Berlin. Familienministerin Spiegel will mehr Schutz für geflüchtete Frauen und Kinder und greift dazu eine Idee der Polizeigewerkschaft auf.

Sie sind erschöpft nach einer langen Reise und es ist ungewiss, wie es weitergeht: Zahlreiche geflüchtete Frauen und Kinder aus der Ukraine kommen derzeit in Deutschland an, vor allem in Berlin. Sie werden empfangen von Hilfsorganisationen und zahlreichen Freiwilligen. Doch unter die Helferinnen und Helfer mischen sich offenbar immer wieder Menschen, die die verwundbare Lage der Geflüchteten ausnutzen wollen.

Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) will den Schutz für geflüchtete Frauen und Kinder aus der Ukraine deshalb jetzt verstärken: „Mit voller Kraft müssen wir uns für ihre Sicherheit einsetzen“, sagte Spiegel unserer Redaktion. Es sei unerträglich, dass sie in Gefahr seien, Opfer von Menschenhandel zu werden, insbesondere zur sexuellen Ausbeutung.

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Spiegel griff dabei einen Vorschlag der Polizeigewerkschaft GdP auf. „Schutzzonen an Bahnhöfen können dabei ein wichtiges Instrument sein“, sagte sie. Es liefen dazu bereits Gespräche mit dem Bundesinnenministerium. Wichtig sei, dass das Einsatzpersonal vor Ort entsprechend geschult und sensibilisiert sei, damit Betroffene schnell identifiziert würden und auch umfangreiche Präventionsarbeit geleistet werden könne.

Bundespolizei beobachtet Kriminelle, die auf Frauen und Kinder zugehen

Solche Schutzzonen hatte zuerst die Gewerkschaft der Polizei gefordert. Laut GdP hat die Bundespolizei festgestellt, dass Kriminelle sehr gezielt auf junge Frauen und Kinder zugingen, bevor die Beamten in Kontakt mit den Flüchtlingen kämen. „Wir und die anderen Behörden müssen die Ersten sein, die eine Registrierung und eine Abklärung vornehmen“, sagte der für die Bundespolizei zuständige GdP-Vorsitzende An­dreas Roßkopf.

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Familienministerin Spiegel wies darauf hin, dass es im bundesweiten ‚Koordinierungskreis gegen Menschenhandel‘ bereits Kooperationen von Polizei und Fachberatungsstellen zum Thema Menschenhandel gebe, gefördert vom Familienministerium. Diese seien wertvoll und würden an der richtigen Stelle ansetzen.

„Für mehr Aufklärung und Schutz von Betroffenen stellt der Koordinierungskreis umfangreiches Informationsmaterial, auch auf Ukrainisch, online zur Verfügung“, sagte sie weiter. „Wir alle können einen Beitrag leisten, Betroffene davor zu bewahren, Gewalt zu erfahren oder ausgebeutet zu werden.“

Täglich kommen derzeit Geflüchtete aus der Ukraine an. Bis Mittwoch registrierte die Bundespolizei 238.932 Neuankömmlinge, wie eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums mitteilte.

Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.