Schmölln. Stefanie Schulze hat zwei Master-Abschlüsse, doch ihre Bewerbung als Lehrerin am Schmöllner Gmynasium wurde abgelehnt. Wie sie trotzdem Lehrkraft wurde.
- Warum Seiteneinsteiger an einem Gymnasium einen langen Atem brauchen.
- Wissen fürs Leben – was ist das eigentlich?
- Was Stefanie Schulze mit jungen Menschen teilen möchte.
Mit einer Rallye durch das gesamte Schulhaus stellte sich am 13. Januar das Schmöllner Gymnasium vor. An insgesamt 22 Stationen in der Schmöllner Helmholtzstraße präsentierte sich die Bildungseinrichtung am Schnuppertag von ihrer Schokoladenseite und mit all den Unterrichtsfächern, die am Schmöllner Gymnasium eine Rolle spielen. Selbst eine Mission findet sich dabei: die von Stefanie Schulze.
Seiteneinsteigerin mit zwei Masterabschlüssen und Auslandserfahrung
Seit einem Jahr lehrt Stefanie Schulze am Schmöllner Gymnasium - als Seiteneinsteigerin. Die 32-Jährige aus Altenburg hat zwei Masterabschlüsse im Bereich Wirtschaft in der Tasche, kann reichlich Auslandserfahrung vorweisen, zahlreiche Praktika und weitere Qualifikationen - unter anderem jene in Psychologie. Am Tag der offenen Tür erfuhren die Gäste von ihr einiges über das Fach Wirtschaft, Recht und Gesellschaftswissenschaften. Und auch etwas über jene Mission, die Stefanie Schulze nach wie vor beflügelt: Kindern und Jugendlichen Wissen fürs Leben vermitteln.
Von Achtsamkeit bis Haushaltsbuch - das Leben ist bunt, der Unterricht auch
Diese Palette ist breit und reicht von Kommunikation und Achtsamkeit, über Altersvorsorge und Vermögensaufbau, bis hin zu ganz praktischen Fragen: Wovon nach der Schule die Miete zahlt, wie ein Haushaltsbuch zu führen ist, welche Versicherungen Sinn machen. Stefanie Schulzes Antrieb ist ihre eigene Erfahrung. Dass junge Menschen mit perfektem Lebenslauf, zwei Master-Abschlüssen, Auslandsaufenthalt, Fremdsprachenkenntnissen und Praktika-Erfahrungen einen attraktiven Job finden und generell leicht durchs Leben gehen, kann sie nämlich nicht bestätigen.
Unterwegs auf der eigenen Lernreise
„Erfolg haben jene, die es verstehen, mit Menschen umzugehen und zu kommunizieren, die sich gut verkaufen können, die das Positive herausstreichen und selbiges in anderen sehen“, fasst sie ihre Erfahrungen zusammen. Nach 18 Jahren im Bildungssystem habe sie all das nicht wirklich gekonnt, musste sie seinerzeit feststellen. Seit 2020 ist Stefanie Schulze selbstständig, um ihr Anliegen in die Welt zu tragen. Sie ist Lehrerin, Trainerin und Dozentin für Wissen fürs Leben. Sie lehrt an der Volkshochschule Altenburger Land, berät und coacht Unternehmen und Privatleute. Sie befindet sich auf ihrer eigenen Lernreise, wie sie sagt. Sie will all ihre Erkenntnisse mit Menschen teilen, damit diese ohne Umwege so viel wie möglich über das Leben lernen - für ein leichtes und erfülltes Leben.
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Fotos: Rallye durchs Schmöllner Gymnasium
Dass sie nun als Seiteneinsteigerin am Schmöllner Gymnasium unterrichtet, sei eher Zufall gewesen. Alles begann auf Honorarbasis und mit einer Arbeitsgruppe am Altenburger Friedrichgymnasium, um jungen Menschen Wissen fürs Leben zu vermitteln. Als dort eine Stelle für Wirtschaft/Recht/Gesellschaftswissenschaften zu besetzen war, bewarb sie sich. Aber für eine „richtige“ Pädagogin an einem Gymnasium ist sie nicht geeignet - trotz ihrer zahlreichen Qualifikationen. „Dafür müsste ich noch ein zweites Fach - in meinem Falle Ethik - draufsatteln. Ein Acht-Semester-Studium“, erklärt sie. Das Ablehnungsschreiben war acht Seiten lang und beinhaltete in Verwaltungsdeutsch, was alles gegen ihre Anstellung an einem Gymnasium spricht. „Und kein einziger Satz, wie es trotzdem gehen könnte“, erinnert sich Stefanie Schulze und ist noch heute enttäuscht.
Das Ende ihrer Arbeit an einem staatlichen Gymnasium war der abschlägige Bescheid aber nicht. Denn hier kommt Peggy Hoppert ins Spiel, aktuell die amtierende Leiterin des Schmöllner Gymnasiums. Sie suchte jemanden wie Stefanie Schulze für das Fach Wirtschaft/Recht/Gesellschaftswissenschaften und die Verbindungen zum Friedrichgymnasium war eng. „Ich wollte Frau Schulze gern zu uns nach Schmölln holen“, berichtet Hoppert.
Ein Jahr dauerte es, ehe es grünes Licht gab für den Seiteneinstieg in Schmölln
Das zwar Anfang 2022. Ein Jahr dauerte der Prozess, Anfang 2023 bekam Stefanie Schulze grünes Licht und den Vertrag als Seiteneinsteigerin für das Schmöllner Gymnasium. Und der gilt nun bis Januar 2025. Die Befristung ist eine Tatsache, die der jungen Frau im Nacken sitzt. „Was wird danach?“, fragt sie sich nicht selten. Doch Zukunftsangst lässt sie nicht aufkommen oder sich ausbremsen. Zumal die Zusammenarbeit im Pädagogenteam am Schmöllner Gymnasium sehr gut sei, respektvoll und wertschätzend.
Wichtiges rund um die Anmeldung am Schmöllner Gymnasium
Elternabend zum Übertritt an das Gymnasium: Mittwoch, 24. Januar, 18 Uhr
Schulanmeldewoche am Gymnasium: 7. und 8. März sowie 11. bis 13. März (Anmeldezeiten auf der Homepage)
Erster Elternabend im Gymnasium: Dienstag, 28. Mai, 18 Uhr
Erster Schultag am Gymnasium: Donnerstag, 1. August
Alle wichtigen Informationen zur Schulanmeldung und Formulare: auf der Homepage des Schmöllner Gymnasiums
Hoffnungsvolles Grün, statt alarmierendem Rot
Emsig trägt Stefanie Schulze also nach wie vor Material für ihren Unterricht zusammen, baut ihr Wissen aus, lernt täglich neu im Umgang mit „ihren“ Kindern und Jugendlichen. Die Freude daran, ist ihr anzumerken. Sie erzählt, dass sie grundsätzlich mit hoffnungsvollem Grün korrigiert, statt mit alarmierendem Rot. Dass sie Fehler gut findet, weil man Positives daraus lernt. Dass sie im Unterricht viel aus ihrem Leben und von ihren Erfahrungen erzählt und dabei Niederlagen nicht ausspart. Und sie erzählt von ihrem Plan, in diesem Sommer den Zwölftklässlern des Schmöllner Gymnasiums ein Fünf-Tage-Seminar anzubieten, ehe sie die Schulzeit endgültig beenden. Der Inhalt ist klar: Vorbereitung aufs Leben.
Ihre Schützlinge am Schmöllner Gymnasium indes haben schnell gespürt, dass Stefanie Schulze auf ihrer Seite ist. Als der Posten des Vertrauenslehrers neu zu besetzen war am Haus, wurde auch sie - die Neue, die Seiteneinsteigerin - vorgeschlagen. „Die Schülerinnen und Schüler lieben sie“, freut sich Peggy Hoppert. „Sie hat ein Händchen für Jugendliche. Und eine Bereicherung für uns alle ist sie sowieso.“