Köln. Befeuert von drei Siegen machte Basketball-Präsident Ingo Weiss den TV-Sendern eine Ansage, weil diese keine Livespiele von der EM zeigen. ARD und ZDF verteidigen sich.

Volle Halle und riesige Euphorie in Köln, aber keine Live-Berichterstattung bei ARD und ZDF: Angestachelt von drei deutschen Siegen zum Start der Basketball-EM hat Verbandspräsident Ingo Weiss die öffentlich-rechtlichen Sender mit drastischen Worten attackiert.

«Dann muss ich sagen, ich finde es schon ziemlich ignorant und enttäuschend, dass die Öffentlich-Rechtlichen nicht ihrem Auftrag nachkommen», sagte der Boss des Deutschen Basketball Bundes in Köln. Dass die bisher spektakulären Begegnungen ausschließlich live beim Internet-Sportsender MagentaSport und nicht klassisch bei ARD und ZDF zu sehen sind, wurmte Weiss sichtbar. Die beiden Sender wiesen die Kritik zurück.

ARD und ZDF zeigen Ausschnitte der Spiele

Die Nationalmannschaft hatte Mitfavorit Litauen mit 109:107 nach zwei Verlängerungen besiegt und so den historisch besten Start bei einer EM vollbracht. Die Lanxess-Arena war an allen drei Tagen ausverkauft, die Mannschaft überzeugte, doch außerhalb der Basketball-Blase sahen nur wenige Menschen den starken Auftakt des Teams um Kapitän Dennis Schröder und Jungstar Franz Wagner.

ARD und ZDF zeigen Ausschnitte der Spiele in ihren Formaten wie am Sonntag in der «Sportschau», senden aber anders als vor sieben Jahren nicht live. Zwar kann auch bei Magentasport jedes deutsche Spiel kostenlos geschaut werden, doch wird dabei keine ähnliche Reichweite generiert wie bei den öffentlich-rechtlichen Sendern.

Weiss lobte die «exzellente Übertragung» der Telekom-Tochter und betonte, der Rechteinhaber habe ARD und ZDF «einen Roten Teppich» ausgelegt, um übertragen zu können. Die beiden Sender wehren sich gegen Weiss' Vorwürfe.

Entscheidung gegen Livespiele

«Ich weiß nicht, woher Herr Weiss seine Informationen hat», sagte ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann der dpa. «Die Deutsche Telekom hat die Übertragungsrechte für die Live-Spiele erworben. Dabei bleibt es.»

ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky erklärte, sein Sender berichte «umfangreich» über die EM auf «sportschau.de», dazu im Fernsehen im Morgen-und Mittagsmagazin, in der «Sportschau» und den Nachrichtensendungen sowie in den Hörfunkwellen der ARD.

«Vor dem Hintergrund der umfangreichen Sportberichterstattung in diesem Sommer (...) sind weitere Livestrecken des Sports derzeit leider nicht möglich», sagte der ARD-Sportchef. Die Entscheidung gegen Livespiele von der paneuropäischen EM mit Spielen in Köln und Berlin sei schon vor Monaten gefallen.

Quoten beim Streamingdienst seien «phänomenal»

Weiss will sich damit aber nicht zufrieden geben. «Wenn man im Vorfeld einen Deal gemacht hätte, zum Beispiel über das Eröffnungsspiel, dann hätte man über alles reden können», sagte Weiss, der allerdings eingestand, als Verbandspräsident nicht Teil der Verhandlungen und Gespräche zu sein.

Der 58-Jährige kann sich vorstellen, dass die Sender doch noch einsteigen, wenn es Deutschland bis ins Halbfinale oder gar ins Endspiel schafft. Vor allem die Uhrzeit des Finals wäre aber eher ungünstig: Dass ARD oder ZDF am Sonntagabend um 20.30 Uhr die Primetime für Basketball freiräumen, darf selbst im Erfolgsfall bezweifelt werden. Dazu würde sich erneut die Rechtefrage stellen. Weiss sagte, er könne verstehen, wenn sich Magentasport in so einem Fall die «Sahneteilchen» nicht mehr rauspicken lassen wolle.

Die Quoten bei dem Streamingdienst für die bisherigen EM-Partien seien «phänomenal», berichtete Weiss. Magentasport kommuniziert die Zahlen in der Regel aber nicht öffentlich. Bei den Öffentlich-Rechtlichen war in den vergangenen Jahren oft ein Problem, dass Live-Basketball nicht ausreichend Zuschauer vor den Fernseher gezogen hat. So war es auch bei der Heim-EM 2015, als selbst Dirk Nowitzki, gute Stimmung und attraktive Gegner in Berlin nicht für gute Quoten reichten. Diesmal findet die Endrunde (10. bis 18. September) mit Achtelfinale, Viertelfinale, Halbfinale und Finale in Berlin statt.