Kinshasa. In Kongo breitet sich eine aus Autoteilen hergestellte billige Droge aus, Videos auf WhatsApp schockieren. Experten sind in Sorge.

  • Auf WhatsApp verbreiten sich Videos von Menschen, die durch eine neue Droge zu Zombies werden
  • Vor allem im Kongo ist "Bombé" zu einem großen Problem geworden
  • Die Droge wird aus alten Auto-Katalysatoren hergestellt

In Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, sind die Behörden in Sorge: Eine neue Droge hat Teile der Stadt im Griff – und scheint in Verbindung mit Diebstählen von Autoteilen zu stehen.

Beinahe 100 Dealer und Drogenabhängige nahm die Polizei allein im August fest. Der Name der neuen Droge ist „Bombé“ - ein Ausdruck in der lokalen Sprache Lingala, der so viel wie „kraftvoll“ oder „stark“ bedeutet.

Der Präsident der DR Kongo, Felix Tshisekedi, hatte die Polizeiaktion im August gestartet. Doch nur mit Polizeiarbeit könne man der Droge nicht Herr werden, erklärte er seinen Ministern bei einem wöchentlichen Treffen. „Dieses soziale Phänomen muss vom gesamten Land als kollektives Problem betrachtet werden“, erklärte der Präsident.

Neue Droge im Kongo: Süchtige fallen in katatonischen Zustand

Die Nachrichtenagentur Reuters hat Menschen besucht, die „bombe“ konsumieren. Der 26-jährige Cedrick zum Beispiel, der in einem armen Vorort von Kinshasa eine kleine Gang anführt.

Zusammen mit zwei Freunden öffnet er ein Tütchen mit braunem Pulver und schüttet den Inhalt auf eine Unterlage. Dann mischt er es mit Tabletten, die er vorher mit der Rückseite eines Löffels zerkleinert hat. Dann ziehen die drei Männer die Mischung durch die Nase.

Schock-Videos auf WhatsApp

Innerhalb weniger Minuten beginnt das Trio zu schwanken. Nach dem Konsum von „Bombé“ verfallen sie in einen katatonischen Zustand und fangen an, sich zu kratzen. Diese Starre kann Konsumenten dazu bringen, mehrere Stunden regungslos herumzustehen oder tagelang zu schlafen, erklären Experten in der DR Kongo gegenüber Reuters. Der "Spiegel" nennt die Drogensüchtigen deshalb schon "die Zombies von Kinshasa". Die Videos verbreiten sich vor allem auf WhatsApp und anderen sozialen Netzwerken, schreibt das Magazin.

Droge „Bombé“ ersetzt Alkohol

Cedrick erzählt, warum er und seine Freunde die Droge konsumieren: „Früher haben wir sehr starken Whiskey getrunken. Wir waren rastlos und verletzten Menschen“, sagt er. „Aber mit Bombé ist man ruhiger. Du wirst müde und stehst irgendwo herum oder sitzt für eine lange Zeit. Wenn du fertig bist, gehst du einfach nach Hause, ohne jemanden zu belästigen.“

So ruhig können Autobesitzer, die Polizei und Drogenexperten nicht mit dem neuen Drogentrend umgehen. Denn das braune Pulver wird hergestellt, indem man die Wabenstruktur von Abgaskatalysatoren von Autos zerstößelt. Die Struktur besteht aus einem Keramik-ähnlichen Material.

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Die zerstoßene Wabenstruktur wird von „Bombé“-Nutzern mit pulverisierten Vitamin- und typischerweise auch Schlaftabletten gemischt. Dann ziehen sie das Pulver durch die Nase oder rauchen es mit Tabak.

Metalle in Katalysatoren können Krebs auslösen

Der gestiegene Bedarf nach „Bombé“ wird von Mechanikern für eine Diebstahlserie verantwortlich gemacht, bei der gezielt die Abgaskatalysatoren von Autos gestohlen werden. Diese Fahrzeugteile sind oft mit Metallen wie Platin, Palladium oder Rhodium ummantelt.

Sorgen macht sich auch der Chef der World Federation Against Drugs in der DR Kongo, Dandy Yela Y'Olemba. Denn über die Langzeitfolgen des „Bombé“-Konsums ist noch nichts bekannt – ebensowenig wie über die Wirkungsweise der neuen Droge.

Der Experte warnt allerdings, dass die Metalle in den Abgaskatalysatoren Krebs auslösen können. „Das ist kein Material, das wir konsumieren sollten. Sind wir Maschinen, oder sind wir Menschen?“