Berlin. Ehrenamtliche dürfen nicht kommen, Computer und WLAN-Anschlüsse fehlen: In der Krise haben Zuwanderer kaum Zugang zu Sprachkursen und anderen Angeboten. Eine Studie warnt eindringlich vor den Folgen.

Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie gefährden die Integration von Zuwanderern in Deutschland massiv. Zu diesem Schluss kommen Expertinnen in einer Studie der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg.

Petra Bendel und ihre Mitautorinnen warnen: "Errungenschaften, die wir in den vergangenen sechs, sieben Jahren erzielt haben, drohen zu versanden, wenn wir nicht entsprechend gegensteuern."

Der Zugang zu Schulbildung, Sprach- und Integrationskursen sei für Eingewanderte und ihre Nachkommen besonders schwierig, zumal es vielfach an WLAN, Tablets oder Computern fehle und die Unterstützung durch Ehrenamtliche bedingt durch die Pandemie stark zurückgegangen sei. Dies gelte besonders für geflüchtete Kinder, die in Gemeinschaftsunterkünften lebten und dort mehrheitlich keinen Schreibtisch für sich hätten.

Wo immer möglich, solle eine dezentrale Unterbringung angestrebt werden - auch um das Ansteckungsrisiko zu senken. Grundsätzlich könnten "Anti-Diskriminierungsmaßnahmen" dazu beitragen, Migranten und Flüchtlinge "beim Zugang zu einem weiter zu fördernden Wohnungsmarkt besser zu unterstützen".

Die Forscherinnen haben auf Grundlager aktueller Tendenzen drei mögliche Szenarien durchgespielt: eine "Exklusionsgesellschaft", in der "Assimilation an die Stelle von Integration und Inklusion" tritt, eine Gesellschaft, deren Migrationspolitik "selektiv nach qualifizierten, gesunden und jungen" Einwanderern Ausschau hält sowie eine an Teilhabe orientierte Gesellschaft, die "den Beitrag aller zu allen Teilbereichen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens wertschätzt".

Die vom Kabinettsausschuss zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus beschlossenen 89 Einzelmaßnahmen benötigten nun "eine strategische und schlagkräftige Bündelung und Umsetzung", fordern die Autorinnen der Studie. Sie stellen fest, Migranten und Geflüchtete seien "systemrelevant" und rechnen vor: "In Deutschland haben über 30 Prozent der im Lebensmittelsektor, in der Landwirtschaft und im Reinigungsgewerbe arbeitenden Personen eine ausländische Staatsbürgerschaft."

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