Oyama. Sportdirektor Patrick Moster empört beim Einzelzeitfahren in Oyama mit einer rassistischen Entgleisung. Der DOSB prüft Konsequenzen.

Die Außenmikrofone ertappten Patrick Moster auf frischer Tat. Laut und deutlich war die rassistische Entgleisung des Sportdirektors der deutschen Radfahrer zu verstehen - er muss deshalb trotz einer umgehenden Entschuldigung um seinen Job fürchten. „Hol die Kameltreiber, hol die Kameltreiber, komm“, hatte Moster seinem Schützling Nikias Arndt beim olympischen Zeitfahren zugerufen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

„Die Aussage ist nicht akzeptabel“, sagte BDR-Präsident Rudolph Scharping und ergänzte: „Wir werden darüber nach den Olympischen Spielen sprechen und dabei die Entschuldigung von Moster auch in die Bewertung einbeziehen, sowie den besonderen Stress, dem das deutsche Männer-Team Straße ausgesetzt war.“

ARD-Kommentator Florian Nass zögerte keine Sekunde und kritisierte Moster während der Live-Übertragung umgehend, auch in den Sozialen Medien folgte ein Sturm der Entrüstung. Naß sagte noch bei der Übertragung: "Patrick Moster war derjenige, der da eben gerufen hat. Und ich muss ganz ehrlich sagen: Wenn ich das so richtig verstanden habe, was er da gerufen hat, dann war das total daneben, aber mal so was von daneben. Da fehlen mir die Worte."

Und weiter: "So was hat im Sport überhaupt nichts verloren. Das ist absolut unterirdisch. Pardon, da fällt mir nichts ein. Und dessen muss man sich bewusst sein, wenn man an einem internationalen Rennen teilnimmt, bei dem Kameras und Mikrofone aufgestellt sind. Das ist unwürdig."

DOSB-Präsident Hörmann will den Vorfall aufarbeiten

Moster, seit 2012 als Sportdirektor des Verbandes, versicherte, dass es ihm „wahnsinnig leid“ tue. „Ich kann mich nur für die getätigten Worte entschuldigen“, sagte der 54-Jährige dem SID. Er bekräftigte, dass der momentane Stress und die Hektik aber keine Entschuldigung für seinen Aussetzer seien dürften. „Das darf nicht passieren“, sagte Moster.

Auch der DOSB reagierte auf den Eklat. „Das Team D steht für die Einhaltung der olympischen Werte Respekt, Fairplay und Toleranz und lebt diese in all ihren sportlichen Wettbewerben“, sagte Präsident Alfons Hörmann und betonte: „Es ist wichtig, dass sich Patrick Moster unmittelbar nach dem Wettkampf entschuldigt hat.“ Der DOSB will umgehend das persönliche Gespräch mit Moster suchen und die Situation aufarbeiten.

Moster entschuldigt sich, weist Rassismus-Vorwurf zurück

Vor Arndt waren der Eritreer Amanuel Ghebreigzabhier und der Algerier Azzedine Lagab im Kampf gegen die Uhr auf die Strecke gegangen. Er könne es sich selbst nicht erklären, wie es zu dieser Äußerung gekommen sei, sagte Moster. Direkt im Anschluss an das Rennen, das der ehemalige Skispringer und letztjährige Tour-Zweite Primoz Roglic (Slowene) gewann, versuchte er eigenen Angaben zufolge, Kontakt mit den beiden betroffenen Fahrern aufzunehmen. Vergeblich.

So versuchte Moster vehement seine grundsätzlich antirassistische Haltung herauszustellen. „Ich bin in keinster Weise gegen ausländische Mitkonkurrenten in rassistischer Absicht oder ähnlichem unterwegs“, betonte Moster im Gespräch mit dem SID. Er „schätze und achte die Leistungen, die von allen Sportlern hier gebracht werden“. Moster erwähnte zudem, dass er auch in seinem Bekanntenkreis Freunde mit Wurzeln aus Nordafrika habe.