Tausende Menschen nahmen im November Abschied vom Flughafen Tegel - und erinnerten sich an vergangene Reisen. Mit dem endgültigen Betriebsende richten sich die Blicke nun auf das, was kommt.

Vor einem halben Jahr ist der Flughafen Berlin-Tegel in den Schlummerbetrieb gewechselt - erwacht ist er daraus bis zu seinem endgültigen Ende nicht mehr.

"Es ist der Tag, um Adieu zu sagen", sagte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup an diesem Dienstag bei einem vorerst letzten Rundgang über das Gelände. "Tegel wird stillgelegt." In der Nacht zum Mittwoch endet die Betriebsgenehmigung. Tegel ist damit auch im rechtlichen Sinne kein Flughafen mehr.

Die letzte Maschine war dort bereits am 8. November in Richtung Paris aufgebrochen. Tausende Menschen waren damals gekommen, um sich vom Flughafen im Berliner Nordwesten zu verabschieden. Sechs Monate musste Tegel noch betriebsbereit bleiben, sollte es am neuen Flughafen BER nach dessen offiziellem Betriebsstart im November 2020 Probleme geben.

Bundespolizei, Deutsche Flugsicherung, der Deutsche Wetterdienst und andere Dienstleister seien weiterhin in Tegel präsent gewesen. Das Gelände sei bewacht und funktionsbereit gehalten worden, betonte Lütke Daldrup. Doch gebraucht wurde Tegel nicht mehr. "Wir sagen Danke mit großem Respekt", sagte der BER-Chef. Tegel habe Großartiges geleistet.

Der Flughafen, so wie die Berliner ihn heute kennen, war nach vierjähriger Bauzeit 1974 eingeweiht worden - nach einem Entwurf der Architekten Meinhard von Gerkan und Volkwin Marg. Seitdem stieg die Zahl der Fluggäste bis zum Einbruch in der Corona-Krise fast kontinuierlich und erreichte Dimensionen, für die die Gebäude schon lange nicht mehr konzipiert waren: Von den rund 36 Millionen Fluggästen in Berlin im Jahr 2019 reisten rund 24 Millionen über Tegel.

Mit dem endgültigen Aus richten sich die Blicke nun nach vorne: Noch bis zum August werde die Flughafengesellschaft mit dem Rückbau weiterer Gebäude und dem endgültigen Auszug aller Behörden beschäftigt sein, sagte Lütke Daldrup.

Auch die Beseitigung von Altlasten - Kampfmittel und Schadstoffe im Boden - gehöre dazu. Dann würden Gelände und die verbleibenden Gebäude endgültig ans Land Berlin übergeben. Für Rückbau und Schlummerbetrieb geht die Flughafengesellschaft von Kosten in Höhe insgesamt rund neun Millionen Euro aus.

Die landeseigene Tegel Projekt GmbH wird übernehmen und sich um die Weiterentwicklung des Areals kümmern: Das ikonische Hauptterminal und weitere markante Gebäude bleiben erhalten. Dort wird die Beuth-Hochschule für Technik einziehen. Die Gesellschaft will außerdem rund 5000 neue Wohnungen in Holzbauweise - das sogenannte Schumacherquartier - sowie einen Technik- und Industriepark errichten.

Bezahlbar werde das Wohnquartier bleiben, betonte der Chef der Gesellschaft, Philipp Bouteiller, am Dienstag. Rund die Hälfte der Wohnungen werde von gemeinwohlorientierten Genossenschaften gebaut, die andere Hälfte von landeseigenen Wohnungsunternehmen.

Eigentlich war für August ein Tag der offenen Tür auf dem Gelände geplant. Die Bürger sollten noch einmal Zugang bekommen und sich informieren können über die Zukunftspläne. Doch aufgrund der Corona-Krise habe das Vorhaben abgesagt werden müssen, sagte Bouteiller. "Wir werden überlegen, wie wir trotzdem kleinere Angebote machen können", sagte er. "Sicherlich wird es auch Führungen geben." Die Tiefbauarbeiten sollen bereits im kommenden Jahr beginnen.

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