Berlin. Beim Rennen um den SPD-Vorsitz wirft Finanzminister Olaf Scholz seinen Hut in den Ring. Kühl kalkuliert oder will er die Partei retten?

Olaf Scholz traut sich. Dass er sich alles zutraut, wissen alle. Mit seiner Bereitschaft, jetzt doch für den Parteivorsitz zu kandidieren, beweist er, dass er doch aus härterem Holz geschnitzt ist als andere Zauder-Genossen. Stephan Weil zum Beispiel. Heiko Maas. Man könnte die Liste lange fortsetzen. Scholz hat zum richtigen Zeitpunkt erkannt, dass er seine vorgeschobenen Bedenken (Vorsitz und Ministeramt seien zeitlich unvereinbar) über Bord werfen und sich in den Dienst der siechenden Partei stellen muss.

Zu groß erschien ihm die Gefahr, dass das Ausleseverfahren zu einer Farce verkommt. Völlig uneigennützig agiert Scholz natürlich nicht. Mit dem Zugriff will er seinen Plan absichern, nächster Kanzlerkandidat zu werden. Bei zwölf Prozent in den Umfragen und seiner Unpopularität auf Parteitagen mag man das für größenwahnsinnig halten.