Saale-Holzland. Einrichtung hat Film nach wahrer Begebenheit vorgeführt und am Opferstein eine Schweigeminute durchgeführt.

An die Opfer der Euthanasie-Morde während des Zweiten Weltkrieges ist am 25. Januar mit einer Filmvorführung und einer Schweigeminute am Asklepios Fachklinikum Stadtroda erinnert worden.

Im Kultur- und Tagungszentrum Felsenkeller wurde das Drama „Nebel im August“ gezeigt. Der Film nach einer wahren Begebenheit spielt Anfang der 1940-er Jahre und erzählt am Beispiel von Ernst Lossain die tausendfachen NS-Krankenmorde, die zwischen den Jahren 1939 und 1945 unter der Bezeichnung „Aktion Gnadentod“ in bestimmten Krankenhäusern und Pflegeheimen durchgeführt wurden. Im Film erhält der Junge von einer Krankenschwester die Todesspritze, weil er als „unerziehbar“ gilt.

Saale-Holzland: Mit Schweigeminute erinnert und ermahnt

Nach dem Film traf man sich am Gedenkstein der Opfer der Euthanasie-Morde im Park des Klinikums, um mit einer Schweigeminute zu erinnern und zu mahnen. „Wir wollen heute hier gemeinsam an den Tod jener tausend Menschen erinnern, die aufgrund ihres Andersseins, aufgrund ihrer Krankheit oder Behinderung zu Opfern von Zwangssterilisation und des nationalsozialistischen ‚Euthanasie‘-Programms wurden“, sagte Pflegedirektor Markus Weber. Er informierte, dass im Zuge der Aktion „T4“, der systematischen Ermordung von Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen, im Jahr 1940 insgesamt 61 Patienten von Stadtroda in die Zwischenanstalt Zschadraß kamen. Bis auf eine Person sind alle anderen nach Pirna weiterverlegt worden. Mit der Eröffnung der „Kinderfachabteilung“ in den Jahren 1942/1943 wurde das Fachklinikum in die staatlich organisierte Kindereuthanasie aktiv einbezogen. In deren Folge verstarben Kinder aufgrund staatlich angeordneter Mangelernährung und gezielter Überdosierung von Betäubungsmitteln. In den damaligen Thüringer Landesheilsanstalten Stadtroda wurden von 1934 bis 1945 mindestens 252 Patienten zwangssterilisiert. Im selben Zeitraum verstarben 2267 Stadtrodaer Patienten, die genaue Zahl der „Euthanasie“-Opfer ist nicht bekannt.

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Gemeinsam ist am Gedenkstein das Lied „Von guten Mächten treu und still umgeben“ gesungen worden. Das ursprünglich geistliche Gedicht ist vom evangelischen Theologen und NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer im Dezember 1944 in der Gestapo-Haft verfasst worden. Am 9. April 1945 wurde Bonhoeffer von den Nazis hingerichtet.