Hermsdorf. Am 26. Mai wählen die Hermsdorfer ihren Bürgermeister. Benny Hofmann möchte im Amt bleiben. Im Interview spricht er über seine Beweggründe.

Hermsdorfs Bürgermeister Benny Hofmann ist 34 Jahre alt, verheiratet und Familienvater. Seit 2018 ist der parteilose Hofmann im Amt und kandidiert nun für eine zweite Amtszeit im Rathaus. Wir haben Hofmann gefragt, welche Ziele er im Fall seiner Wiederwahl verwirklichen möchte, welche Probleme er in Hermsdorf sieht und was ihn im Alltag motiviert, aber auch demotiviert.

Herr Hofmann, mit welchen Vorhaben sind Sie in Ihre erste Amtszeit gestartet? Was konnten Sie umsetzen, was nicht?

Ich habe mir den Arbeitsslogan gesetzt, Hermsdorf sicher in die Zukunft zu führen. In Vorbereitung auf diesen Wahlkampf schaut man auch auf den letzten Wahlflyer, den man gemacht hat. Erfreulicherweise konnte ich jeden Punkt abhaken, es ist überall etwas gemacht worden. Es ging zum Beispiel darum, wirtschaftliche Sicherheit zu schaffen. Vor sechs Jahren konnte keiner ahnen, was für Krisen auf uns zukommen. Aber schon da hatte ich mein Baby mit Hermsdorf Ost 3. Beginnend als Liegenschaften, habe ich es als Bürgermeister in den letzten sechs Jahren in die Entwicklung gebracht, es ist alles umgesetzt worden. Wenn Ost 3 dann Früchte trägt, in Form von zusätzlichen Gewerbesteuern, habe ich auch einige Träume. Zum Beispiel, die Kita-Gebühren abzuschaffen.

Auch den Erhalt des Schulstandortes Hermsdorf mit allen Schulformen haben wir geschafft. Mein persönliches Steckenpferd ist auch, dass ich das Holzlandgymnasium mit auf den Weg zur Vollsanierung gebracht habe.

Keine Windräder im Wald – das haben wir bis jetzt geschafft. Die Stadt Hermsdorf steht weiterhin dazu. Natürlich sitzt man zwischen zwei Stühlen, man hat als Wirtschaftsstandort einen hohen Energiebedarf, aber das Thüringer Holzland ist unser Kulturerbe. Für mich ist es ein sehr großer Widerspruch Erneuerbare Energien zu schaffen, jedoch die Grundlage von allem, den Wald, dafür zu roden.

Was motiviert Sie in Ihrem Alltag als Bürgermeister?

Es motiviert mich, wenn ich früh ins Rathaus laufe und junge Schüler sehen mich von Weitem, erkennen mich, sprechen mich höflich an. Das freut einen. Wenn man schlechte Arbeit machen würde, wäre man nicht beliebt und würde auch nicht gegrüßt werden.

Und was demotiviert Sie?

Wir sind in Hermsdorf immer wieder Anlaufpunkt für verschiedene Gruppierungen, die ihre politische Meinung äußern, zum Beispiel in Form von den Montagsdemonstrationen. Das Recht ist sehr hoch anzusehen, aber ich frage mich, warum Hermsdorf? Die meisten sind von außerhalb, das sind keine Hermsdorfer, die ihre Meinung hier äußern. Es war gerade in den Krisenzeiten so, dass wir für alles zuständig und für alles der Buhmann waren. Das ging bis zu Drohbriefen. So etwas ist demotivierend, weil man nicht zuständig ist, aber für anderer Leute Fehler den Kopf hinhalten muss.

Warum treten Sie erneut an und welche Kernziele haben Sie sich gesetzt?

Wir haben viel dafür getan, dass der Wirtschaftsstandort ausgebaut wird, wir sind auf einem sehr guten Weg. Wir haben den Tridelta Campus gegründet, der in den letzten Jahren massiv an Fahrt aufgenommen hat. Meine Aufgabe ist die Vernetzung zwischen Wissenschaft, Bildung und Kommunalpolitik und auch das Standortmanagement. Da haben wir noch eine ganze Menge Hausaufgaben und wollen unseren Unternehmen noch viel Wegstrecke bereiten. Auch an den sozialen Themen möchte ich weiterarbeiten. Man hat das Gefühl, dass wir im Saale-Holzland-Kreis wieder zu einem sozialen Schwachpunkt geworden sind.

Welche anderen Probleme sehen Sie in Hermsdorf?

Wir sind in der positiven Situation, dass wir bauen können. Aber es ist nicht leicht, Planungsbüros und Bauunternehmen zu finden. Ein weiteres Problem ist die massive Preissteigerung. In Wirtschaftskrisenzeiten muss die öffentliche Hand investieren, damit die Wirtschaft wieder auf die Beine kommt. Das machen und versuchen wir, aber Bürokratie und Fachkräftemangel machen es nicht leicht.

Auch sage ich immer, wenn es unseren Gewerbeunternehmen gut geht, geht es auch der Stadt gut. Wir sind jedoch nicht die einzigen, die davon profitieren, aber die einzigen, die ihre Hausaufgaben machen. Wenn wir Gewerbesteuern einnehmen, geht ein Großteil an den Landkreis und das Land Thüringen. Doch es kommt nicht viel zurück, bis auf die Erhöhung von Kreisumlagen und Steuererhöhungen. Und davon hat der Unternehmer nichts. Dort müssen die Hausaufgaben gemacht werden.

Sie sprechen von Hermsdorf als Wirtschaftsstandort und erwähnten den Tridelta Campus. Wie aber steht es um die Innenstadt und den Einzelhandel?

Hermsdorf nimmt einen hohen Stellenwert als Versorgungszentrum der Region ein. Wenn ich zum Beispiel bei Globus über den Parkplatz gehe, sehe ich viele Kennzeichen aus Zeulenroda, Greiz, Jena, Gera. Das macht das Überleben des Einzelhandels nicht leichter. Ich rede nicht nur von Globus, sondern von allen Supermärkten, die wir hier haben. Obwohl man sagen muss, unsere Einzelunternehmen kämpfen. Wir haben es an der Gewerbeinitiative gesehen, die sich in Hermsdorf gegründet hat. Viele haben beim Wochenend-Shopping mitgemacht, das war ein erfolgreiches Projekt. Auch hier beschäftigen wir uns im Rahmen des Standortkonzeptes damit, wie wir als Stadt beziehungsweise Campus unterstützen können. Das ist leider nicht ganz einfach. So suchen wir zum Beispiel auch schon seit vielen Monaten nach einem Gastro-Pächter für das Sportlerheim.

Die Flüchtlingsunterkunft sorgt immer wieder für Aufsehen. Jüngst wurde sogar eine Petition für deren Schließung eingereicht. Wie ist der aktuelle Stand und wo möchten Sie hin?

Den aktuellen Stand kann ich Ihnen nicht sagen, weil die Kommunikation sehr schlecht ist, zwischen den Verantwortlichen und der Stadt. Aus diesem Grund habe ich das vor einiger Zeit selbst in die Hand genommen und habe alle Verantwortlichen ins Rathaus geholt und an einen Tisch gesetzt. Seitdem gibt es regelmäßige Arbeitsgespräche, die sehr gut ankommen, bei allen Beteiligten. Mein Wunsch ist, dass die Halle im Sommer leer ist.

Was würden Sie Ihren Kritikern sagen wollen?

Eine sachliche Kritik ist gut, die bringt einen auf den richtigen Weg, wenn man falsch lag. Aber wir haben eine transparente Politik in Hermsdorf und ich berichte und diskutiere im Stadtrat viel mehr, als ich müsste. Die Menschen kennen viele Hintergründe nicht und bewerten manche Sachlage dann teils falsch. Man müsste mehr ins Gespräch kommen. Ich würde meine Kritiker auffordern, direkt mit mir Kontakt aufzunehmen.