Unter Geraer Teenagern nehmen Essstörungen zu

Christiane Kneisel
| Lesedauer: 2 Minuten
Die Leiterin der Diako Suchtberatungsstelle Gera, Annett Wetterau und ihr Stellvertreter Steffen Rempke präsentieren den Inhalt des Suchtberatungskoffers. Der wird zur mobilen Suchtprävention an Schulen genutzt.

Die Leiterin der Diako Suchtberatungsstelle Gera, Annett Wetterau und ihr Stellvertreter Steffen Rempke präsentieren den Inhalt des Suchtberatungskoffers. Der wird zur mobilen Suchtprävention an Schulen genutzt.

Foto: Peter Michaelis

Gera.  Suchtberatung der Diakonie sieht diese Ursachen für die Entwicklung und hilft Eltern so.

Zunehmend wenden sich Kinder und deren Eltern an die Diako-Suchtberatungsstelle Gera und suchen nach Hilfe.

„Die Essproblematik hat zugenommen. Viele junge Leute verweigern das Essen, zählen Kalorien und haben sich strenge Grenzen gesetzt, die sie auf keinen Fall überschreiten wollen. Die Gedanken kreisen nur noch darum, wie möglichst wenig zu sich genommen werden kann. Eine solch zwanghafte Kalorienkontrolle und geringe Nahrungsaufnahme ist aber gerade im Wachstum fatal“, beschreibt Annett Wetterau, Leiterin der Beratungsstelle, das verstärkt auftretende Krankheitsbild Anorexie.

Leidensdruck betrifft am Ende die gesamte Familie

Die Eltern jener Kinder seien oftmals verzweifelt und fühlten sich absolut hilflos. „Sie reden und kochen ihren Kindern die Lieblingsgerichte, aber nichts davon hilft. Der Leidensdruck betrifft die gesamte Familie“, hat Wetterau beobachtet.

Sie und ihr Stellvertreter Steffen Rempke sehen diverse Wurzeln für derlei besorgniserregende Entwicklungen: „In den sozialen Medien, auf Kanälen wie Instagram oder Tik Tok laufen Challenges, um einem makellosen Körper nahe zu kommen. Immer neue Schönheitstrends tauchen auf. Mancher junge Mensch nimmt sich dies dann zum Vorbild. Umso mehr, wenn er vielleicht gerade in der Pubertät ist, unzufrieden mit seinem Körper und auf der Suche nach der eigenen Identität. Häufig geht hohes Körperbewusstsein mit Leistungsdruck – in der Schule und/oder durch die Eltern einher“, erklärt Steffen Rempke. Oft betreffe das Problem sehr leistungsstarke Kinder, vielfach Mädchen, aber auch Jungs. Die Krux: Jene Kinder und Jugendlichen, die ihren Körper auf solche krankhafte Weise kontrollieren und fordern, bekommen dafür Anerkennung – von Freunden und von Klassenkameraden, weiß Wetterau.

Normalerweise ist die Suchtberatung für solche betroffenen Familien nicht die richtige Adresse, wissen die Experten der Geraer Einrichtung. „Aber aus Mangel an entsprechenden Hilfsangeboten nehmen wir uns dieser Problematik an. Außerdem liegt seit einigen Jahren unser Hauptaugenmerk auf den Kindern. Sie bedürfen einerseits eines Schutzraumes. Andererseits haben viele unserer Klienten Kinder“, sagt Annett Wetterau.

Elterngruppe von Kindern mit Essproblemen

Vor wenigen Wochen hat die Geraer Suchtberatung eine Elterngruppe von Kindern mit Essproblematik ins Leben gerufen. „Bisher trafen wir uns zweimal. Der Redebedarf ist sehr groß“, resümiert die Leiterin der Beratungsstelle. „Mit dem Angebot sollen die Eltern einerseits entlastet werden. Andererseits wollen wir ihnen Ängste nehmen, Wege aus dieser Ausnahmesituation aufzeigen und vermitteln, dass sie mit ihrem Problem nicht allein sind.“ Die Essproblematik wird von der Suchtberatungsstelle im Rahmen von Präventionsarbeit an Schulen nun noch gezielter thematisiert.