Rom. Lange muss Florian Wellbrock auf sein Wettkampf-Comeback nach einer Corona-Infektion warten. Dann zieht der derzeit erfolgreichste deutsche Schwimmer ins Finale ein. Sein Zimmerkollege feiert Bronze.

Ole Braunschweig reckte die Faust in den römischen Abendhimmel und bejubelte seinen größten Karriereerfolg, seinem Zimmerkollegen Florian Wellbrock war die Freude über seine eigene langersehnte Rom-Premiere deutlich anzusehen.

Am fünften Tag der Schwimm-EM bescherte Rückenschwimmer Braunschweig dem deutschen Team die vierte Medaille. Der 24-Jährige musste sich über 50 Meter mit seiner Zeit von 24,68 Sekunden nur dem griechischen Champion Apostolos Christou und dem Italiener Thomas Ceccon geschlagen geben. «Es ist einfach unbeschreiblich», sagte der Berliner nach Bronze.

Braunschweig: «Man muss einfach an sich glauben»

Für den völlig ausgelassenen Braunschweig war es die erste Medaille bei einem internationalen Großereignis. «Man muss einfach an sich glauben, dann kommt das», sagte er nach dem Erfolg über die nichtolympische Distanz. «Endlich mal eine Sprintmedaille und keine Langstreckenmedaille. Top!» Bei der Motivation habe ihm auch Olympiasieger Wellbrock gut getan: «Flo und ich pushen uns auf dem Zimmer. Wir sind der Hype-Train bei uns im Team.»

Wellbrock war zuvor glanzlos, aber souverän ins Finale über 1500 Meter eingezogen. Die Zufriedenheit und auch ein wenig Erleichterung standen dem deutschen Spitzenschwimmer ins Gesicht geschrieben. Nach Tagen des Wartens und Trainierens glückte das Comeback nach Corona-Pause im prächtigen Freiluftbecken des Foro Italico. Mit Verzögerung ist nun auch der Olympiasieger Teil der großen italienischen Schwimm-Party.

«Ich wollte es mir echt nicht nehmen lassen, hier zu starten. Ich war noch nie hier», sagte Wellbrock nach seinem fünften Platz im Vorlauf. Er hatte nach 15:06,18 Minuten angeschlagen. «Das war ungefähr das, was zu erwarten war. Damit bin ich jetzt erstmal zufrieden.»

Wellbrock: «Brauche nicht über die Stränge zu schlagen»

Will der Olympia-Bronzegewinner auf dieser Strecke in den Kampf um die Medaillen eingreifen, muss er sich allerdings steigern. Wellbrock weiß das, gibt sich aber locker. «Wir lassen uns überraschen, ob ich um die Medaillen mitschwimmen kann», sagte er.

Bei den Weltmeisterschaften in Budapest hatte der 24-Jährige im Juni bei fünf Starts im Becken und Freiwasser fünf Medaillen gewonnen. Danach warf ihn eine Corona-Infektion aus der Bahn. «Ich habe bei den Weltmeisterschaften gezeigt, was ich kann. Deswegen brauche ich hier nicht irgendwie über die Stränge schlagen», sagte Wellbrock.

Statt selbst zu starten, nutzte er die ersten EM-Tage zum Formaufbau und genoss die Atmosphäre unter der Sonne der italienischen Hauptstadt. Wellbrock ging mit seinen Eltern essen und freute sich über die Erfolge seiner Magdeburger Teamkollegen Lukas Märtens und Isabel Gose.

«Sie haben einen guten Job gemacht», sagte Wellbrock und lächelte. «Gerade Lukas - er hat ja auch Corona gehabt und ist unheimlich stark und schnell zurück ins Becken gekommen.» Märtens gewann am Samstag Silber über 800 Meter Freistil, Gose wurde über die gleiche Distanz ebenfalls Zweite und sicherte sich zudem Bronze über 200 Meter.

«Das macht einen natürlich auch stolz», sagte Wellbrock. «Wenn man selbst mal nicht in der Lage ist, um die Medaillen mitzuschwimmen, dann decken das die beiden anderen ab. Das ist schon ganz gut so.»

Märtens: «Die Beine haben zugemacht»

Am Montag reichte es für Märtens auf einer Nebenstrecke nicht für das Podest. Im Finale über 200 Meter Freistil belegte er den siebten Platz. Er war nach dem harten Programm der vergangenen Tage komplett platt. «Die Beine haben zugemacht», sagte er zur letzten Bahn des Rennens. «Der Kopf hat dann irgendwann auch gesagt: «Scheiße, irgendwie läuft's jetzt nicht mehr so wie die Meter davor».»

Das rumänische Riesentalent David Popovici siegte wie erwartet deutlich. Den 13 Jahre alten Weltrekord von Paul Biedermann gefährdete der 17-Jährige in 1:42,97 Minuten aber nicht. Biedermann war 2009 an gleicher Stelle die Fabelzeit von 1:42,00 Minuten geschwommen.

Schmetterlingsschwimmerin Angelina Köhler schlug im 100-Meter-Finale nach 57,90 Sekunden als Vierte an. Auch für die Wasserspringerinnen und Wasserspringer begann die EM im Teamwettkampf auf Rang fünf ohne Medaille.