Washington/Berlin. Die USA haben den mutmaßlichen chinesischen Spionage-Ballon abgeschossen. China reagiert entrüstet auf die Maßnahme der Amerikaner.

  • Ein US-Kampfflugzeug hat den mutmaßlichen chinesischen Spionage-Ballon über dem Meer abgeschossen
  • China reagiert auf die Maßnahme
  • Der Vorfall sorgt international für Irritation
  • EVP-Chef Manfred Weber dringt auf einen stärkeren Schulterschluss zwischen den USA und Europa
  • Ein anderes Land meldet ebenfalls die Sichtung eines ähnlichen Flugobjektes

Ein Kampfflugzeug hat in den USA den mutmaßlichen chinesischen Spionage-Ballon, der seit mehreren Tagen über dem Land unterwegs war, offenbar über dem Atlantik abgeschossen. Das bestätigte das US-Verteidigungsministerium. Aktuell soll eine Militäroperation laufen, um die Trümmer, die ins Meer gestürzt sind, zu bergen.

"Heute Nachmittag haben US-Kampfflugzeuge (...) auf Anweisung von Präsident Biden den von der Volksrepublik China gestarteten und ihr gehörenden Überwachungsballon in großer Höhe über den Gewässern vor der Küste von South Carolina im amerikanischen Luftraum erfolgreich zum Absturz gebracht", teilte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin mit.

Mutmaßlicher Spionage-Ballon aus China: Ein US-Kampfflugzeug schoss den Ballon vor der Küste von South Carolina ab.
Mutmaßlicher Spionage-Ballon aus China: Ein US-Kampfflugzeug schoss den Ballon vor der Küste von South Carolina ab. © Chad Fish/dpa

Abschuss von mutmaßlichem Spionage-Ballon: Biden gratuliert dem Militär

Der US-Präsident gratulierte dem Militär zu dem "erfolgreich" verlaufenen Abschuss. Er habe das Pentagon bereits am Mittwoch angewiesen, den Ballon so schnell wie möglich abzuschießen, sobald die Mission ohne unangemessenes Risiko für Menschenleben erfüllt werden könnte.

Nach sorgfältiger Analyse sei man zu dem Schluss gekommen, dass ein Abschuss des Ballons über Land aufgrund seiner Größe, der Höhe, in der er flog, und seiner Last zu gefährlich sei. Man habe deshalb entschieden, ihn sicher über US-Hoheitsgewässern abzuschießen. Die Maßnahme sei in Zusammenarbeit mit Kanada durchgeführt worden.

Spionage-Ballon abgeschossen: Videos zeigen Absturz

In den sozialen Netzwerken kursieren inzwischen Videos, die den Abschuss und den darauffolgenden Absturz des Ballons zeigen sollen. Zu sehen ist eine kleine Explosion und ein weißes Objekt, das vom Himmel fällt.

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Vor dem Abschuss hatten US-Behörden die Schließung von drei Flughäfen im Osten der Vereinigten Staaten, wo der Spionage-Ballon zuletzt unterwegs war, veranlasst. Als Grund wurde genannt, dass man "das Verteidigungsministerium bei einer nationalen Sicherheitsmaßnahme" unterstütze. Inzwischen konnte der Flugverkehr laut US-Behörden wieder aufgenommen werden.

Mutmaßlicher Spionage-Ballon seit Tagen über den USA unterwegs

Der Überflug des Spionage-Ballons war am Donnerstag bekannt geworden. US-Außenminister Blinken sagte daraufhin eine geplante China-Reise ab. Ein Vertreter des Pentagons erklärte, dass das Ziel des Ballons offensichtlich Spionage sei und dass er zurzeit über sensiblen Stützpunkten fliege.

Der Ballon wurde zuerst über dem Bundesstaat Montana gesichtet und flog danach weiter in Richtung Osten, wo er nun offenbar über dem Atlantik abgeschossen wurde.

Spionage-Ballon: So reagiert China

China beteuert, dass es sich um einen "zivilen" Ballon handelt, der ausschließlich für meteorologische Zwecke verwendet werde und versehentlich in den US-Luftraum geraten sei. Die Führung der Volksrepublik sprach von einer "Überreaktion" der USA. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking äußerte die "starke Unzufriedenheit" Chinas über den Einsatz von Gewalt durch die USA gegen ein "ziviles, unbemanntes Luftschiff". China behalte sich das Recht auf "notwendige Reaktionen" vor.

Ein Spionageballon schwebte über Montana. Laut China sei es ein „ziviles“ Luftschiff für Forschungszwecke gewesen.
Ein Spionageballon schwebte über Montana. Laut China sei es ein „ziviles“ Luftschiff für Forschungszwecke gewesen. © dpa | Larry Mayer

International rief der Vorfall Besorgnis hervor. Der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber, sagte unserer Redaktion, die Spionageaktionen Chinas gegenüber den USA gäben Anlass zur Sorge. Es sei unübersehbar, dass das Verhalten Pekings gegenüber westlichen Staaten deutlich aggressiver werde. Die freie Welt müsse die Kräfte für einen "gewaltigen Systemwettbewerb mit China" bündeln, sagte Weber und rief die EU zu einem engen Schulterschluss mit den USA und anderen Verbündeten auf. Lesen Sie auch: Chinesischer Spionage-Ballon – Muss Deutschland reagieren?

Angesichts des Konflikts um den Ballon warnte Grünen-Chef Omid Nouripour vor einer weiteren Verhärtung der amerikanisch-chinesischen Beziehungen. „Die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und Chinas sind besorgniserregend“, sagte Nouripour dieser Redaktion. Er ergänzte, es sei keine Frage, dass die Europäer und die Amerikaner enge Partner sind. „Gleichzeitig sind wir als Europäer sehr an einer Entspannung dieser Lage interessiert. Das Letzte, was die Welt braucht, ist eine neue sino-amerikanische Eskalation.“

Spionage-Ballon: Kolumbien meldet ähnliches Objekt über nationalem Luftraum

Unterdessen meldete Kolumbien ein Objekt mit "ähnlichen Eigenschaften" über seinem Luftraum. Am Morgen des 3. Februar habe das nationale Luftverteidigungssystem in rund 17.000 Metern Höhe ein Objekt entdeckt, das im nördlichen Sektor des Landes in den Luftraum eingedrungen sei, teilte die kolumbianische Luftwaffe am Samstag (Ortszeit) mit. Das Objekt habe sich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 Knoten bewegt und dabei "ähnliche Eigenschaften wie ein Ballon" gezeigt.

Die kolumbianische Luftwaffe habe das Objekt durch seine Verteidigungssysteme verfolgt, bis es den Luftraum verlassen habe, hieß es weiter. Es habe "keine Gefahr für die nationale Sicherheit und Verteidigung sowie die Flugsicherheit" dargestellt. Die Luftwaffe arbeite nun mit anderen Ländern zusammen, um die Herkunft des Objekts festzustellen.

(fmg/dpa/afp)