Hermsdorf. Im Saale-Holzland sollen 230-Meter-Windräder errichtet werden. In Hermsdorf flammt der Protest auf. Mittendrin: Werteunion-Chef Hans-Georg Maaßen.

  • In Hermsdorf demonstrieren 400 Menschen gegen fünf Windräder im Wald.
  • Bürgermeister und AfD-Politiker Maaßen unterstützen den Widerstand.
  • Die Entscheidung über den Windpark fällt in den nächsten Monaten.

Wie zweigeteilt ein Land, eine Bevölkerung sein kann, dies konnte man am frühen Mittwochabend im und vor dem Hermsdorfer Stadthaus beobachten. Während im großen Saal Vertreter des Projektentwicklers ABO gemeinsam mit der Thüringer Energie- und GreenTech Agentur (ThEGA) und der Bürgerenergiegenossenschaft Saale-Holzland Pläne für den Bau von fünf großen Windkraftanklagen in der Gemarkung St. Gangloff Interessierten vorstellten, formierte sich auf dem großen Platz vor dem Stadthaus der Widerstand. Mit dem Vorsitzenden der Werteunion, Hans-Georg Maaßen, hatten die Windkraftgegner einen überaus prominenten Beistand an ihrer Seite.

Hermsdorf: Bis zu 400 Demonstranten gegen Windräder

Beide Seiten standen und stehen sich weitgehend unversöhnlich gegenüber, auch wenn Tobias Gruber, Sprecher der St. Gangloffer BI „Unser Holzland – Kein Windkraftland“, zu einem sachlichen Dialog aufrief. Es dürfe keine „Links“- oder „Rechts“-Debatte geben, sondern die Vernunft müsse herrschen, appellierte Gruber an die 350 bis 400 Teilnehmer der Demonstration „Gegen Windräder im Holzland“. Zugleich lobte er all jene, die um die 4000 Stellungnahmen gegen den Bau von Windkraftanlagen im Wald bei Hermsdorf eingebracht haben.

Seit inzwischen acht Jahren kämpfen Bürger in der Region gegen die Errichtung von Windrädern, seit 2017 müht man sich bei ABO Wind, die Genehmigung für Windenergieanlagen (WEA) zu erhalten. Inzwischen ist Projektleiter Alex Pfeiffer vorsichtig optimistisch, dass man dem Bau eines 20 Megawatt-Windparkes mit fünf Anlagen südlich des Hermsdorfer Kreuzes einen wesentlichen Schritt näher gekommen ist. So hofft man, dass man sich bis Ende dieses Jahres im Genehmigungsverfahren befinden wird.

Projektleiter Alex Pfeiffer zeigt die Standorte der geplanten Windräder.
Projektleiter Alex Pfeiffer zeigt die Standorte der geplanten Windräder. © Frank Kalla | Frank Kalla

Saale-Holzland: Über 230 Meter hohe Windräder

Sobald die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Bau der fünf Anlagen mit einer Gesamthöhe von jeweils 236 Metern gesetzt sind, will ABO Wind den Park in die Ausschreibung der Bundesnetzagentur bringen. Dies ist für den Projektentwickler notwendig, um garantierte Einspeisevergütungen, aber auch Entschädigungen zu erhalten, falls die Anlagen beispielsweise wegen einer drohenden Überlastung des Stromnetzes abgeschaltet werden müssen.

Sicherlich, räumen Pfeiffer und auch ABO Wind-Sprecher Dr. Daniel Duben ein, müssten einige Bäume gefällt werden. Allerdings würden für alle fünf Anlagen nebst dem Wegebau gerade einmal 4,7 Hektar Fläche benötigt und man werde darauf achten, möglichst vom Borkenkäfer oder Windwurf geschädigte Flächen in dem Privatwald in Anspruch zu nehmen. Eingespeist werden soll der produzierte Windstrom in die 110 KV-Leitung, die von Weida nach Hermsdorf führt.

Firmen im Saale-Holzland offen für Windpark

Die Bürgerenergiegenossenschaft Saale-Holzland jedenfalls hat großes Interesse, wenigstens ein Windrad nach der Fertigstellung von ABO Wind zu erwerben. „Die Wertschöpfung muss den Menschen vor Ort zugute kommen“, lautet das Kernanliegen von Vorstand Thomas Winkelmann. Und auch in der Hermsdorfer Unternehmerschaft sieht man den geplanten Windpark nicht negativ. „Wir brauchen bezahlbaren Strom“, sagt beispielsweise Rico Wachs, Geschäftsführer der Tridelta Weichferrite. Dem Projekt würden auch andere Unternehmen aufgeschlossen gegenüber stehen, betont er.

Weniger begeistert über den Mega-Windpark ist Kordula Auerswald aus Trockenborn. Wald würde zerstört und Flächen würden versiegelt, die Dinger seien schlecht für die Gesundheit der Menschen, aber auch für Tiere. „Ich will die nicht.“

Keine Windräder im Wald – am besten überhaupt nirgendwo – wollen auch Hans-Georg Maaßen, Hermsdorfs Bürgermeister Benny Hofmann, AfD-Landtagskandidatin Wiebke Muhsal, CDU-Landratskandidat Johann Waschnewski oder der Vize-Vorsitzende der Werteunion, Albert Weiler.

Hermsdorfs Bürgermeister: Schutz der Heimat geht vor

Natürlich könne auch Hermsdorf als Industriestandort nicht auf Energie verzichten, sagt Hofmann. Es gebe aber genügend Alternativen zur Windkraft, die man öffentlich aufgezeigt habe. Nicht nur er, auch der gesamte Stadtrat von Hermsdorf sei gegen die Windkraft, allen Falschmeldungen zum Trotz. „Keine Windkraft im Wald. Schützen wir unsere Heimat.“ Worte, die die anwesenden Demonstranten mit Jubel honorierten.

Demonstration vor dem Hermsdorfer Stadthaus
Demonstration vor dem Hermsdorfer Stadthaus © Frank Kalla | Frank Kalla

Windkraft im Saale-Holzland: Hans-Georg Maaßen teilt gegen Ampel aus

Hans-Georg Maaßen holte indes – der Wahlkampf ist im Gange – zum großen Gegenschlag gegen die Ampel aus. Er sprach sich gegen Brandmauern, gegen die Ausgrenzung Andersdenkender aus und warnte davor, dass die Ideologen das Land völlig in den Ruin treiben. Er und die Werteunion stünden für eine Politikwende, versicherte er und sagte einem „Neosozialismus neuer ökologischer Prägung“ den Kampf an. Harte Worte fand Maaßen zur Windkraft. Anders als diese „Klimasekte“ behaupte, sei diese nicht die Energie der Zukunft in einem Industrieland. Ähnlich äußerte sich Albert Weiler, der ebenfalls gegen die Politik der Ampel wetterte. Was Weiler besonders ärgert: Wer sich gegen den Kurs der Ampel stellt, wird seiner Meinung nach an die Wand gedrückt. „Wer nicht dafür ist, mutiert zum Rechtsradikalen.“

CDU: Windkraft im Saale-Holzland nur, wenn gewünscht

CDU-Landratskandidat Johann Waschnewski sprach sich mit klar gegen den Bau von Windkraftanlagen gegen den Willen von Kommunen und Bürgern aus. „Windkraft nur da, wo die Bürger es auch wollen“, forderte er und stellte sich damit gegen das ABO Wind-Projekt.

AfD-Landtagskandidatin Wiebke Muhsal erinnerte daran, dass ihre Partei klar gegen Windräder auf Feldern und in den Wäldern sei. Zugleich äußerte sie Verständnis für den Rückzug des AfD-Landratskandidaten Matthias Beerbaum, der aus Sorge um die Sicherheit seiner Familie die Kandidatur zurückgezogen hatte.