Mieter zu zwingen, im Winter im Kalten zu sitzen, ist keine Lösung in der Energiekrise, findet Politik-Korrespondent Alessandro Peduto.

Russlands Krieg gegen die Ukraine hat dazu geführt, dass Deutschland weniger Gas bekommt. Im Winter, also in der Heizperiode, dürfte das Problem noch größer werden. Die Verknappung beim Gas führt zu einer Debatte darüber, wie sich der Verbrauch verringern lässt. Energiesparen ist das Stichwort.

Doch nun gibt es dazu einen ziemlich absurden Vorschlag: Die gesetzlichen Vorgaben zu Mindesttemperaturen in Mietwohnungen sollen so verändert werden, dass die Heizung in der kalten Jahreszeit tagsüber nur noch auf 18 Grad statt auf mindestens 20 laufen muss. Das ist keine Lösung.

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© FUNKE Foto Services | Reto Klar

Es ist vielmehr eine Idee, die zig Millionen Bewohnerinnen und Bewohnern einer Mietwohnung einen Schauer über den Rücken jagt. Eine gesetzliche Pflicht zum Frieren kann und darf es geben. Eine Verpflichtung zum Energiesparen haben wir derzeit alle, mehr denn je, aber eben nicht nur Mieterinnen und Mieter.

Weniger Heizen in Wohnungen: Gesetzliche Pflicht zum Frieren kann es nicht geben

Zuende gedacht bedeutet diese Idee nämlich, dass Eigentümer eines selbst genutzten Hauses oder einer Wohnung es weiterhin so warm haben können, wie sie wollen. Sie entscheiden ja selbst darüber, wie hoch sie ihre Heizungsanlage laufen lassen wollen und welche Raumtemperatur sie in den eigenen vier Wänden gerne hätten.

Viele reichere Menschen mit Wohneigentum haben es dann schön warm, bei viele ärmeren Mieterinnen und Mieter bliebe es kalt. Das ist soziale Kälte im Wortsinn. Sinnvoller wäre eine bessere Aufklärung darüber, wie viel Geld sich sparen lässt, wenn alle freiwillig ihre Heizung um ein paar Grad herunterdrehen.

Angesichts der aktuell Rekordhöhe bei den Gas- und Stromkosten dürfte dies ohnehin das überzeugendste Argument fürs Energiesparen sein. Denn es lohnt sich finanziell. Wer es trotzdem warm will, hätte weiterhin die Möglichkeit dazu. Auch wenn es seinen Preis hat.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

LandUkraine
KontinentEuropa
HauptstadtKiew
Fläche603.700 Quadratkilometer (inklusive Ostukraine und Krim)
Einwohnerca. 41 Millionen
StaatsoberhauptPräsident Wolodymyr Selenskyj
RegierungschefMinisterpräsident Denys Schmyhal
Unabhängigkeit24. August 1991 (von der Sowjetunion)
SpracheUkrainisch
WährungHrywnja

Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.