Berlin. Das AKW in Saporischschja liegt an der Frontlinie des Krieges und wird fast täglich beschossen. Das nutzt Putin für ein perfides Spiel.

Es ist bedrohlich und zutiefst beunruhigend: Fast jeden Tag wird das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja beschossen. Die größte Nuklearanlage Europas ist Teil des Krieges und befindet sich direkt an der Frontlinie. Rund 500 russische Soldaten sind auf dem Gelände stationiert, aber ukrainisches Personal betreibt die sechs Reaktoren. Beide Kriegsparteien beschuldigen sich gegenseitig, die Infrastruktur des AKWs zu beschädigen.

Über Saporischschja schwebt ein atomares Damoklesschwert. Zwar verfügt die Anlage über eine stahlbewehrte Betonkuppel und ist damit wesentlich sicherer als der Katastrophen-Reaktor Tschernobyl. Man mag sich aber nicht ausmalen, was bei einem Luftangriff oder einem massiven Artilleriebeschuss passieren würde.

Michael Backfisch, Politik-Korrespondent
Michael Backfisch, Politik-Korrespondent © Reto Klar | Reto Klar

Ukraine-Krieg: Putin nutzt Angst vor Kernwaffen und Reaktor-Explosion

Mit Blick auf Saporischschja deuten alle Indizien auf Moskau als zündelnden Aggressor hin. Der russische Präsident Wladimir Putin beherrscht das Spiel mit der Angst, um die Gesellschaften des Westens zu verunsichern und zu spalten.

Die rasant steigenden Gaspreise dienen ihm ebenso als Waffe wie die Furcht vor dem Einsatz von Kernwaffen oder vor einer Reaktor-Explosion. Das strategische Ziel: Der Westen soll einknicken und die Russland-Sanktionen aufheben.

Ukraine-Krieg: AKW Saporischschja braucht permanente UN-Präsenz

Es ist fünf vor zwölf. Die Vereinten Nationen sollten dafür sorgen, dass Saporischschja – wie alle Nuklearkraftwerke rund um die Welt – zur demilitarisierten Zone wird. Ein erster Schritt wäre die schnellstmögliche Entsendung von Experten der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) in die Anlage.

Am besten sollte dort eine permanente UN-Präsenz eingerichtet werden. Es darf keinen Präzedenzfall dafür geben, dass Nuklearkraftwerke Teil einer perfiden Kriegs-Strategie werden.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.