München. Ronald Rauhe ist Deutschlands erfolgreichster Kanute. Im Interview blickt der 40-Jährige auf die kontinentalen Titelkämpfe voraus.

17-mal Gold, neunmal Silber, dreimal Bronze – das ist seine Bilanz bei Europameisterschaften. Zum ersten Mal, seit er nach dem Olympiasieg von Tokio 2021 im Viererkajak seine Karriere beendet hatte, ist Ronald Rauhe als Zuschauer bei kontinentalen Titelkämpfen im Kanurennsport dabei. Der 40-Jährige ist bei der Heim-EM, die von Donnerstag bis Sonntag im Rahmen der European Championships in München auf der Regattastrecke Oberschleißheim ausgetragen wird, für das ZDF als Experte eingebunden. Für diese Zeitung blickt Deutschlands erfolgreichster Kanute auf die Titelkämpfe voraus und erklärt, worauf zu achten sein wird.

Herr Rauhe, vor zehn Tagen ging in Halifax (Kanada) die WM zu Ende. Wie gelingt es den Aktiven, zum zweiten Saisonhöhepunkt ebenfalls in Topform anzutreten, und welchen Stellenwert hat diese Heim-EM für das deutsche Team?

Ronald Rauhe: Moralisch ist das tatsächlich ein Zwiespalt. Die WM ist sportlich und auch sportpolitisch das Maß der Dinge, am dortigen Abschneiden richtet sich die Förderung aus, also muss man dort erfolgreich sein, was Deutschland mit 14 Medaillen in Kanada auch war. Aber eine EM im eigenen Land, auf historischer Regattastrecke und eingebunden in ein so großes Event wie die European Championships – da sind alle bis zum Anschlag motiviert. Ich denke, beide Wettkämpfe sind deshalb gleichrangig einzuschätzen.