Washington. Absturz einer US-Militärmaschine in Afghanistan – wurde sie abgeschossen? Die Taliban behaupten das. Was bekannt ist zum Unglück.

In Afghanistan ist gestern ein Flugzeug abgestürzt. Über Stunden blieb unklar, um was für eine Maschine es sich handelte, was die Ursache war und wie viele Menschen dabei ums Leben gekommen sind. Die Ursache ist bisher nicht offiziell bestätigt, geredet wird von einem Abschuss.

Nach Angaben der US-Luftwaffe am Abend war es ein US-Militärflugzeug. Das sagte der Stabschef der Luftwaffe, General Dave Goldfein, am Montag vor Journalisten. Details über mögliche Opfer wurden nicht bekannt.

Eine Erklärung gaben unterdessen die radikalislamistischen Taliban ab. Sie rühmten sich des Abschusses der Maschine, die in der ostafghanischen Provinz Ghazi verunglückte.

Wie der TV-Sender CBS am Montag unter Berufung auf das Pentagon meldete, war das Unglücksflugzeug eine US-Militärmaschine vom Typ Bombardier E-11A. Flugzeuge dieses Typs gelten als fliegende Überwachungszentralen. In Internetvideos war auf Wrackteilen ein typisches Sternenemblem zu sehen, das bei Maschinen dieses Typs angebracht ist.

Einen Augenzeugenbericht des afghanischen Journalisten Tarik Ghasniwal gegenüber dem Nachrichtendienst AP, wonach beide Piloten an der Unfallstelle tot geborgen wurden, wollte das Verteidigungsministerium in Washington zunächst nicht bestätigen.

Flugzeugabschuss: Zuvor Verwirrung über die Herkunft des Fliegers

Zuvor hatten afghanische Stellen mehrfach für Verwirrung gesorgt. Demnach hieß es zunächst, die Unglücksmaschine gehöre zur Flotte des staatlichen Luftfahrtkonzerns Ariana. Ariana dementierte kurz danach heftig auf Facebook und betonte, es habe keinen Absturz gegeben, alle Passagiermaschinen seien funktionsfähig und sicher.

Später teilte Sabihullah Mudschahid, Sprecher der Taliban, mit, dass eine „Besatzermaschine“ abgeschossen worden sei. Dabei seien „viele US-Soldaten“ ums Leben gekommen. Das Pentagon äußerte sich zur Absturzursache nur inoffiziell: Kein Abschuss, weniger als zehn Personen betroffen.

In Afghanistan verunglücken regelmäßig Militärflugzeuge. Vor allem Hubschrauber sind betroffen. Der letzte Absturz einer zivilen Passagiermaschine war vor fast zehn Jahren. Damals ging eine veraltete und schlecht gewartete Maschine von Pamir Airways in der Nähe der Hauptstadt Kabul in den Bergen in Flammen auf. 44 Menschen starben.

Trump würde Truppenkontigent gern reduzieren

In Washington sorgte die Nachricht vom jüngsten Absturz kurz für Nervosität, weil der politische Kontext aktuell brisant ist. Präsident Donald Trump würde am liebsten das Truppenkontingent von rund 13.000 Amerikanern am Hindukusch noch vor der Wahl im kommenden November drastisch reduzieren – und damit ein Wahlversprechen von 2016 erfüllen. Tenor: Schluss mit den Ewigkeitskriegen, die Milliardensummen verschlingen, ohne dass Amerika dabei gewinnt.

Zudem wurde über Monate mit den Taliban an einem Friedensvertrag gearbeitet, der den Rückzug der US-Soldaten rechtfertigen sollte, die seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in Afghanistan stationiert sind. Bis zuletzt gab es keine Einigung. Auch die Bundeswehr ist seit 18 Jahren in Afghanistan.

Die Taliban machen ihr Einverständnis von einem Total-Abzug der US-Truppen abhängig. Was die führenden Generäle im Verteidigungsministerium in Washington ablehnen. Begründung: Afghanistan könne dann sehr schnell wieder eine Brutstätte für islamistischen Terrorismus werden und die nationale Sicherheit Amerikas beeinträchtigen.