Doha. Nach den tagelangen Diskussionen rund um die Binde steht DFB-Kapitän Manuel Neuer wegen der WM-Pleite nun auch sportlich unter Druck.

Der Mann, über den in den vergangenen Tagen die ganze Nation redete, hatte kurz nach der Niederlage gegen Japan selbst ein Mitteilungsbedürfnis. „Wir lassen uns vielleicht die ,One Love‘-Binde nehmen, aber wir lassen uns nicht unsere Stimme nehmen“, sagte Manuel Neuer in den Katakomben des Khalifa-Stadions. 1:2 hatte seine Mannschaft gerade das WM-Auftaktspiel verloren, wieder einmal droht ein frühzeitiges Ausscheiden.

Doch ein Großteil der üblichen Frage-und-Antwort-Runde nach der Partie drehte sich erneut nur um die von der Fifa verbotene Kapitänsbinde und die Reaktion der deutschen Mannschaft, sich beim obligatorischen Mannschaftsfoto vor der Partie den Mund zuzuhalten. „Unsere Werte vertreten wir immer“, sagte Neuer. „Das war ein Fingerzeig.“

DFB-Führungsspieler berieten sich vor der ersten Partie

Am Vortag des Spiels hatten sich Neuer und sechs Führungsspieler zusammengesetzt und entschieden, dass sie ein Zeichen setzen wollten. „Wir wollten unbedingt etwas machen“, sagte der Torhüter, der trotz der tagelangen Diskussion über die Binde sogar zum Scherzen über die von der Fifa aufgezwungene „No Discrimination“-Binde aufgelegt war. „Die Binde saß total locker. Ich habe jetzt keinen Monsteroberarm, aber das war wohl ein schlechter Hersteller.“

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Alles andere als witzig fand Neuer dagegen, was es aus sportlicher Sicht an diesen Tag zu bewerten galt. „Es hätte nicht schlimmer kommen können“, sagte der 36-Jährige deutlich. Und noch deutlicher: „Es hat sich nicht jeder gezeigt. Wir haben uns selbst mit schwachem Passspiel unter Druck gesetzt.“ So habe „in der ersten Halbzeit jeder Pass eine Message“ gehabt, in der zweiten Halbzeit dann aber nicht mehr. „Das ist für mich unverständlich.“

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Neuer unglücklich bei Asanos Siegtor

Doch Neuer haderte auch mit seiner eigenen Leistung, die über weite Strecken des Spiels durchaus lobenswert gewesen war. Doch bei Japans Siegtreffer zum 1:2 durch Bochums Takuma Asano sah der Bayernkeeper zumindest unglücklich aus. „Ich wollte, dass er mich anschießt. Vielleicht hätte ich noch einen Schritt nach vorne gehen können“, sagte Neuer selbstkritisch. „Es war eine schwierige Situation. Ich musste unten ja auch alles dicht machen.“

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Nach 2018 droht Deutschland bei einer Niederlage gegen Spanien am Sonntag nun das zweite WM-Vorrundenaus in Folge. An die WM in Russland würde er aber nun nicht denken, versicherte Neuer.

Viel eher gebe es Dinge, die ihm vor dem Schicksalsspiel gegen Spanien sogar Mut machen würden: „Vor allem die erste Halbzeit und die vielen Tormöglichkeiten. Spanien will mitspielen, da werden wir auch Torchancen bekommen“, orakelte Neuer, ehe er sich vor der Rückfahrt ins Zulal Resort verabschiedete. Nicht aus dem Turnier, sondern vorerst nur für den Moment.

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