionen Zuschauer (19,1 Prozent) ein. Um 21.45 Uhr verfolgten das "heute-journal" 4,07 Millionen (16,8 Prozent).Beim "RTL Direkt" um 22.15 Uhr waren 2,67 Millionen (16,8 Prozent) dabei. Die "Tagesthemen" um 22.25 Uhr wollten 2,71 Millionen (14,9 Prozent) sehen.

    Polens Präsident Duda: Raketeneinschlag war kein gezielter Angriff

    12.35 Uhr: Die Rakete, die am Dienstag auf polnischem Gebiet einschlug, stammte nach Angaben von Präsident Andrzej Duda "höchstwahrscheinlich" von der ukrainischen Luftabwehr. "Absolut nichts deutet darauf hin, dass dies ein absichtlicher Angriff auf Polen war", sagte der polnische Präsident am Mittwoch vor Journalisten. "Höchstwahrscheinlich war dies eine Rakete, die in der Raketenabwehr eingesetzt wird, das heißt, dass sie von den ukrainischen Verteidigungskräften eingesetzt wurde", sagte Duda.

    Deutschland bietet Polen Hilfe bei Luftraumüberwachung an

    12.05 Uhr: Nach dem Raketeneinschlag in Polen bietet Deutschland dem Land als "Sofortreaktion" Unterstützung bei der Luftraumüberwachung an. "Dies kann bereits morgen erfolgen, wenn Polen das wünscht", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Mittwoch in Berlin in der Bundespressekonferenz. Es gehe um eine Verstärkung des so genannten Air Policing mit Eurofighter-Flugzeugen der Luftwaffe.

    "Die Jets müssen dafür nicht nach Polen verlegt werden. Die Patrouillen können von deutschen Luftwaffenbasen aus erfolgen", sagte der Ministeriumssprecher. Die Luftwaffe habe dies im laufenden Jahr bereits bis Juli gemacht. "Das ist also bewährt." Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) werde dazu heute noch das Gespräch mit ihrem polnischen Amtskollegen suchen.

    Hofreiter: Einschlag einer fehlgeleiteten Luftabwehrrakete in Polen wahrscheinlich

    12 Uhr: Der Grünen-Politiker Anton Hofreiter geht nicht davon aus, dass die Einschläge in Polen auf russischen Beschuss zurückzuführen sind. "Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Aussagen der USA richtig sind, dass es sich um eine fehlgeleitete Luftabwehrrakete aus der Ukraine handelt", sagte Hofreiter unserer Redaktion. "Bei all dem muss klar sein, die Ursache ist der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine."

    Russland habe am Dienstag "massiv zivile Infrastruktur in der Ukraine angegriffen und über 100 Raketen abgefeuert, mit dem Ziel die ukrainische Bevölkerung zu terrorisieren", fügte Hofreiter hinzu. "Der russische Beschuss und die großen Ausfälle bei der Energieversorgung zeigen, dass wir die Ukraine noch stärker bei der Luftabwehr unterstützen müssen." Das Vorgehen der polnischen Regierung nach den Einschlägen am Dienstag lobte der Grünen-Politiker ausdrücklich: "Die polnische Regierung hat sehr besonnen auf den Raketeneinschlag in Polen reagiert."

    Anton Hofreiter (Bündnis90/Die Grünen) während eines Interviews mit der dpa.
    Anton Hofreiter (Bündnis90/Die Grünen) während eines Interviews mit der dpa. © dpa

    Polen verstärkt Genzschutz – Opposition: Der "dramatischste Tag" im Ukraine-Krieg

    11.30 Uhr: Nach dem tödlichen Raketeneinschlag in Polens Grenzgebiet zur Ukraine hat der polnische Grenzschutz seine Patrouillen dort verstärkt. "Die Beamten sind sich der Tatsache bewusst, dass sie alle beunruhigenden Vorfälle sorgfältig analysieren und melden müssen", sagte die Sprecherin des Grenzschutzes am Mittwoch in Warschau. Die Abfertigung an allen acht Grenzübergängen zu dem östlichen Nachbarland laufe mittlerweile wieder normal, nachdem es in der Nacht auf Mittwoch auf ukrainischer Seite zu einer mehrstündigen Aussetzung gekommen war.

    Der polnische Oppositionsführer Donald Tusk hat indes Russland für das Gefühl einer Bedrohung in seinem Land verantwortlich gemacht. Aus polnischer Sicht sei dies der "dramatischste Tag" seit Beginn des Ukraine-Kriegs, sagte der Chef der liberalkonservativen Bürgerplattform am Mittwoch in Warschau. "Dies sind die ersten Opfer dieses Krieges auf polnischem Boden, und deshalb sind wir alle so tief betroffen von diesem tragischen, unnötigen Tod unserer Landsleute."

    Der Angriff Russlands sei der Grund für das berechtigte Gefühl der Bedrohung, dass in polnischen Haushalten sowohl am Tag des Kriegsausbruchs als auch nun wieder nach dem Raketeneinschlag im Ort Przewodow entstanden sei. "Russland ist zu hundert Prozent für diese Situation verantwortlich", sagte der ehemalige EU-Ratsvorsitzende.

    Belgien: Trümmer von russischen Raketen und ukrainischen Flugabwehrraketen

    10.45 Uhr: Die tödliche Explosion in Polen geht nach Angaben der belgischen Regierung vermutlich auf eine ukrainische Luftabwehrrakete zurück. Die belgische Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder erklärte am Mittwoch in Brüssel, nach Informationen der Nachrichtendienste Belgiens, die mit den Diensten der Nato-Partner in engem Kontakt stünden, seien die Einschläge "von ukrainischen Luftabwehrsystemen ausgelöst worden, die zur Abwehr russischer Raketen eingesetzt wurden".

    Auf Grundlage der verfügbaren Informationen seien "Trümmerteile von russischen Raketen und ukrainischen Flugabwehrraketen auf polnischem Boden eingeschlagen", erklärte die belgische Ministerin weiter. Untersuchungen müssten dazu aber noch Klarheit bringen. Über den Vorfall berieten in Brüssel die Botschafter der Nato-Länder sowie die der Europäischen Union in getrennten Sitzungen.

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    Einschlag in Polen: China ruft zur Zurückhaltung auf

    10.31 Uhr: China hat nach dem Raketeneinschlag in Polen alle Seiten zur Zurückhaltung aufgerufen. "In der aktuellen Situation müssen alle Seiten Ruhe bewahren und Zurückhaltung üben, um eine Eskalation zu vermeiden", sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums am Mittwoch. Chinas Position zur Situation in der Ukraine sei unverändert: "Dialog und Verhandlungen haben Priorität, um die Krise auf friedliche Weise zu lösen", sagte der Sprecher.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland kurz vor Ende des G20-Gipfeltreffens erneut für den Einschlag verantwortlich gemacht. Der Raketeneinschlag sei eine "Botschaft Russlands an den G20-Gipfel" gewesen, sagte Selenskyj am Mittwoch in einer Videoansprache. Der ukrainische Staatschef sagte, mit Russland gehöre den G20-Ländern auch ein "terroristischer Staat" an, gegen den sich die Ukraine verteidigen müsse.

    Estland beruft wegen Raketenschlag in Polen Regierungssitzung ein

    10.28 Uhr: In Estland kommt die Regierung in Tallinn nach dem tödlichen Raketeneinschlag in Polen zu einer außerordentlichen Kabinettssitzung zusammen. Ministerpräsidentin Kaja Kallas berief das Treffen nach einer Lagebesprechung mit Außenminister Urmas Reinsalu und Verteidigungsminister Hanno Pevkur für Mittwochnachmittag ein. Dies teilte die Staatskanzlei des baltischen EU- und Nato-Land in Tallin mit.

    Kallas sprach von einem "äußerst schwerwiegenden" Vorfall. "Wir kommunizieren aktiv mit Polen und anderen Verbündeten, um die genauen Umstände des Vorfalls herauszufinden. Polen ist unser guter Verbündeter in der Nato und kann sicher sein, dass Estland sich den Grundsätzen der kollektiven Verteidigung verpflichtet fühlt", sagte sie laut Mitteilung.

    Vorfall in Polen: Nato startet Beratungen

    10.25 Uhr: Die Botschafter der Nato-Staaten haben nach Diplomatenangaben am Mittwochvormittag Beratungen über den Raketeneinschlag mit zwei Todesopfern in Polen in der Nähe der ukrainischen Grenze aufgenommen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg leite die Dringlichkeitssitzung, um den "tragischen Vorfall zu besprechen", sagte Bündnis-Sprecherin Oana Lungescu am späten Dienstagabend. Nach dem Nato-Rat wollte Stoltenberg in Brüssel vor die Presse treten.

    Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg bei einer Pressekonferenz in Rom.
    Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg bei einer Pressekonferenz in Rom. © Roberto Monaldo/LaPresse/AP/dpa

    Der Bündnis-Generalsekretär hatte nach unbestätigten Berichten über den Einschlag russischer Raketen in dem polnischen Dorf Przewodow bereits am Dienstag vor voreiligen Reaktionen gewarnt. "Wichtig ist, dass alle Tatsachen festgestellt werden", schrieb Stoltenberg auf Twitter. Der Bündnis-Generalsekretär sprach weder von Raketen noch von Russland, sondern vielmehr von einer "Explosion in Polen".

    Ex-Kremlchef Medwedew warnt vor Drittem Weltkrieg

    9.49 Uhr: Der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew hat den Raketeneinschlag in Polen als westliche Provokation bezeichnet und vor einem Dritten Weltkrieg gewarnt. "Die Geschichte mit den ukrainischen 'Raketenschlägen' auf eine polnische Farm beweist nur eins: Der Westen erhöht durch seinen hybriden Krieg gegen Russland die Wahrscheinlichkeit für den Beginn des Dritten Weltkriegs", schrieb der 57-Jährige am Mittwoch auf Twitter.

    Das russische Verteidigungsministerium hatte bereits in einer ersten Reaktion nach Bekanntwerden des Vorfalls von einer "Provokation" gesprochen. Am Mittwoch erklärte die Behörde in Moskau, sie hätte auf Bildern von Trümmern an der Einschlagstelle hätten russische Militärexperten "eindeutig" Fragmente einer Rakete des ukrainischen S-300-Luftabwehrsystems identifiziert. Russland habe bei seinen "Präzisionsangriffen" am Dienstag allein Ziele auf dem Territorium der Ukraine angegriffen, fügte das Ministerium hinzu. Diese Ziele seien mindestens 35 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt gewesen.

    Zuvor hatte Dmitry Polyanskiy, stellvertretender Leiter der russischen UN-Delegation, ebenfalls von einer Provokation gesprochen.

    Sunak: Schuld für Rakete in Polen liegt bei Russland

    9.41 Uhr: Der britische Premierminister Rishi Sunak hat Russland die grundsätzliche Schuld am Einschlag einer Rakete in Polen mit zwei Todesopfern gegeben. "Das Wichtigste ist, anzuerkennen, warum die Ukraine Raketen einsetzen muss, um ihr Heimatland zu verteidigen", sagte Sunak am Mittwoch am Rande des G20-Gipfels auf Bali zu Berichten, wonach es sich um eine ukrainische Flugabwehrrakete gehandelt haben könnte. "Es muss sein Heimatland gegen eine illegale und barbarische Angriffsserie Russlands verteidigen."

    Nach Angaben der Downing Street telefonierten Sunak und der kanadische Premierminister Justin Trudeau gemeinsam mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Dabei hätten sie auf die Notwendigkeit einer umfassenden Untersuchung hingewiesen. "Sie betonten, dass unabhängig vom Ergebnis dieser Untersuchung die Invasion von (Kremlchef Wladimir) Putin in der Ukraine direkt für die andauernde Gewalt verantwortlich sei", hieß es in London.

    In traditionellen Hemden nehmen Fifa-Präsident Giovanni Infantino (l.),  Justin Trudeau (M.) und Rishi Sunak am Rande des G20-Gipfels am Abendessen teil.
    In traditionellen Hemden nehmen Fifa-Präsident Giovanni Infantino (l.), Justin Trudeau (M.) und Rishi Sunak am Rande des G20-Gipfels am Abendessen teil. © Kay Nietfeld/dpa

    Nachbarland Slowakei versichert Polen seine Solidarität

    9.02 Uhr: Spitzenpolitiker der selbst an die Ukraine grenzenden Slowakei haben Polen ihre Solidarität zugesichert. Präsidentin Zuzana Caputova mahnte in der Nacht auf Mittwoch aber auch: "Warten wir eine klare Einschätzung der Gesamtsituation ab." Dann werde es eine gemeinsame Reaktion der Slowakei gemeinsam mit den Nato-Verbündeten geben, die "wohlüberlegt, vernünftig und angemessen" sein werde. Caputova ist als Staatsoberhaupt auch formelle Oberbefehlshaberin der slowakischen Streitkräfte. Das Land ist seit 2004 Nato-Mitglied.

    Ministerpräsident Eduard Heger und Verteidigungsminister Jaroslav Nad sicherten Polen ihre volle Unterstützung zu. "Wir sind bereit, ein verantwortungsvoller Verbündeter zu sein", erklärte Heger in einer offiziellen Erklärung während der Nacht.

    Russischer UN-Botschafter: Vorfall soll Nato-Reaktion gezielt provozieren

    8.49 Uhr: Der russische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Dmitry Polyanskiy, sieht den Vorfall in Polen als gezielten Versuch, einen Zusammenstoß zwischen Russland und der Nato hervorzurufen. "Es ist der Traum des Kiewer Regimes, die Nato mit allen Mitteln – einschließlich unverhohlener Provokationen – direkt gegen Russland zu engagieren", schrieb Polyanskiy auf seinem Twitter-Account.

    Ukraine-Präsident Selenskyj wolle einen militärischen Zusammenstoß zwischen Russland und der Nato provozieren, um "eine Niederlage" seines Landes zu vermeiden, behauptet der Botschafter auf seinem Twitter-Account. Dort beschreibt Polyanskiy die Ukraine unter anderem als "Nazi-Tumor", der "Europa verschlingen" will.

    Polens Armee: Luftabwehr kann nicht das ganze Territorium schützen

    8.34 Uhr: Der tödliche Raketentreffer in Polens Grenzgebiet zur Ukraine konnte nach Darstellung des polnischen Generalstabs von der Raketenabwehr des Nato-Landes nicht verhindern werden. Die Aufgabe der Systeme bestehe darin, kritische Infrastrukturen zu schützen, teilte die Armeeführung am Mittwoch per Twitter mit. "Keine Armee verfügt über ein Luftabwehrsystem, das das gesamte Territorium eines Landes schützt. Ein Raketenangriff zeichnet sich dadurch aus, dass ein ausgewähltes Ziel punktgenau getroffen wird und nicht mehrere Ziele über große Gebiete hinweg zerstört werden."

    Die Karte zeigt den Ort Przewodow in Polen. Die Feuerwehr meldet, dass hier zwei Menschen bei einer Explosion ums Leben gekommen sein sollen.
    Die Karte zeigt den Ort Przewodow in Polen. Die Feuerwehr meldet, dass hier zwei Menschen bei einer Explosion ums Leben gekommen sein sollen. © dpa / Grafik: A. Brühl, Redaktion: J. Schneider

    Türkei fordert Aufklärung – russische Erklärung soll respektiert werden

    8.09 Uhr: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat die Aufklärung eines Raketeneinschlags mit zwei Toten in Polen gefordert. Nachforschungen seien unerlässlich, sagte Erdoğan laut türkischer Kommunikationsdirektion am Mittwoch bei dem G-20-Gipfel in Bali.

    Er müsse die Aussagen Russlands, nichts mit dem Einschlag zu tun zu haben, respektieren. "Vielleicht gab es eine technische Störung oder etwas anderes. Es ist wichtig, dass eine Untersuchung eingeleitet wird", fügte Erdoğan hinzu. Weiter mit dem Finger auf Russland zu zeigen, wäre eine "Provokation".

    Raketeneinschlag in Polen muss sorgfältig aufgeklärt werden, fordert Scholz

    8 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz hat nach dem Einschlag einer Rakete in Polen eine sorgfältige Aufklärung angemahnt. "Das ist ein schrecklicher Vorfall, und es ist jetzt notwendig, dass sorgfältig aufgeklärt wird, wie es dazu gekommen ist, dass diese Zerstörungen dort angerichtet werden konnten", sagte Scholz nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Mittwoch am Rande des G20-Gipfels auf Bali.

    In der Ukraine finde "unverändert" Russlands Angriffskrieg statt, betonte Scholz. Überall in der Ukraine gebe es Raketenangriffe, getroffen würden Elektrizitätswerke, Umspannwerke und die Wasserversorgung. "Das ist keine akzeptable Form der Kriegsführung in diesem ohnehin ungerechtfertigten Krieg", sagte Scholz demnach.

    Bundeskanzler Olaf Scholz spricht beim G20-Gipfel bei einer Pressekonferenz.
    Bundeskanzler Olaf Scholz spricht beim G20-Gipfel bei einer Pressekonferenz. © Christoph Soeder/dpa

    Frankreich warnt nach Raketeneinschlag in Polen vor voreiligen Schlüssen

    6.36 Uhr: Frankreich hat mit Blick auf den Einschlag einer Rakete in Polen vor voreiligen Schlüssen gewarnt. Die Frage, wer das Geschoss abgefeuert habe, müsse mit "größter Vorsicht" erörtert werden, erklärte der Elysée-Palast am Mittwoch. "Viele Länder verfügen über die gleiche Art von Waffen, so dass die Identifizierung des Raketentyps nicht unbedingt Aufschluss darüber gibt, wer dahinter steckt", hieß es. Frankreich warnte vor "erheblichen Risiken einer Eskalation".

    Hinweise auf ukrainische Flugabwehrrakete nach Explosion in Polen

    5.43 Uhr: Nach dem Raketeneinschlag im Osten Polens mit zwei Toten gibt es Hinweise darauf, dass es sich bei dem Geschoss um eine Flugabwehrrakete aus der Ukraine handelt. Dies teilte US-Präsident Joe Biden am Mittwoch nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur bei einem Treffen mit anderen Staats- und Regierungschefs von Nato- und G7-Staaten auf Bali mit. Er soll demnach von einer Rakete des Systems S-300 gesprochen haben.

    Nach dem Einschlag einer Rakete in Polens Grenzgebiet zur Ukraine findet am Rande des G20-Gipfels auf Bali ein Krisentreffen statt. US-Präsident Joe Biden (l) versammelt dazu mehrere Staats- und Regierungschefs, darunter auch Bundeskanzler Olaf Scholz (2.v.l.).
    Nach dem Einschlag einer Rakete in Polens Grenzgebiet zur Ukraine findet am Rande des G20-Gipfels auf Bali ein Krisentreffen statt. US-Präsident Joe Biden (l) versammelt dazu mehrere Staats- und Regierungschefs, darunter auch Bundeskanzler Olaf Scholz (2.v.l.). © Steffen Hebestre/Bundesregierung/dpa

    An dem Krisentreffen nahmen die Staats- und Regierungschefs der sieben großen westlichen Demokratien (G7) sowie andere Nato- und EU-Staaten teil. "Wir bieten Polen unsere volle Unterstützung und Hilfe bei den laufenden Ermittlungen an", hieß es danach in einer Erklärung. "Wir verurteilen die barbarischen Raketenangriffe, die Russland am Dienstag auf ukrainische Städte und zivile Infrastrukturen verübt hat."

    Am Tisch saßen Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz sowie die Regierungschefs aus Großbritannien, Italien, Kanada und Japan. Biden hatte zuvor mit dem polnischen Präsident Andrzej Duda telefoniert. Polen versetzte einen Teil seiner Streitkräfte in eine höhere Bereitschaft.

    Scholz sprach sich für intensive Untersuchungen des Vorfalls aus. "Es ist jetzt notwendig, dass sorgfältig aufgeklärt wird, wie es dazu gekommen ist, dass diese Zerstörung dort angerichtet werden konnte", sagte er. Zugleich verurteilte der Kanzler die jüngsten Angriffe auf die Ukraine scharf. "Das ist keine akzeptable Form der Kriegsführung in diesem ohnehin ungerechtfertigten Krieg", sagte er.

    Ukraine fordert nach Raketeneinschlag in Polen Flugverbotszone

    3.54 Uhr: Die Ukraine dringt nach dem Einschlag einer Rakete auf polnischem Gebiet mit zwei Todesopfern beim Westen auf die Einrichtung einer Flugverbotszone. "Wir bitten darum, den Himmel zu schließen, weil der Himmel keine Grenzen hat", schrieb Verteidigungsminister Olexij Resnikow am Mittwoch im Kurznachrichtendienst Twitter. Dies sei erforderlich, um unkontrollierte Raketen abzuschießen und auch die EU- und Nato-Staaten zu schützen. "Das ist die Realität, vor der wir gewarnt haben", fügte Resnikow hinzu.

    Die Ukraine hat wegen russischer Luftangriffe vom Westen schon mehrfach eine solche Flugverbotszone verlangt. Russland beschießt das Nachbarland in dem mehr als acht Monate dauernden Krieg inzwischen jeden Tag mit Raketen. Die Bundesregierung etwa lehnt Entscheidungen ab, die zu einem direkten Konflikt zwischen der Nato und Russland führen könnten. Eine Flugverbotszone müsste mit Kampfjets durchgesetzt werden. Das würde einen Kriegseintritt der Nato bedeuten, hatte Bundeskanzler Olaf Scholz schon im Frühjahr gewarnt.

    Polizisten versammeln sich vor einem Getreidelager in Przewodow im Südosten Polens. Nach einer Explosion mit zwei Toten hat Polen einen Teil seiner Streitkräfte in erhöhte Bereitschaft versetzt.
    Polizisten versammeln sich vor einem Getreidelager in Przewodow im Südosten Polens. Nach einer Explosion mit zwei Toten hat Polen einen Teil seiner Streitkräfte in erhöhte Bereitschaft versetzt. © Str/AP/dpa

    In Polen eingeschlagene Rakete vermutlich nicht aus Russland abgefeuert

    3.31 Uhr: Die in Polen eingeschlagene Rakete, die gestern hektische Nato-Aktivitäten ausgelöst hat, ist nach Angaben von Joe Biden wahrscheinlich nicht von Russland aus abgefeuert worden. Der US-Präsident sagte am Rande des G20-Gipfels auf Bali nach Konsultationen mit mehreren europäischen Staats- und Regierungschefs am Mittwochmorgen (Ortszeit), dass erste Informationen über die Flugbahn der These entgegenstehen, wonach Moskau für den Abschuss verantwortlich sei. Biden betonte die Vorläufigkeit der Erkenntnisse und kündigte vertiefenden Untersuchungen an.

    Der polnische Präsident Andrzej Duda sagte, es gebe noch keine gesicherten Erkenntnisse zur Frage, wer für den Abschuss der Rakete verantwortlich sei. Er sprach von einem "isolierten" Vorfall. Es deute nichts darauf hin, dass mit weiteren Raketeneinschlägen zu rechnen sei.

    Polen bestätigt Einschlag von Rakete aus russischer Produktion

    0.11 Uhr: Die polnische Regierung hat den Einschlag einer Rakete aus russischer Produktion auf polnischem Staatsgebiet bestätigt. Beim Einschlag des Geschosses in dem Dorf Przewodow nahe der Grenze zur Ukraine am Dienstagnachmittag seien zwei Menschen getötet worden, erklärte ein Sprecher des Außenministeriums in der Nacht zum Mittwoch. Der russische Botschafter in Warschau sei einbestellt worden, um "sofort detaillierte Erklärungen" für den Vorfall zu liefern.

    Der polnische Präsident Andrzej Duda sagte, es gebe noch keine gesicherten Erkenntnisse zur Frage, wer für den Raketeneinschlag verantwortlich sei. "Wir haben im Moment keine eindeutigen Beweise dafür, wer die Rakete abgefeuert hat", sagte Duda zu Journalisten. Die Ermittlungen dazu dauerten noch an.

    Erste Fotos von Trümmerteilen an der Einschlagstelle deuteten für andere Experten auf die Raketen des Flugabwehrsystems S-300 hin. Dies System sowjetischer Bauart ist wesentlicher Bestandteil der ukrainischen Flugabwehr.

    Nachrichten zur Krise in Polen von Dienstag, 15. November: Sprecher: Verfahren nach Artikel 4 des Nato-Vertrags in Prüfung

    23.38 Uhr: Ein Regierungssprecher in Warschau erklärte, man habe gemeinsam mit den Nato-Verbündeten beschlossen, zu überprüfen, ob es Gründe gebe, die Verfahren nach Artikel 4 des Nato-Vertrags einzuleiten. Artikel 4 sieht Beratungen der Nato-Staaten vor, wenn einer von ihnen die Unversehrtheit seines Gebiets, die politische Unabhängigkeit oder die eigene Sicherheit bedroht sieht.

    Von der Leyen alarmiert über Explosion in Polen

    23.26 Uhr: EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat besorgt auf Berichten über angebliche Raketeneinschläge in Polen reagiert. "Ich bin alarmiert über Berichte über eine Explosion in Polen, nach einem massiven russischen Raketenangriff auf ukrainische Städte", schrieb von der Leyen auf Twitter. "Wir beobachten die Situation genau und stehen in Kontakt mit den polnischen Behörden, Partnern und Verbündeten." Auch EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola äußerte sich bestürzt.

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    Lambrecht über Explosion in Polen: Nato bleibt stark

    23.11 Uhr: Nach Angaben von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht sind die Nato-Staaten wegen der Explosion mit zwei Toten in Polen in engem Austausch miteinander. "Wir stehen in engem Kontakt innerhalb der Allianz. Die Nato bleibt stark", sagte die SPD-Politikerin am Dienstagabend, wie das Verteidigungsministerium bei Twitter schrieb. "Meine Gedanken sind heute Abend bei unseren Freunden und Verbündeten in Polen. Mein tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen und Freunden der Opfer."

    Polen versetzt Teil seiner Streitkräfte in erhöhte Bereitschaft

    22.33 Uhr: Polen versetzt einen Teil seiner Streitkräfte in erhöhte Bereitschaft. Dies gelte auch für andere uniformierte Dienste, sagte ein Regierungssprecher am Dienstagabend in Warschau.

    Selenskyj wirft Russland Raketenangriffe auf Polen vor

    22.02 Uhr: Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj hat Russland beschuldigt, Raketen auf den Nato-Staat Polen abgefeuert und damit eine "sehr erhebliche Eskalation" herbeigeführt zu haben. "Heute haben russische Raketen Polen getroffen, das Territorium eines verbündeten Landes. Menschen starben. Bitte nehmen Sie unsere Beileidsbekundung an", sagte Selenskyj am Dienstag in seiner abendlichen Videoansprache.

    Das Abfeuern von Raketen auf Nato-Territorium sei "ein Angriff Russlands auf die kollektive Sicherheit", sagte der ukrainische Präsident. "Dies bedeutet eine sehr erhebliche Eskalation. Wir müssen handeln", sagte Selenskyj. Je länger sich Russland unanfechtbar fühle, desto größer würden die Bedrohungen für alle, die sich in der Reichweite russischer Raketen befänden.

    Tschechien sichert Polen Solidarität zu

    21.55 Uhr: Nach Berichten über angebliche Raketeneinschläge in Polen hat der tschechische Ministerpräsident Petr Fiala dem Nachbarland Solidarität zugesagt. "Falls Polen bestätigt, dass Raketen auch sein Gebiet getroffen haben, handelt es sich um eine weitere Eskalation vonseiten Russlands", schrieb der liberalkonservative Politiker am Dienstagabend bei Twitter. "Wir stehen fest hinter unserem Verbündeten in EU und Nato", betonte der 58-Jährige.

    Baerbock: "Gedanken sind bei Polen"

    21.40 Uhr: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock äußerte sich auf Twitter zu dem Vorfall. "Meine Gedanken sind bei Polen", schrieb die Grünen-Politikerin. "Wir beobachten die Situation genau und stehen in Kontakt mit unseren polnischen Freunden und Nato-Verbündeten."

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    Nato prüft Berichte über tödliche Explosion in Polen

    21.45 Uhr: Die Nato wird Berichte über eine tödliche Explosion in Polen prüfen. "Wir prüfen diese Berichte und stimmen uns eng mit unserem Bündnispartner Polen ab", sagte ein Nato-Offizieller der Deutschen Presse-Agentur am Dienstagabend.

    Polnische Feuerwehr meldet zwei Tote

    21.23 Uhr: Polens Feuerwehr meldete im Laufe des Abends zwei Tote nach einer Explosion nahe der Grenze zur Ukraine. Sie sollen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im Ort Przewodow ums Leben gekommen sein. Die Ursache für die Explosion sei allerdings noch ungeklärt, sagte ein Sprecher der Feuerwehr in Hrubieszow der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag.

    Moskau nennt Berichte über Raketeneinschlag in Polen "Provokation"

    21.18 Uhr: Das russische Militär hat Berichte über den Absturz angeblich russischer Raketen auf ein polnisches Dorf nahe der Grenze zur Ukraine als "gezielte Provokation" zurückgewiesen. Es seien keine Ziele im ukrainisch-polnischen Grenzgebiet beschossen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Dienstagabend mit. Auch die in polnischen Medien verbreiteten Fotos angeblicher Trümmerteile hätten nichts mit russischen Waffensystemen zu tun, hieß es.

    Pentagon prüft Berichte über russischen Raketeneinschlag in Polen

    20.32 Uhr: Das US-Verteidigungsministerium prüft Berichte über den angeblichen Einschlag von zwei russischen Raketen in Polen. Die Presseberichte seien dem Pentagon bekannt, sagte ein Sprecher am Dienstag in Washington. Zum jetzigen Zeitpunkt habe das Ministerium aber keine Informationen, die diese Berichte bestätigen könnten. "Wenn wir ein Update zur Verfügung stellen können, werden wir dies tun", sagte der Sprecher weiter.

    Krisensitzung des polnischen Sicherheitsrates in Warschau

    20.16 Uhr: Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat wegen einer nicht näher bezeichneten Krisensituation eine Sitzung des Sicherheitsrates seines Landes einberufen. Das meldete die Nachrichtenagentur PAP am Dienstag in Warschau. Offizielle Angaben zu der Krise wurden zunächst nicht gemacht, Berichte legten allerdings einen Zusammenhang mit dem massiven russischen Raketenbeschuss auf das Nachbarland Ukraine vom Dienstag nahe.

    Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki spricht mit Journalisten, als er zu einem EU-Gipfel in Brüssel eintrifft.
    Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki spricht mit Journalisten, als er zu einem EU-Gipfel in Brüssel eintrifft. © Olivier Matthys/AP/dpa

    Der private polnische Radiosender Zet berichtete, zwei verirrte Raketen seien in einem polnischen Dorf nahe der Grenze eingeschlagen. Nach unbestätigten Angaben seien zwei Menschen getötet worden. Es wäre der erste derartige Vorfall in dem seit fast neun Monaten dauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Polen ist Mitglied der EU und des westlichen Verteidigungsbündnisses Nato.

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    Regierungssprecher Piotr Müller warnte allerdings davor, ungeprüfte Informationen zu verbreiten. Alle Informationen aus dem Ausschuss für Sicherheit und Verteidigung der polnischen Regierung sollten später auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, kündigte er laut PAP an. Er schrieb auf Twitter: "Premierminister Morawiecki berief dringend den Ausschuss des Ministerrates für nationale Sicherheit und Verteidigungsangelegenheiten ein." (fmg/dpa/afp/epd)

    Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.