Berlin. Mit der Ampel-Regierung könnte die Erhöhung der Rente geringer ausfallen. Lesen Sie hier, was die Corona-Pandemie damit zu tun hat.

  • Wie hoch fällt die angekündigte Rentenerhöhung in diesem Jahr aus?
  • Dass die Erhöhung der Rente deutlich niedriger ausfallen könnte, wird immer wahrscheinlicher
  • Wir erklären, warum das so ist

Die rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner dürfen sich 2022 wieder über Rentenerhöhungen freuen. Das ist sicher. Doch wie hoch diese ausfallen werden, ist noch ungewiss.

„Daten über die Lohnentwicklung für 2021 liegen erst im Frühjahr dieses Jahres vor“, sagte der Sprecher der Deutschen Rentenversicherung, Dirk von der Heide, dieser Redaktion. Grundlage für die Rentenanpassungen 2022 sind die Daten des Statistischen Bundesamtes zur Entwicklung der Bruttolöhne von 2020 auf 2021 nach der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR). Auch interessant: So hoch muss Ihr Gehalt für eine gute Rente sein

Rentenerhöhung richtet sich nach Entwicklung der Löhne

„Eine genaue Aussage über die Höhe der Rentenanpassung kann erst nach Auswertung der statistischen Daten im Frühjahr und der Entscheidung über die Ausgestaltung des Nachholfaktors getroffen werden“, so der Rentenversicherungssprecher. Die Erhöhung wird danach von der Bundesregierung – meistens im April – in einer Verordnung festgelegt, der Bundesrat muss dieser zustimmen.

Alle vorherigen Aussagen dazu sind Schätzungen oder Prognosen – und damit noch nicht verlässlich. Keine Rentnerin oder Rentner sollte sich deshalb zu früh freuen und die Prognosen schon fest in ihren Haushaltskassen einplanen.

Rente: Hubertus Heil will Nachholfaktor wieder einführen

Große Ungewissheit entsteht auch durch die neue Ampel-Regierung, die noch vor der Berechnung der Steigerungen für 2022 den so genannten Nachholfaktor auf die Rentenerhöhung wieder einführen möchte.

Mit dieser bereits angekündigten Änderung der Berechnung soll die Rentenerhöhung dieses Jahr etwas kleiner ausfallen als ursprünglich vorhergesagt. Dennoch werde es nach all dem, was bisher geschätzt werde, in diesem Jahr „eine kräftige Rentenerhöhung“ geben, sagt Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD).

Den Nachholfaktor bezeichnete der Minister als Ausgleich dafür, „dass es im Jahr 2021 trotz Corona-Einbruch keine Rentenkürzung gab“. Tatsächlich hatte eine geltende Rentengarantie vergangenes Jahr für eine Nullrunde gesorgt.

Dieser Nachholfaktor war lange Jahre ausgesetzt und sorgte dafür, dass seit 2009 Rentenkürzungen gesetzlich verboten waren. Nun soll er dafür sorgen, dass nach Jahren, in denen die Renten eigentlich hätten gekürzt werden müssen – wie beispielsweise im Jahr 2021 nach dem schwachen Corona-Jahr 2020 – die Erhöhung in den Folgejahren weniger stark ausfällt. Lesen Sie auch: Warum Frührentner Tausende Euro dazuverdienen können

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (48) im Foyer des Bundesarbeitsministeriums in Berlin.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (48) im Foyer des Bundesarbeitsministeriums in Berlin. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Rentenerhöhung: Arbeitsminister senkt die Erwartungen

Vor dem Regierungswechsel hatte die alte Bundesregierung in ihrem Rentenbericht für 2022 für dieses Jahr noch einen Rentenanstieg von 5,2 Prozent im Westen und 5,9 Prozent im Osten prognostiziert.

Doch dieser Wert wurde bereits im November 2021 von dem damaligen und heutigen Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) im November in Frage gestellt. Er gehe davon aus, dass die Erhöhung durch den Nachholfaktor um 0,8 Prozentpunkte niedriger ausfallen könnte, sagte Heil der „Bild am Sonntag“. Somit würden die Renten ab Juli 2022 im Westen nur um 4,4 Prozent und im Osten um 5,1 Prozent steigen. Lesen Sie auch: So lange müssen Sie für eine Rente ohne Abzüge arbeiten

Die Rentenanpassung richtet sich immer nach der konkreten Lohnentwicklung des Vorjahres. Steigen die Löhne, steigen auch die Renten. Umgekehrt gilt dies jedoch nicht. Bei sinkenden Löhnen droht schlimmstenfalls eine Nullrunde.

Hubertus Heil will dauerhaft stabile Renten

Bundesarbeitsminister Heil hält stabile Renten auch in den kommenden Jahrzehnten ohne ausufernde Kosten für erreichbar. „Die entscheidende Schlacht zur Stabilisierung der Rente findet am Arbeitsmarkt statt“, sagte Heil der Deutschen Presse-Agentur. Deutschlands Arbeitgeber hatten zum Jahreswechsel Alarm geschlagen und vor steigenden Beiträgen oder der Notwendigkeit von weiteren Steuermilliarden für die Rentenkasse gewarnt.

Heil betonte hingegen: „Die Stabilisierung der gesetzlichen Rente ab 2025, also in der Zeit, in der die geburtenstarken Jahrgänge der sogenannten Babyboomer verstärkt in Rente gehen, gelingt nicht allein über Beiträge und Steuergeld.“ Nötig sei es vor allem, möglichst viele Menschen im erwerbsfähigen Alter in gut bezahlter Arbeit zu haben.