Düsseldorf/Frankfurt. Einer neuen Studie zufolge bekommt gut die Hälfte der Arbeitnehmer Weihnachtsgeld. Wann die Chancen darauf am höchsten sind.

Nur gut die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland erhält Weihnachtsgeld. Das hat eine neue Studie ergeben. „Am höchsten stehen die Chancen auf ein Weihnachtsgeld, wenn das Unternehmen an einen Tarifvertrag gebunden ist“, berichtet der Leiter des WSI-Tarifarchivs der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung, Thorsten Schulten.

Nach den am Mittwoch veröffentlichten Daten des WSI-Internetportals „Lohnspiegel.de“ bekommen 76 Prozent der Tarifbeschäftigten und nur 42 Prozent der übrigen Arbeitnehmer die begehrte Sonderzahlung zum Jahresende. In der Gesamtheit sind es dann 53 Prozent, die mit einem Weihnachtsgeld rechnen können. Tarifverträge gelten längst nicht für alle Arbeitnehmer. Arbeitsmarktforscher sehen seit Jahren eine „schleichende Erosion“ der Tarifbindung.

Weihnachtsgeld: 46 Prozent der Beschäftigten in Betrieben mit Branchentarif

Nach jüngsten Daten des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) arbeiteten im vergangenen Jahr 46 Prozent der Beschäftigten in Betrieben mit einem Branchentarif. Seit 1996 ist der Anteil den Angaben zufolge damit bundesweit um 21 Prozentpunkte gesunken. Daneben gibt es noch Firmen- und Haustarifverträge für rund 8 Prozent der Beschäftigten. Viele Unternehmen ohne Tarifbindung erklären dennoch, dass sie sich an den Verträgen orientierten.

„Beim Weihnachtsgeld tun das offensichtlich nur wenige“, erklärte hingegen Schulten. „Und selbst wenn tariflose Arbeitgeber Weihnachtsgeld zahlen, entspricht dessen Höhe nicht notwendigerweise dem tariflichen Anspruch.“

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Das tarifliche Weihnachtsgeld sei der härteste Anspruch, während beispielsweise Gewinnbeteiligungen jederzeit wieder gekappt werden könnten. Das Statistische Bundesamt hatte auf einer anderen Datengrundlage vor einigen Tagen berichtet, dass unter den Tarifbeschäftigten sogar fast 87 Prozent Weihnachtsgeld erhielten.

Unterschiede zwischen den Branchen und Bundesländern

Beim Weihnachtsgeld gibt es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen sowie zwischen den alten und neuen Bundesländern. Im vergangenen Jahr hatte in der Weihnachtszeit eine Falschmeldung für Hasskommentare gesorgt.

Das Nachrichtenportal „Nachrichten.de.com“ hatte die Meldung verbreitet, dass Flüchtlinge Weihnachtsgeld bekommen. Die Webseite soll nach eigenen Angaben „zur Unterhaltung dienen“. Die Inhaber schreiben, alle Inhalte der Seite seien „frei erfunden und fiktiv“. Trotzdem nahmen viele Nutzer die Meldung ernst. Die Bundesregierung stellte daraufhin klar: „Flüchtlinge erhalten kein Weihnachtsgeld.“ (dpa/msb)