Washington. Donald Trump geht zum dritten Mal ins Rennen um das mächtigste Amt der Welt. Diese sieben Gründe sprechen gegen seinen Erfolg.
Er hat seit seinem Abflug aus Washington vor fast zwei Jahren im Wochentakt damit kokettiert. Seit Dienstagabend ist es amtlich. Donald Trump, der 45. Präsident der USA, bewirbt sich zum dritten Mal um die republikanische Präsidentschaftskandidatur.
Bis zur Wahl 2024 sind es noch viele Monate hin. Alles ist möglich. Und gerade bei Trump, der viele Skandale und zwei Amtsenthebungsverfahren überstanden hat, könnte der Sinnspruch gelten: Totgesagte leben länger. Stand heute aber sind die Aussichten auf Erfolg für den 76-Jährigen schlecht. Sieben Gründe, die gegen Trumps Wiederwahl sprechen:
1. Trump hat viele Verluste zu veantworten
Donald Trump ist nach dem maßgeblich durch seine schlechte Personalauswahl erklärbaren Verlust einer greifbar nahen republikanischen Senatsmehrheit bei den Midterms so angeschlagen wie nie. Das Wort vom „biggest loser”, vom größten Verlierer, ist in konservativen Kreisen inflationär oft zu hören.
Auch Wählergruppen, die mit ihm immer nachsichtig umgegangen sind, erkennen, dass die vierte Pleite nach 2018 (Midterms), 2020 (Weißes Haus) und 2021 (Nachwahl in Georgia) abermals auf sein Konto geht. Endet auch die Stichwahl im Bundesstaat Georgia am 6. Dezember nachteilig für die Konservativen, sagen Abgeordnete in Washington, wäre Trumps Image als „Chancentod” in Stein gemeißelt.
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2. Ron DeSantis hat einen Stimmenvorsprung
Anders als 2020 steht heute eine aussichtsreiche Alternative parat, die in der Sache oft wie Trump spricht und Politik macht, aber nicht so allürenhaft auftritt: Ron DeSantis, der Gouverneur von Florida, hat sich mit seinem fulminanten Wiederwahl-Sieg vor einer Woche in die erste Reihe der Anwärter für 2024 katapultiert.
Schon heute genießt DeSantis, der seine Karriere ironischerweise Trumps Fürsprache verdankt, in Umfragen aus den Vorwahl-Bundesstaaten wie Iowa und New Hampshire Stimmenvorsprünge von zehn Prozent. Diese Werte könnten sich mit publizistischer Hilfe von Murdoch-Medien wie Fox News und dem Wall Street Journal, die Trump abgeschrieben haben, noch weiter steigern lassen.
3. Es wird viele republikanische Teilnehmer geben
Trumps Kalkül in Mar-a-Lago dürfte nicht aufgehen. Er wollte mit seinem Frühstart potenzielle Konkurrenten einschüchtern. Das verströmt nicht unbedingt das Zeichen von Stärke. Und er erhofft sich eine Art Immunität vor den zahlreichen straf- und zivilrechtlichen rechtlichen Gewitter-Wolken, die über ihm hängen und bis 2024 abregnen könnten.
Beide Einschätzungen sind zumindest trügerisch. Das republikanische Teilnehmerfeld für 2024 wird nach allem, was heute absehbar ist, stattlich sein. Gerade weil Trumps Stern im Sinkflug ist, seine Bilanz als Präsident als medioker gilt und die Midterms gezeigt haben, dass die Mehrheit der Wähler Trump nicht durchgehen ließ, dass er mit willfährigen Kandidaten an Schlüsselstellen die demokratischen Prozesse aushebeln wollte.
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4. Seine Kandidatur schützt Trump nicht vor der Justiz
Was die juristische Seite anbelangt: Gewiss würde der Status eines Präsidentschaftskandidaten bei der Justiz Vorsicht auslösen. Aber ein Anspruch, von der Aufklärung von Straftaten verschont zu bleiben, existiert für Leute wie Trump in der US-Verfassung nicht.
Niemand steht über dem Gesetz, pflegt Justizminister Merrick Garland zu sagen. Sollte er einen Fall gegen Trump wasserdicht haben, sagen Justiz-Experten, würde Trump als erster Ex-Präsident offiziell angeklagt. Das könnte ihn für viele unwählbar machen.
5. Konservative Geldgeber können Konkurrenten stärken
Trump hat zwar mit 150 Millionen Dollar aufwärts eine gut gefüllte „Kriegskasse" und das mit Abstand geschickteste Händchen, bei Otto Normalbürger Spenden für sich einzutreiben. Sollten aber milliardenschwere konservative Geldgeber wie der bekannte Hedgefonds-Milliardär Ken Griffin, der Trump satt hat, ihre Finanz-Feuerkraft hinter einem jungen Kandidaten wie DeSantis bündeln, stünde Trump nach Einschätzung von Analysten im Wahlkampf „auf verlorenem Posten”.
Als Alarmsignal für Trump muss hier die Abkehr von Stephen Schwarzman, CEO des Private-Equity-Riesen Blackstone gelten, bislang ein Befürworter Trumps. „Amerika geht es besser, wenn seine Führer im Heute und Morgen verwurzelt sind”, schreibt Schwarzman, „es ist Zeit für die republikanische Partei, sich einer neuen Generation von Führungsleuten zuzuwenden und ich werde einen von ihnen in den Vorwahlen unterstützen.”
6. Trumps Kernwählerschaft reicht nicht aus
Trump hat durch seine vielen Niederlagen innerparteilich an Schrecken verloren. Die nächste Möglichkeit für ihn, Abtrünnige abzustrafen, indem er Gegenkandidaten aufbaut, wäre erst in zwei Jahren. Eine lange Zeit.
Bis dahin kann sich im Kongress und außerhalb eine substanzielle Bewegung von Never-Trumpern bilden, die Gehör findet bei moderaten Wähler-Segmenten. Denn Trumps Kern-Anhängerschaft von etwa 30 Prozent „reicht für einen Sieg nicht aus”, betonen mehrere Demoskopen.
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7. Anschlussfähige Kontrahenten können Trump in Ungnade fallen lassen
Sollte Ron DeSantis und/oder ein anderer Nachwuchs-Politiker mit Anschlussfähigkeit auch an demokratische und parteiunabhängige Wähler-Interessen offiziell für 2024 ins Rennen gehen, ist eine Schlammschlacht sondersgleichen programmiert. Trumps Lust, Kontrahenten zu zerstören, könnte die Spitzen der „Grand Old Party” endgültig auf Distanz zu ihm gehen lassen.
Was Trump wiederum aus Eitelkeit und Rachegelüsten eine eigene Partei gründen oder als unabhängiger Kandidat an den Start gehen lassen könnte. Mit dem Ziel, dem republikanischen Favoriten ein paar Millionen Stimmen abzujagen und damit vermutlich einem Demokraten zum Einzug in das Weiße Haus zu verhelfen. Dieses Szenario wollen viele Republikaner unbedingt und frühzeitig abwehren.
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Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.