Ob es bei den Bemühungen der Industrie- und Handelskammer, mehr Mädchen für technische Berufe zu begeistern, wirklich um Gleichberechtigung geht, sei mal dahin gestellt.

Schließlich haben die Unternehmen aufgrund des Fachkräftemangels einen ganz rationalen Grund, Rollenbilder und Klischees aufzubrechen. Fest steht nur, dass die Gesellschaft gewinnen würde, wenn dies langfristig gelingen könnte. Schließlich gibt es das Phänomen auch in die andere Richtung. So wählen Männer etwa seltener Berufe in Kindergärten oder der Pflege, da diese vergleichsweise schlecht bezahlt seien. Hier wird darüber diskutiert, diese Berufe gesellschaftlich aufzuwerten.

Technische Berufe bieten anderseits bereits recht gute Verdienstmöglichkeiten. Dennoch entscheiden sich viele Abiturienten für ein Studium, weil sie denken, dass ihre Aufstiegsmöglichkeiten damit besser sind. Und unterm Strich stimmt das ja auch. Zwar wird immer damit geworben, dass auch der Ausbildungsweg den Aufstieg zum Fachwirt oder Meister erlaubt. Doch es muss mehr Möglichkeiten geben, auch über den Ausbildungsweg eine dem Hochschulabschluss gleich gestellte Stufe zu erreichen. Somit würde man die Ausbildung für beide Geschlechter attraktiver machen. Die übrigen Hürden müssen wahrscheinlich wirklich gesamtgesellschaftlich gelöst werden, in dem unsere Vorstellungen von Typisch-Mann und Typisch-Frau lebenslang auf dem Prüfstand stehen.