Washington. Die USA feierten am Samstag ihren Unabhängigkeitstag. Donald Trump setzte trotz Corona-Pandemie auf Großveranstaltungen – und Spaltung.

Mitten in der sich zuspitzenden Corona-Krise hat US-Präsident Donald Trump die Feiern zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli für düstere und polarisierende Botschaften genutzt. Trump holte in einer spalterischen Rede an die Nation gegen Demonstranten, die Medien und Gegner aus – wie bereits am Vorabend.

Trotz heftiger Coronavirus-Zahlen verzichtete Trump nicht auf die Feierlichkeiten in der US-Hauptstadt Washington. Auf eine Flugshow mit Kampfflugzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg und der Kunstflugstaffel Blue Angels folgte ein gewaltiges Feuerwerk. Die Mehrheit der Gäste im Garten des Weißen Hauses trug dabei keine Maske. Schätzungsweise 80 Prozent der sonst üblichen Veranstaltungen fielen allerdings aus.

Independence Day: Donald Trump verteidigt Corona-Krisenmanagement

Der US-Präsident spielte die Tragweite der Situation herunter. „Unsere Strategie kommt gut voran“, sagte Trump über sein Corona-Krisenmanagement. Zu Beginn der Pandemie habe es keine Tests für das neue Virus gegeben, mittlerweile hätten die USA fast 40 Millionen Tests durchgeführt. Trump behauptete, dass 99 Prozent der gefundenen Fälle „komplett harmlos“ seien.

Insgesamt wurden in den USA mehr als 2,8 Millionen Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 nachgewiesen. Rund 130.000 Menschen starben infolge einer Infektion.

Seinen Auftritt nutzte Trump auch für Angriffe auf Demonstranten und seine politischen Gegner. Die „amerikanischen Helden“ hätten die Nazis, Faschisten, Kommunisten und Terroristen besiegt, amerikanische Werte gerettet und Prinzipien hochgehalten, sagte Trump. „Wir sind jetzt dabei, die radikale Linke, die Marxisten, die Anarchisten, die Unruhestifter und und Plünderer zu besiegen“, sagte er.

Die USA feiern ihren Unabhängigkeitstag: Feuerwerk in Washington.
Die USA feiern ihren Unabhängigkeitstag: Feuerwerk in Washington. © AFP | SAUL LOEB

Am 4. Juli feiern US-Amerikaner jedes Jahr den „Independence Day“. An dem Tag im Jahr 1776 nahmen Abgesandte der 13 amerikanischen Kolonien in Philadelphia offiziell eine Erklärung an, mit der sie sich als Vereinigte Staaten von Amerika von Großbritannien lösten. Seit 1941 ist der Independence Day in den USA gesetzlicher Feiertag.

Donald Trump am Mount Rushmore: Hetze gegen „Black Lives Matter2

Am Freitagabend (Ortszeit) hatte Donald Trump vor dem Nationaldenkmal am Mount Rushmore in South Dakota von einer „gnadenlosen Kampagne zur Auslöschung unserer Geschichte“ gewarnt.

Es waren die Proteste gegen rassistische Polizeigewalt und die koloniale Vergangenheit des Landes, die ihm den Stoff für die Rede lieferten. Unter dem „Banner der sozialen Gerechtigkeit“ werde versucht, sowohl die Gerechtigkeit als auch die Gesellschaft zu zerstören. „Wütende Mobs“ versuchten, Statuen der Gründerväter der USA zu Fall zu bringen.

Donald Trump und Ehefrau Melania am Mount Rushmore.
Donald Trump und Ehefrau Melania am Mount Rushmore. © AFP | SAUL LOEB

In mehreren Städten waren bei Protesten Statuen von Sklavenhaltern, Kolonialherren und Südstaaten-Generälen gestürzt worden. Die Demokraten wollen umstrittene Statuen aus dem Kongress verbannen. Auch wurden Forderungen zur Umbenennung einiger Militärstützpunkte laut, die an Anführer der Konföderierten Staaten im amerikanischen Bürgerkrieg erinnern.

Trump wehrt sich gegen all dies und die überlebensgroßen Porträtköpfe der Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln hatten seiner Botschaft den scheinbar passenden Rahmen geben sollen.

Die Stimmung bei der Veranstaltung hatte einem Wahlkampfevent des Präsidenten geglichen. Zwischenrufe wie „Wir lieben dich, Präsident Trump“ waren zu hören gewesen. Zu Beginn hatte Trump „das Virus“ angesprochen, aber nicht die mehr als 50.000 Neuinfektionen, die in den vergangenen Tagen jeweils binnen 24 Stunden verzeichnet worden waren.

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Auch den Schmerz über die fast 130.000 Toten, die die USA seit Beginn der Pandemie im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung zu beklagen haben, hatte er nicht bedacht.

Stattdessen hatte Trump vor dicht gedrängten Zuschauern, die größtenteils keine Schutzmaske trugen, gesagt, die USA seien das „großartigste Land in der Geschichte der Welt“ und dass es „bald“ großartiger als je zuvor sein werde.

Joe Biden liegt in Umfragen vor Donald Trump

In Umfragen ist derzeit Joe Biden in Führung, der designierte Präsidentschaftskandidat der Demokraten. Dabei ist allerdings Vorsicht geboten, wie die Wahl 2016 zeigte. Doch Trump steht nicht nur wegen seines Umgangs mit der Corona-Krise in der Kritik.

Joe Biden liegt derzeit in den Umfragen vor Donald Trump.
Joe Biden liegt derzeit in den Umfragen vor Donald Trump. © AFP | Alex Wong

Nach dem Tod von George Floyd war ihm vorgeworfen worden, sich nicht klar gegen Rassismus zu positionieren und nicht genug Verständnis für den Zorn über Diskriminierung und Ungerechtigkeit im Land zu zeigen. Das Verständnis für friedliche Proteste ist Umfragen zufolge hoch.

(küp/dpa/afp)

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