Nassau/Berlin. Hurrikan „Dorian“ könnte auf den Bahamas deutlich mehr Leben gekostet haben als angenommen. Deutsche Marinesoldaten sind im Einsatz.

Gut eine Woche nach dem verheerenden Hurrikan „Dorian“ zeichnet sich auf den Bahamas das ganze Ausmaß der Katastrophe ab. Etwa 2500 Menschen werden auf der Inselgruppe in der Karibik vermisst, wie aus einer vorläufigen Liste der Katastrophenschutzbehörde hervorgeht.

Die Liste sei aber noch nicht mit den Namen der Menschen abgeglichen worden, die aus ihren Häusern in Sicherheit gebracht wurden oder sich noch in Notunterkünften befinden, betonte Katastrophenschutz-Sprecher Carl Smith. Trotzdem sei damit zu rechnen, dass die Zahl der bislang 50 bestätigten Toten „deutlich steigen“ werde, sagte Premierminister Hubert Minnis in einer TV-Ansprache.

„Wir können nur zählen, was wir sehen“

Es könne Wochen dauern, bis alle Todesopfer geborgen seien, sagte der Minister für Nationale Sicherheit, Marvin Dames, nach örtlichen Medienberichten. Noch seien die Helfer nicht in alle verwüsteten Gebiete vorgedrungen. Dames wies Berichte zurück, wonach die Regierung die Zahl der Toten herunterspiele: „Wir können nur zählen, was wir sehen.“

„Dorian“ hatte am 1. September die Abaco-Inseln als Hurrikan der höchsten Kategorie 5 getroffen und verharrte später über der Insel Grand Bahama. Erst nach knapp drei Tagen mit enormen Zerstörungen zog er komplett über die Bahamas hinweg.

Deutscher Hilfseinsatz auf den Bahamas nach Hurrikan „Dorian“

Nach Schätzung des Roten Kreuzes wurden auf der Insel Grand Bahama und den Abaco-Inseln etwa 13.000 Wohnhäuser schwer beschädigt oder zerstört. Die Retter verstärkten ihre Bemühungen, die Toten zu bergen, sagte Premier Minnis. Er nannte den Hurrikan „eine historische Tragödie“. Große Teile von Abaco und Grand Bahama seien zerstört worden. Es sehe mancherorts aus, „als wäre eine massive Atombombe explodiert“.

Deutsche und niederländische Marinesoldaten begannen unterdessen mit ihrem Hilfseinsatz auf den Bahamas. Am Mittwoch traf der niederländische Hubschrauberträger „Johan de Witt“ auf den Bahamas ein, wie die niederländische Marine mitteilte. An Bord des Schiffes sind auch 66 deutsche Marinesoldaten.

Regen und starker Wind erschweren Marine-Einsatz

Der Einsatz soll nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Berlin bis zum 18. September dauern. Schiff und Mannschaft waren eigentlich für eine Zertifizierungsübung in dem Gebiet. Der Einsatz werde durch Regen und starken Wind erschwert. „Das macht es nicht einfacher, das Material an Land zu bringen“, so der Kommandeur der 550 niederländischen Soldaten, Ad van de Sande.

An Bord befänden sich auch mehr als 40 Fahrzeuge, die dringend auf den Bahamas benötigt würden: „Die sollten wir so schnell wie möglich entladen.“ Auch an Bord eines zweiten Schiffes, des Vermessungsschiffes „Snellius“, befinden sich Hilfsgüter. Dabei handele es sich laut einem Sprecher des Verteidigungsministeriums in Den Haag um Zelte, Trinkwasser, haltbare Nahrungsmittel und Arzneimittel.

Vor der Küste tritt Öl aus

Die Niederländer seien auch auf personelle Unterstützung in einem Krankenhaus eingerichtet. Während des Sturms war es an einem Ölhafen des staatlichen norwegischen Öl- und Gaskonzerns Equinor auf Grand Bahama zu einem Ölaustritt gekommen. Ein Spezialistenteam sei inzwischen im Einsatz, um die Folgen zu beseitigen, teilte das Unternehmen mit.

Aus der Luft sei – 70 bis 80 Kilometer entfernt auf offenem Meer – möglicherweise Öl entdeckt worden, das auch einen Teil der Küste verschmutzt haben könnte. Am Hafen sei derzeit kein Austritt ins Meer festzustellen. (dpa/küp)