München. Erstmals seit 2009 kommt der Basketball-Meister nicht aus München oder Bamberg. Alba ist Topfavorit vor dem Halbfinale gegen Oldenburg. Doch der Macher bemüht als Warnung eine abgewandelte Weisheit von Sepp Herberger. Bei einem Ex-Champion herrscht “Enttäuschung pur“.

Das Ende der bayerischen Titel-Ära im deutschen Basketball nach mehr als einem Jahrzehnt wird zur großen Chance für zwei Altmeister.

Topfavorit Alba Berlin und die EWE Baskets Oldenburg wollen sich endlich ihre Sehnsucht nach der Rückkehr auf den Thron erfüllen - die Chance ist durch die Zäsur mit dem Viertelfinal-Aus des FC Bayern und von Brose Bamberg so groß wie lange nicht. "Es wird ein anderer Meister sein, das ist schon mal was", sagte Alba-Macher Marco Baldi der Deutschen Presse-Agentur vor dem Halbfinal-Duell mit Oldenburg - und warnte zugleich. "Wir werden alles versuchen, aber das ist die alte Sepp-Herberger-Weisheit: Wer den übernächsten Schritt vor dem nächsten machen will, der fällt. Und zwar tief."

Die Rolle als Topfavorit auf den Titel nahm Kapitän Niels Giffey dennoch "gern" an. "Ich weiche dem aber auch gerne aus, weil darüber zu sprechen bringt nichts", sagte der Nationalspieler der ungeschlagenen Berliner nach dem 88:85-Schaulaufen gegen die BG Göttingen bei Magentasport. "Du musst es machen."

Vor elf Jahren kam der deutsche Champion zuletzt nicht aus München oder Bamberg. Oldenburg holte 2009 seinen ersten Titel, im Jahr zuvor sicherte sich Alba seine achte und bislang letzte Meisterschaft. Im anderen Halbfinale begegnen sich in den MHP Riesen Ludwigsburg und ratiopharm Ulm zwei Überraschungsteams, die bislang noch nie an der nationalen Spitze standen. Im Hinspiel trennten sich beide Mannschaften mit einem für den Basketball ungewohnten 71:71-Remis. Die Entscheidung fällt nach Addition beider Partien.

Die ungewohnten Bedingungen zu Corona-Zeiten mit Geisterspielen und Hotel-Quarantäne sind dabei nur ein Faktor für die Ablösung der beiden großen B aus dem Freistaat. "Das zeigt, dass die anderen Mannschaften deutlich besser geworden sind und dass die Clubs mit den deutlich höheren Budgets nicht weit vorne liegen", sagte Oldenburgs Geschäftsführer Hermann Schüller. "Mannschaften wie Ulm, Ludwigsburg oder wir haben sich gut entwickelt. Es ist schon eine starke Fünfer- Sechser-Gemeinschaft da oben, das kann sich sehen lassen in Europa."

Seit dem Titelgewinn scheiterte Oldenburg zweimal im Finale an Bamberg, Alba wurde in diesem Zeitraum viermal Vizemeister. "Schon wieder Berlin", sagte Baskets-Trainer Mladen Drijencic stöhnend im Scherz nach dem souveränen 89:75 über Bamberg. "Wir wissen, wie sie spielen, wir wissen wie wir gegen sie spielen müssen." In den Playoffs der beiden vergangenen Saisons sowie dem Pokalfinale dieser Spielzeit trafen Berlin und Oldenburg bereits aufeinander - jedes Mal setzte sich der Hauptstadtclub durch. "Ich denke, dass unsere Mannschaft noch einige Rechnungen offen hat", sagte Schüller, nachdem er von der Tribüne seinen Coach symbolisch in den Arm genommen hatte.

Das erste von zwei Halbfinalspielen steht am Montagabend (20.30 Uhr/Magentasport) an. Erneut werden die Ergebnisse beider Partien zusammengezählt. "Oldenburg ist ein tolles Team, das uns im Pokal voll gefordert hat und das auch hier zeigt, dass sie immer noch was drauflegen können", sagte Alba-Geschäftsführer Baldi. "Es wird ein sehr hartes, sehr offenes Halbfinale."

Wie im Vorjahr war der einstige Branchenprimus aus Bamberg hingegen weit vom Sprung unter die besten Vier entfernt. "Ich möchte das in Ruhe besprechen", sagte Geschäftsführer Arne Dirks über mögliche Lehren der insgesamt enttäuschenden Saison. "Sicherlich kann man sagen, dass wir so eine Leistung nicht so stehen lassen können. Es ist Enttäuschung pur, das müssen wir jetzt aufarbeiten und die richtigen Schlüsse ziehen."