Berlin. Sandro Schwarz, Trainerkandidat bei Hertha BSC, hat beim russischen Traditionsklub Dynamo Moskau seinen Abgang verkündet.

Sein Name wird schon seit einigen Tagen immer wieder genannt, nun hat Sandro Schwarz selbst erste Fakten geschaffen: Der Trainerkandidat beim Fußball-Bundesligsten Hertha BSC hat beim russischen Traditionsklub Dynamo Moskau seinen Abgang verkündet. „Ich habe immer gesagt, dass wir diese Saison alle gemeinsam bis zum Ende durchstehen sollten. Aber die Situation in der Welt ist nicht einfach, und heute war mein letztes Spiel in Russland“, sagte Schwarz am Sonntag nach dem 1:2 (1:0) im Pokalfinale gegen Spartak Moskau.

Bereits in der Vorwoche hatte zunächst der Kicker berichtet, dass Schwarz bei Hertha Nachfolger von „Retter“ Felix Magath werden soll. Schwarz betonte indessen, „dass ich keine Vereinbarungen mit einem anderen Verein hatte“. Der 43-Jährige, von 2017 bis 2019 Coach beim FSV Mainz 05, hatte Dynamo seit 2020 betreut und den Klub in der abgelaufenen Saison auf Rang drei der russischen Liga geführt. Sein Vertrag, der ursprünglich bis 2024 lief, wurde aufgelöst.

Bei seinem Dynamo-Engagement in Russland war Schwarz mehrmals zum Trainer des Monats gekürt worden. Im Gegensatz zu seinen deutschen Trainer-Kollegen Markus Gisdol (Lokomotive Moskau) und Daniel Farke (FK Krasnodar) hatte Schwarz sein Engagement nicht mit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine beendet. Er hatte dies damit begründet, dass er sich für den Klub verantwortlich fühle. Und doch ist das Rumoren an der Hertha-Basis vernehmbar. Schwarz? Ist das der Typ, der die jahrelange Krise beendet. „Schon wieder keiner, der etwas gewonnen hat“, mäkelte ein Fan am Sonntag auf der Mitgliederversammlung. Die Vita des 43-Jährigen beschränkt sich auf seine beiden Jahre bei Mainz und die Zeit in Moskau. Bei beiden Vereinen wird der ehemalige Profi aber weiterhin für seine Arbeit geschätzt.

Hertha gleicht derzeit einer Großbaustelle

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In Berlin würde Schwarz eine Großbaustelle vorfinden. Seitdem Investor Lars Windhorst 2019 einstieg, ging es alle drei folgenden Spielzeiten gegen den Abstieg. „Diese Relegation war die letzte Chance“, hatte Sportchef Fredi Bobic vergangenen Dienstag gesagt. Der Kader wird im Sommer überarbeitet werden, Bobic erklärte ausdrücklich keinen Spieler für unverkäuflich. Von den 374 Millionen Euro, die Windhorst einbrachte, ist der Löwenanteil aufgebraucht. Im Tandem mit Bobic müsste Schwarz auf dem Transfermarkt kreativ werden - aber auch auf die eigene Jugend setzen und trotzdem irgendwie Ergebnisse einfahren.

Gleichzeitig käme Schwarz zu einer Zeit, in der strukturell bei Hertha viel im Argen liegt. Der Klub ringt um Geschlossenheit. Präsident Werner Gegenbauer ist nach Zwistigkeiten mit Windhorst am Dienstag zurückgetreten, Vize-Präsident Thorsten Manske am Sonntag. Auch Finanz-Boss Ingo Schiller geht im Oktober, womit von den Entscheidern bald nur Bobic verbleibt. Schwarz soll die Berliner also nach Jahren der sportlichen Talfahrt zunächst wieder in einen sicheren Tabellenbereich führen. Unter Kurzzeitcoach Magath war der Hertha gegen den Hamburger SV (0:1/2:0) zuletzt in der Relegation der Klassenerhalt gerade noch geglückt. (fs/dpa/sid)