Berlin . Die Gefechte um das AKW Saporischschja reißen nicht ab. Bei einem GAU könnte halb Europa betroffen sein. Es ist eine Frage des Windes.

Ein Nebenkriegsschauplatz wird von Tag zu Tag gefährlicher: Das Atomkraftwerk Saporischschja. Vor einer "nuklearen Katastrophe" hat jetzt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gewarnt.

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Seit einer Woche eskaliert die Lage. Allein am Montag wurde das Gebiet in der Stadt Enerhodar 25 Mal mit Artillerie beschossen. Russland und die Ukraine schieben sich gegenseitig die Schuld zu. Die Gefahr eines radioaktiven Schadensfalls ist mit Händen zu greifen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich auf einer Veranstaltung in Neuruppin alarmiert. Er habe „ernsthafte Sorge“ über die Lage in Saporischschja. Es sei „eine ganz, ganz gefährliche Entwicklung, die da stattfinden kann“.

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Bislang konnten sich die Kriegsparteien weder auf einen Waffenstillstand noch auf eine Inspektion durch die internationale Atombehörde IAEA, geschweige denn auf einen Abzug der russischen Truppen verständigen, die den Meiler seit März kontrollieren. Zuletzt hatten die EU und die 42 Mitgliedsstaaten der IAEA kritisiert, „die Stationierung von russischen Militärs und Waffen in der Atomanlage ist inakzeptabel.“

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Die Sorge, gerade in Europa, macht sich Selenskyj im Ukraine-Krieg zu Nutze. Jeder radioaktive Zwischenfall könnte zu einem Schlag gegen EU-Staaten, gegen die Türkei, Moldawien, Georgien und viele weitere Länder werden. „Alles hängt nur von der Richtung und der Stärke des Windes ab“, sagte er. Russland betreibe einen „atomaren Terror“.

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Eine internationale Inspektion wäre schon deswegen wichtig, weil es den Experten nicht verborgen bleiben würde, wenn Kreml-Chef Wladimir Putin das AKW als Festung nutzt. Im Raum steht der Verdacht, dass seine Truppen von dort aus Angriffe starten in der Erwartung, dass sich die Ukraine aus Sorge um die Sicherheit des Kraftwerks mit Gegenschlägen zurückhalten wird.

Die UNO wies die russischen Vorwürfe zurück, sie habe einen bereits vereinbarten Besuch von IAEO-Experten im letzten Moment gestoppt. UN-Generalsekretär António Guterres ließ erklären, dazu sei er gar nicht befugt. Erst müssten sich Russland und die Ukraine einigen - allein schon über den Reiseweg der Experten. Saporischschja gilt als das größte Atomkraftwerk Europas. Das Bundesamt für Strahlenschutz verfolgt alarmiert die Lage nach eigenen Angaben rund um die Uhr.

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Dieser Artikel erschien zuerst auf www.morgenpost.de