Zeulenroda-Triebes. Vor acht Jahren suchte die Stadt Ideen für die Plattenbauten am Otto-Grotewohl-Ring. Freitag wurde am zweiten Wohnblock Richtfest gefeiert

Die Frage, wer den Richtspruch hält, ist bei einem Wohnblock gar nicht so leicht zu klären. Normalerweise macht das der Zimmermann, wenn der Dachstuhl steht. Doch ein klassisches Dach gibt es auf so einem Block nicht. Und so schieben sich Architekt Hermann Thoma, Bauleiter Jörg Mehske und Bernd Böhm, Vorstand der Allgemeinen Wohnungsgenossenschaft (AWG) Zeulenroda, gestern diese Aufgabe gegenseitig zu.

Letztlich ist es auch irgendwie egal, da der neue Wohnblock in der Otto-Grotewohl-Straße 1 vor allem eines zeigt: Es ist vieles erreichbar, wenn alle Akteure beharrlich auf ihr Ziel hinarbeiten. Auch wenn es dabei manchmal etwas länger dauert.

Als vor gut acht Jahren die Ergebnisse des städtebaulichen Wettbewerbs für den Umbau der Plattenbauviertel im Otto-Grotewohl-Ring und in der Straße der DSF feststanden, hatte AWG-Chef Böhm noch einen recht forschen Plan. „Ich dachte wir schaffen pro Jahr einen Block“, sagt er.

In einem europaweiten Wettbewerb wurden damals Firmen gesucht, die ein Konzept für die Neugestaltung der Wohngebiete liefern. Die Wohnungen sollten dem demografischen Wandel folgen. Altersgerecht, bezahlbar und kompakter sollten die neuen Einheiten sein.

Wer sich am Otto-Grotewohl-Ring umschaut sieht, warum diese Entscheidung nötig war. Die oberen Stockwerke der in den 1970er-Jahren erbauten Plattenbauwohnung stehen leer. „Ohne Aufzüge und Barrierefreiheit kommen diese Wohnungen für viele ältere Bewohner der Stadt nicht mehr in Frage“, so Böhm.

Einer der Zuschläge für die Umgestaltung ging 2011 an Thoma-Architekten aus Zeulenroda. In dem von Böhm damals erträumten Tempo ging es nicht voran. Das letzte Richtfest reicht nun schon bis ins Jahr 2014 zurück. Mit den Bewohnern der alten Blöcke sprechen, Auszugstermine und Ausweichwohnungen finden, Planung und Finanzierung, das alles nehme viel mehr Zeit in Anspruch, als gedacht. Zwei neue Blöcke stehen heute am Otto-Grotewohl-Ring.

Wobei die Bezeichnung Block nicht mehr ganz passt. Kompakter, freundlicher und wertiger wirkt schon das bereits fertiggestellte Nachbarhaus. „Die Leute wollen nicht mehr in diesen riesigen Einheiten wohnen“, sagt Böhm. Und auch der neue Rohbau ist weniger wuchtig, als die Kollegen aus der DDR-Zeit, die ihn umrahmen. 24 Wohnungen – zwischen 60 und 85 Quadratmetern groß. Balkon, Aufzug und Barrierefreiheit inklusive. Drei Millionen Euro habe die neue Anlage gekostet. „Die Ansprüche haben sich seit den ­70ern stark verändert. Balkon und Pkw-Stellplatz sind Pflicht und die Anforderungen an die Raumgröße sind gestiegen“, sagt Architekt Hermann Thoma.

Habe es seitens der alteingesessen Bewohner anfangs noch großen Widerstand gegen die Pläne gegeben, wären inzwischen viele vom neuen Komfort überzeugt, sagt Böhm. Im Februar 2020 sollen die ersten Bewohner hier einziehen können. Darunter seien dann auch viele alte Mieter, die gerade zwischenzeitlich in Ersatzwohnungen untergebracht sind. Viele Wohnungen im neuen Objekt seien schon vergeben. „Doch ein paar haben wir noch frei“, sagt Böhm.