Santos.

"Das große Geschenk des Sieges war nicht die Trophäe, sondern die Erleichterung", sagt die brasilianische Fußball-Legende Pelé in einer am 23. Februar veröffentlichten Netflix-Dokumentation über ihn.

Der dreimalige Weltmeister bezieht sich dabei vor allem auf die WM 1970 in Mexiko, bei der die Seleção den nach Meinung vieler bis heute schönsten Fußball spielte. In jener Zeit herrschte in Brasilien aber auch eine Militärdiktatur, die den Fußball instrumentalisierte. "In diesem Moment wollte ich nicht Pelé sein", sagt der 80 Jahre alte Brasilianer.

Dass sich der "König des Fußballs" - ungewohnt mit einer Gehhilfe an seinem Rückzugsort zu sehen - über Politik, die Diktatur, Folter und seine fehlende Positionierung äußert, unterscheidet die Netflix-Doku von vielen anderen Filmen und Büchern über ihn.

Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1958 war Pelé zum Symbol eines Brasilien geworden, das sich aufmachte, seinen "Straßenköterkomplex" zu überwinden und zu einem modernen Land zu werden. 1970 schüttelte Pelé dem Diktator Emílio Garrastazu Médici lächelnd die Hand.

Dennoch vermeiden es im Film selbst Kritiker, Pelé zu verurteilen. "Auch wenn die Diktatur versuchte, sich den WM-Titel 1970 anzueignen - es war nicht der Sieg Medicis, es war der Sieg Pelés", sagt beispielsweise der renommierte brasilianische Sportjournalist Juca Kfouri, der mit dem 2011 gestorbenen Fußballer Sócrates, einem Kämpfer für die Demokratie, befreundet war.

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