Tokio. Bis zum fünften Tag der Judo-Wettkämpfe muss das deutsche Team in Tokio warten, dann holt Eduard Trippel mit Silber die erste Medaille. Fast hätte es noch weiteres Edelmetall für die Judoka gegeben.

Trippel-Tag in Tokio! Das breite Lächeln von Silbermedaillen-Gewinner Eduard Trippel bei der Siegerehrung im ehrwürdigen Judo-Tempel Nippon Budokan konnte auch die weiße FFP2-Maske mit dem Logo des Team Deutschland nicht verbergen.

Der 24 Jahre alte Rüsselsheimer verlor am Mittwoch zwar das Finale gegen den Georgier Lascha Bekauri, eroberte mit Silber aber die erste Medaille für das Team des Deutschen Judo-Bundes in Tokio.

"Das war mein Tag. Es ist ein Traum", sagte ein überglücklicher Trippel, der im Vorfeld nicht unbedingt zu den Favoriten auf die Medaillen gehört hatte. Umso mehr genoss der Polizeikommissar-Anwärter die Ehrenrunde mit der Silbermedaille um den Hals in Japans Judo-Heiligtum. Sein Erfolgsgeheimnis? Lockerheit! "Ich gehe immer locker und mit einem Lächeln auf die Matte. Ich kann Judo, ich kann so viel schmeißen. Ich war überhaupt nicht nervös."

Größter sportlicher Erfolg

Das letzte Quäntchen Glück und Konsequenz zu Gold fehlt im Finale. "Ich war schon nach dem Halbfinale so froh. Ich habe danach auch geweint. Vielleicht ist mir das im Finale zum Verhängnis geworden", analysierte Trippel die Niederlage in der Gewichtsklasse bis 90 Kilogramm gegen Bekauri durch Waza-ari. "Ich hätte gerne die erste Goldmedaille nach Ole Bischof geholt." Bischof hatte 2008 in Peking das letzte Gold im Judo für Deutschland gewonnen.

Seinen Medaillen-Coup will Trippel nun mit einem guten Essen feiern, schließlich musste er für die olympischen Strapazen über sechs Kilogramm abnehmen. "Das war hart", gestand der Modellathlet. Das nächste große Ziel hat der Hesse schon im Blick: Die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Die Silbermedaille hat Lust auf mehr gemacht.

Für Trippel, einen der Jüngsten im deutschen Judo-Team in Tokio, ist die Medaille der bislang größte sportliche Erfolg seiner Karriere. Er ist der erste deutsche Medaillengewinner in dieser Gewichtsklasse seit 1996, als Marko Spittka Bronze gewann. Für die deutschen Judo-Männer beendete Trippel die medaillenlose Zeit von neun Jahren seit Olympia 2012. Er zeigte bei seinen ersten Spielen einen starken Wettkampf und schaltete unter anderem die höher eingeschätzten Krisztian Toth aus Ungarn und Nemanja Majdov aus Serbien aus.

Fast weitere Medaille für deutsches Team

Trippel selbst hatte vor den Olympischen Spielen selbstbewusst eine Medaille als Ziel ausgegeben und die Verschiebung der Wettkämpfe wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr als großen Vorteil genannt. Trippel hatte zuletzt unter anderem beim Masters in Doha 2021 Bronze und bei der WM 2018 Platz fünf geholt .

Fast hätte es an dem schwül-heißen Mittwoch in Tokio noch eine Medaille für die deutschen Judoka gegeben. Die Wolfsburgerin Giovanna Scoccimarro verlor zuvor das kleine Finale in der Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm und wurde wie schon am Dienstag Dominic Ressel Olympia-Fünfte. Die 23-Jährige musste sich im Kampf um Bronze erst nach 7:44 Minuten im Golden Score der Weltranglisten-Dritten Sanne van Dijke aus den Niederlanden geschlagen geben. "Ich glaube, es dauert noch ein wenig, bis ich die Glückwünsche annehmen kann", sagte sie. "Es ist der größte Erfolg meiner Karriere und das bei meinen ersten Olympischen Spielen. Aber natürlich sind auch ein paar Tränen nach dem Kampf geflossen. Damit muss man klarkommen."

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