Berlin . Bei einem Angriff wurde ein Theater in Mariupol zerstört, in dem viele Zivilisten Schutz gesucht haben sollen. Was darüber bekannt ist.

Die Zivilbevölkerung hat immer stärker unter dem Krieg in der Ukraine zu leiden: Der Stadtrat des belagerten Mariupol hat der russischen Armee vorgeworfen, ein Theater der Stadt mit mehr als 1000 Schutzsuchenden darin bombardiert zu haben. Russlands Verteidigungsministerium dementierte wiederum den Angriff. Die Angaben beider Seiten ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Im Drama-Theater hätten "mehr als tausend Menschen Schutz gefunden", bevor die russische Armee das Gebäude angegriffen habe, erklärte der Mariupoler Stadtrat im Messengerdienst Telegram. "Wir werden dies nie verzeihen", hieß es weiter.

Theater in Mariupol: 130 Menschen konnten gerettet werden

Am Donnerstagnachmittag dann eine positive Nachricht. Aus dem bombardierten Theater von Mariupol sind nach ukrainischen Angaben bereits 130 Menschen gerettet worden.

Das seien gute Nachrichten, die man so dringend brauche, schreibt Parlamentsabgeordneten Olga Stefanyschyna auf Facebook: "Der Luftschutzkeller unter dem Theater von Mariupol hat standgehalten. Etwa 130 Menschen wurden bereits gerettet", so Stefanyschyna. Helfer seien damit beschäftigt, Trümmer zu entfernen und weitere Menschen zu befreien. "Es ist ein Wunder", schrieb Stefanyschyna.

Ukraine-Krieg: Mariupols Bürgermeister spricht von "Genozid"

Bürgermeister Wadym Boitschenko meldete sich in einem Telegram-Video zu Wort: "Das einzige Wort, das beschreibt, was heute geschehen ist, ist Genozid". Das Verbrechen sei unfassbar, "wir wollen unsere Augen schließen und den Alptraum vergessen, der heute geschehen ist".

Wieviele Menschen im Theater verletzt wurden oder starben, war unklar. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von "hunderten" Opfern. Der Eingang des Schutzraums in der Kultureinrichtung wurde der Mariupoler Stadtverwaltung zufolge "durch Trümmer blockiert". Ein von den Behörden veröffentlichtes Foto zeigte offenbar, dass der mittlere Teil des Theaters völlig zerstört war und dichter Rauch darüber aufstieg.

Theater in Mariupol: Markierung soll auf Kinder hingewiesen haben

Zuvor waren vor und hinter dem Theater offenbar Markierungen vorgenommen worden, um auf die Nutzung als zivile Schutzeinrichtung hinzuweisen: Auf Satellitenbildern des privaten US-Unternehmens Maxar vom Montag war zu sehen, dass auf dem Boden an der Vor- und Rückseite des Gebäudes gut leserlich das Wort "Kinder" auf Russisch geschrieben worden war. CNN hat die Aufnahmen geolokalisiert und bestätigt, dass es sich bei dem Gebäude um das Theater in Mariupol handelt.

Das von Maxar Technologies zur Verfügung gestellte Satellitenbild zeigt das Schauspielhaus von Mariupol am Montag den 14. März 2022.
Das von Maxar Technologies zur Verfügung gestellte Satellitenbild zeigt das Schauspielhaus von Mariupol am Montag den 14. März 2022. © Uncredited/Maxar Technologies/dpa

Das russische Verteidigungsministerium dementierte den Angriff auf das Theater. Am Mittwoch seien gar keine Luftangriffe gegen Bodenziele in Mariupol ausgeführt worden. Wie schon nach den Angriffen auf eine Geburtsklinik in Mariupol vergangene Woche erklärte Moskau, die nationalistische ukrainische Asow-Brigade sei für die Explosion verantwortlich.

Mariupol: Angriff auf Flüchtlingskonvoi

Die Behörden in Mariupol sprachen bereits vor dem Angriff auf das Theater von mehr als 2000 Todesopfern. Am Mittwoch war nach ukrainischen Angaben in der Nähe der Stadt zudem ein Raketenangriff auf einen Flüchtlingskonvoi verübt worden, bei dem mehrere Menschen starben.

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Mariupol in der ostukrainischen Oblast Donezk ist besonders hart umkämpft. Die Stadt gilt als strategisch wichtig: Sie wurde bereits während des Konflikts 2014 kurzzeitig von russischen Separatisten besetzt, wurde aber von der ukrainischen Armee zurückerobert. Ein Fall Mariupols könnte bedeuten, dass ein Zusammenschluss der russischen Truppen mit Einheiten aus der Krim und dem Separatistengebiet im Donbass möglich wäre.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

(dpa/afp/raer)

Dieser Artikel erschien zuerst auf www.waz.de