New Orleans. Brad Pitt wollte Hurrikan-Opfern in New Orleans mit Öko-Häusern helfen. Doch die Gebäude sind Schrottimmobilien, die Bewohner klagen.

Wenn sich ein Hollywoodgigant nebenbei als Stadtplaner versucht, denkt er im ganz großen Maßstab. Brad Pitt, Oscarpreisträger und politisch korrekter Aktivist, wollte in New Orleans nicht weniger aus dem Boden stampfen als ein Modellprojekt „für einkommensschwaches grünes Bauen auf nationaler, vielleicht sogar weltweiter Ebene“.

Das Problem ist: Mitarbeiter des 58-Jährigen haben wohl derart gepfuscht, dass ein von ihm erdachtes Vorzeigeviertel zum PR-Fiasko wird.

Pitts Herz begann vor fast 17 Jahren für New Orleans zu schlagen. Kameras aus der ganzen Welt blickten damals auf die von einem Jahrhundertsturm verwüstete Metropole am Mississippi: Im August 2005 hatte Katrina die 500.000-Einwohner-Stadt erreicht, einer der verheerendsten Hurrikane der US-Geschichte. Der damals überwiegend in Frankreich residierende Schauspieler wurde in der Zeit danach eines der Gesichter der für Südstaatenküche und Jazzkultur berühmten Großstadt. Mehr zum Thema: Brad Pitt gegen Angelina Jolie: Der Rosenkrieg eskaliert

Brad Pitts Häuser in New Orleans: Das Holz schimmelt, die Veranden verfaulen

Mit seiner damaligen Frau Angelina Jolie (46) zog Pitt – in Teilzeit – selbst nach New Orleans und gab den Überlebenden der Katastrophe ein Versprechen: Er werde den Wiederaufbau des Armenviertels Lower Ninth Ward in die eigene Hand nehmen.

Brad Pitt 2007 vor einem seiner damals im Bau befindlichen Häuser in New Orleans.
Brad Pitt 2007 vor einem seiner damals im Bau befindlichen Häuser in New Orleans. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Zusammen mit der von ihm gegründeten Stiftung Make It Right stellte er bis 2015 mehr als 100 Häuser fertig – für knapp 27 Millionen Dollar. Die angeblich nachhaltigen und klimafreundlichen Gebäude wurden später für je 150.000 Dollar an sozial schwache, häufig afroamerikanische Familien verkauft.

Allerdings sind die meisten Häuser nur wenige Jahre nach dem Bau in einem so miserablen Zustand, dass mehrere Bewohner eine Sammelklage gegen Pitt und seine Wohltätigkeitsorganisation eingereicht haben. Die Liste der Vorwürfe ist lang: schwarzer Schimmel, verfaulte Veranden, einstürzende Treppengeländer, Termitenbefall, sanitäre Probleme. Und Pitt? Der lasse sich nicht mehr blicken, schimpfen verzweifelnde Bewohner. Auch interessant: Regional, Bio, Plastik - 3 Nachhaltigkeits-Mythen im Faktencheck

Häuser vertragen das Klima in New Orleans nicht

Eine, die sich auskennt in der Brad-Pitt-Siedlung, ist Judith Keller. Die Doktorandin von der Universität Heidelberg, die in diesem Wintersemester als Gastwissenschaftlerin an der University of Illinois arbeitet, ist Wohnungsbau-Expertin und beschäftigt sich seit Jahren mit den Folgen des Hurrikans für New Orleans. Vor vier Jahren lebte sie während ihrer Forschungen für kurze Zeit in einem der Pitt-Häuser. Auch interessant:Hurrikan, Stürme, Orkan – Das sind die Unterschiede

Sie berichtet von schweren Feuchtigkeitsschäden aufgrund einer unzureichenden Bauweise: „Viele Häuser sind nicht mal mit Regenrinnen, Dachvorsprüngen und wasserabweisender Farbe ausgestattet, die nötig wären, um dem subtropischen Klima und den starken Regenfällen in New Orleans standzuhalten.“

Hurrikan Katrina verwüstete 2005 die US-Südstaaten.
Hurrikan Katrina verwüstete 2005 die US-Südstaaten. © picture alliance / AP Photo | Ric Feld

Dabei hatte Pitt Stararchitekten wie Frank Gehry (92) engagiert, um bei der Gestaltung der Häuser zu helfen. Die legten jedoch mehr Wert auf recycelbares Baumaterial und Sonnenkollektoren auf dem Dach als auf witterungsresistente Wände. Von insgesamt 109 Gebäuden seien nur sechs in gutem Zustand, so Keller. Mehrere Häuser stehen leer, einige wurden bereits abgerissen.

Brad Pitt hat sich aus New Orleans zurückgezogen

Brad Pitt schweigt zu alldem. New Orleans scheint in seinem Leben keine Rolle mehr zu spielen. Im August 2016 rühmte er sich gegenüber lokalen Medienvertretern, wie froh es ihn mache, in seine Siedlung zu kommen: „Ich werde so stolz, wenn ich diese kleine Farboase und die Sonnenkollektoren sehe.“ Es war das letzte Mal, dass er seine Stiftung öffentlich erwähnte.

Im nächsten Monat ließen er und Angelina Jolie sich scheiden, bald hatten sie ihre Villa in New Orleans verkauft. Die Internetseite der Stiftung ist mittlerweile nicht mehr erreichbar, am Telefon meldet sich niemand, das Büro in New Orleans wurde geräumt.

Judith Keller glaubt, dass Pitt gute Absichten hatte. Aber das Desaster zeige, dass der Staat den Wohnungsbau nicht prominenten Privatpersonen überlassen dürfe.