München. Jamal Musiala spielt im WM-Jahr groß auf. Unter Bayerns Spaß-Kickern sorgt er für den größten Spaß. Von «Augenweide» bis «Schlangen-Talent» reichen die Hymnen auf den Youngster.

Als Jamel Musiala bei seiner Auswechslung vom Platz schlurfte, erhob sich das Publikum in der Allianz Arena und huldigte dem neuen Bayern-Liebling.

Julian Nagelsmann umarmte am Spielfeldrand den 19-Jährigen, der in den ersten Saisonwochen Fans und Experten mit seiner Fußball-Magie verzückt und mit Lobeshymnen und Schwärmereien überhäuft wird. «Es ist richtig Spaß auf dem Feld da», sagte Musiala später, als er mit dicken Kopfhörern um den Hals im Bauch der Arena über sich, sein nächstes erstaunliches Tor und die neuformierte Offensive der Spaß-Bayern redete. Den größten Spaß dabei macht er.

«Das war vom Feinsten»

Beim diesmal nicht ganz so aufregenden 2:0 des Dauerchampions in der Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg sorgte erneut Jamal Musiala für die spektakulärsten Momente - speziell beim Führungstor. Nach Zuspiel von Thomas Müller drehte er sich blitzschnell, schlängelte sich durch zwei Gegenspieler, strauchelte kurz, rappelte sich auf, schaute Richtung Tor - «und hämmerte den Ball trocken unten links rein», wie Passgeber Müller beeindruckt bemerkte: «Das war vom Feinsten.»

Es war ein Tor Marke Musiala. «Es ist einfach der Wille, der Hunger, ein Tor zu schießen. Wenn ich auf den Boden falle oder ein Foul kriege, versuche ich immer, weiterzuspielen», schilderte er selbst die Szene: «Aufdrehen ist eine meiner Qualitäten. Der Ball lag in einer guten Position, um zu schießen. Ich habe ihn gut getroffen.»

Müller, der im Spiel gegen Ex-Bayern-Coach Niko Kovac das 2:0 nachlegte, bescheinigte Musiala ob des Tores ein «Schlangen-Talent». Sportvorstand Hasan Salihamidzic nannte es eine «Augenweide», Musiala bei seiner kunstvollen Arbeit am Ball zuzuschauen: «Er bringt sein Potenzial auf den Platz. Ich freue mich, dass er bei uns spielt.»

Matthäus voll des Lobes

Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus entdeckt in Musiala bereits das Potenzial eines künftigen Weltfußballers. «Auf jeden Fall, das bringt er mit», sagte Deutschlands bislang einziger Weltfußballer (1991) beeindruckt. Auch Bayern-Chef Oliver Kahn stimmte eine Hymne auf das Ausnahmetalent an, das der Rekordmeister frühzeitig bis 2026 an sich binden konnte. «Ich habe ihn gerade in der Kabine noch getroffen und gesagt, dass da mehr kommen muss», scherzte Kahn nach dem Spiel. Ernsthaft fügte er hinzu: «Nein, er ist super in die Saison gestartet. Was er spielt, ist schon im Moment outstanding, außergewöhnlich. Auch das Tor, das er macht, war überragend.»

Für Musisla scheint es keine Grenzen zu geben, wenn er der bleibt, der er ist. Ein junger Mann, der in Stuttgart geboren wurde, lange in England aufwuchs, darum ein liebenswertes «Denglisch» spricht, den Fußball liebt, sehr hart an sich arbeitet und klar im Kopf ist.

«Bin immer hungrig»

«Ich bin immer hungrig, mich zu verbessern», sagte Musiala am Sonntagabend. Er will nicht nur beim FC Bayern in der ersten Elf stehen, sondern auch im DFB-Team von Bundestrainer Hansi Flick. Musiala hat das Zeug, schon am Jahresende in Katar als WM-Star zu glänzen, nachdem die EM 2021 noch ein Schnupperkursus für ihn war.

So bescheiden und zurückhaltend Musiala außerhalb des Spielfeldes auftritt, so selbstbewusst, ehrgeizig und zielstrebig agiert er auf dem Platz. Er weiß sich im Münchner Starensemble mit Sadio Mané, Müller, Joshua Kimmich und Co. sehr wohl zu behaupten. Er füllt mit schon vier Toren in drei Saison-Pflichtspielen nebenher auch noch das Vakuum, das Torjäger Robert Lewandowski im Sommer hinterlassen hat.

«So einen Start habe ich mir vorgenommen, dass ich mehr Tore, mehr Effizienz vorne reinbringe in mein Spiel. Ich bin einfach glücklich, dass ich das jetzt umsetzen kann», sagte Musiala glücklich.

Die Gefahr, dass er abheben könnte, sehen seine Chefs nicht. «Er ist ein super Junge, er trainiert sehr gut, er ist sehr professionell. Er hat keine andere Sachen im Kopf. Jamal lebt für den Fußball. Bei ihm habe ich mir keine Sorgen», sagte Salihamidzic.

Sein Trainer verwies einfach nur auf die Konkurrenz wie Leroy Sané, die er gerade in die Reservistenrolle verdrängt. «Jamal ist ein extrem demütiger Spieler, der immer lernen will, der sich immer verbessern will. Er ist sehr gut erzogen. Da muss ich nicht viel machen», sagte Nagelsmann, der Musiala die «stehenden Ovationen» der 75 000 Zuschauer gönnte. Und dann sagte: «Wenn er Höhenluft kriegt, dann haben wir viele andere gute Spieler, die mit den Hufen scharren und spielen wollen. Wir haben im Kader gute Qualität dazu gekriegt. Deswegen musst du immer liefern.» Auch Magic Musiala.