Berlin. Im vergangenen Jahr ist beinahe 300.000 Haushalten in Deutschland der Strom abgestellt worden. Die Grünen kritisieren diese Praxis.

In Deutschland ist im vergangenen Jahr genau 296.370 Haushalten der Strom abgestellt worden, weil Rechnungen unbezahlt blieben. Das berichtet das ZDF unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung nach einer schriftlichen Anfrage der grünen Bundestagsfraktion.

„Das ist ein Armutszeugnis für ein reiches Land wie Deutschland“, klagt der sozialpolitische Sprecher der Grünen, Sven Lehmann, gegenüber dem Sender. Ohne Strom könne man weder warme Mahlzeiten noch Hausaufgaben machen – ohne Strom sei soziale Teilhabe unmöglich, die Maßnahme daher oft nicht verhältnismäßig.

Einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung von 2017 zufolge sind von solchen Stromsperren vor allem Hartz-IV-Bezieher betroffen. Problematisch dabei ist, dass die staatlichen Zuwendungen für Strom nicht im gleichen Umfang anstiegen wie der Strompreis.

Stromsperren in Deutschland seit 2011 gemessen

In Deutschland kann einem Haushalt schon nach vier Wochen der Strom abgestellt werden, wenn die Rechnungen nicht bezahlt werden.

Seit 2011 wird die Zahl der Stromsperren bundesweit erhoben, wie das ZDF weiter berichtet. Seitdem schwanke sie zwischen rund 312.000 (2011) und 344.000 (2017) pro Jahr. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet die Statistik einen Rückgang. In Deutschland gibt es kein formales Grundrecht auf Energie: Wann der Versorger Strom sperren darf und was zu tun ist. (les)