Stadtroda. Einrichtung lädt am Donnerstag zu einer thematischen Filmvorführung und einer Schweigeminute am Opferstein ein

Am Donnerstag, 25. Januar, lädt das Asklepios Fachklinikum Stadtroda zum Gedenken an die Opfer der „Euthanasie“-Morde in der Zeit des Nationalsozialismus ein. Die Veranstaltung richtet sich an alle Interessierten, insbesondere an Schulklassen der Sekundarstufe.

Film veranschaulicht NS-Krankenmorde

Um 13.15 Uhr wird im Kultur- und Tagungszentrum Felsenkeller der Film „Nebel im August“ gezeigt. Der deutsch-österreichische Spielfilm des Regisseurs Kai Wessel nach dem gleichnamigen Roman von Robert Domes zeigt die wahre Geschichte des Ernst Lossain aus Süddeutschland am Anfang der 1940er-Jahre. Das Drama behandelt damit am Schicksal einer einzelnen Person beispielhaft die tausendfachen NS-Krankenmorde, die damals unter der Bezeichnung „Aktion Gnadentod“ in bestimmten Krankenhäusern und Pflegeheimen durchgeführt wurden. Im mehrfach ausgezeichneten Film erhält der Junge von einer Krankenschwester die Todesspritze, weil er als „unerziehbar“ gilt.

Erinnerung an staatliches Mordprogramm

Ab 15.30 Uhr wird am Gedenkstein im Park des Klinikums an die Opfer der „Euthanasie“-Morde erinnert. In der NS-Zeit starben etwa 300.000 kranke und behinderte Menschen einen gewaltsamen Tod. „Euthanasie“ – „guter“ oder „schöner“ Tod – war dabei die Legitimations- und Tarnformel für ein staatlich organisiertes Mordprogramm. Zudem wurden etwa 400.000 Frauen und Männer zwangssterilisiert.

Markus Weber, Pflegedirektor des Asklepios Fachklinikums in Stadtroda.
Markus Weber, Pflegedirektor des Asklepios Fachklinikums in Stadtroda. © Asklepios Fachklinikum Stadtroda | Asklepios Fachklinikum Stadtroda

„Genaue Opferzahlen gibt es keine, auch weil viele Unterlagen und Krankenakten zum Ende des NS-Regimes von den Tätern vernichtet worden sind“, sagt Pflegedirektor Markus Weber. „Wir wollen an diesem Tag gemeinsam an den Tod tausender Menschen erinnern, die aufgrund ihres Andersseins, aufgrund ihrer Krankheit oder Behinderung zu Opfern von Zwangssterilisationen und des nationalen Euthanasie-Programms wurden“, erklärt der studierte Pflegewissenschaftler.

61 Stadtrodaer Patienten getötet

Im Jahr 1940 kamen im Zuge der „Aktion T4“, der systematischen Ermordung von Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen 61 Patienten von Stadtroda in die Zwischenanstalt Zschadraß; davon wurden 60 Patienten weiterverlegt nach Pirna/Sonnenstein. In der sächsischen Heil- und Pflegeanstalt ermordeten die Nationalsozialisten in den Jahren 1940 und 1941 rund 13.720 vorwiegend psychisch kranke und geistig behinderte Menschen. Diese wurden in einer Gaskammer im Keller der Anstalt umgebracht.

Fachklinikum in Kindereuthanasie einbezogen

„Mit der Eröffnung der ‚Kinderfachabteilung‘ 1942/43 wurde das Fachklinikum in die staatlich organisierte Kindereuthanasie aktiv einbezogen. In deren Folge verstarben Kinder aufgrund staatlich angeordneter Mangelernährung und gezielter Überdosierung von Betäubungsmitteln“, erklärt Markus Weber.

In den damaligen Thüringer Landesheilanstalten Stadtroda wurden von 1934 bis 1945 mindestens 252 Patienten zwangssterilisiert. Im selben Zeitraum verstarben 2267 Stadtrodaer Patienten. Die genaue Zahl der Euthanasie-Opfer ist nicht bekannt.

„Die Brutalität dieser geschichtlichen Ereignisse in dieser Form ist unvorstellbar. Für uns ist das ein bedeutender Anlass, um regelmäßig darauf aufmerksam machen. So etwas darf sich nicht wiederholen“, sagt Weber.

Das Asklepios Fachklinikum Stadtroda ist heute akademisches Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums Jena und ein hoch spezialisiertes, modernes Zentrum für seelische und neurologische Gesundheit. Am Standort Stadtroda, seinen peripheren Tageskliniken und Medizinischen Versorgungszentren, bietet es ein umfassendes und differenziertes Leistungsspektrum an. Mit über 700 Mitarbeitenden ist das Asklepios Fachklinikum eines der größten Arbeitgeber der Region.