Berlin. Teurer Strom, hohe Lohnkosten, fehlende Fachkräfte und eine Menge Bürokratie. Was Zulieferer-Unternehmen in Deutschland kritisieren.

Die Mehrheit der Zulieferer in der Autoindustrie hält den Standort Deutschland bei Energiekosten, Arbeitskräften und Steuerbelastung nicht mehr für international wettbewerbsfähig. Nur sieben Prozent bezeichnen die Bundesrepublik noch als konkurrenzfähig, 88 Prozent nicht. Dies hat eine aktuelle Mitgliederbefragung des Verbands der Automobilindustrie (VDA) ergeben, die dieser Redaktion vorliegt. An der Umfrage haben sich 116 Unternehmen beteiligt.

Die größten Herausforderungen für die Unternehmen seien aktuell die hohen Strom- (81,9 Prozent) und Gaspreise (73,3 Prozent), der Fachkräftemangel (77,6 Prozent) sowie die Bürokratie in Deutschland. Besonders kritisch sehen die Firmen aber auch die hohe Steuern- und Abgabenlast, die Finanzierungsbedingungen und die Schwierigkeiten mit Kunden. Gut jeder Dritte (36 Prozent) bezeichnet die staatlichen Strom- und Gaspreisbremsen als hilfreich, 39 Prozent nutzen diese dagegen wenig oder gar nicht.

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Auto-Zulieferer: Lage am Rohstoffmarkt entspannt sich

Die Beschaffung von Rohstoffen, Materialien und Vorprodukten hat sich im Vergleich zu den Vorjahren wieder deutlich entspannt. 42 Prozent berichten von einer Verbesserung der Lage, nur noch zwölf Prozent sehen eine Verschlechterung im Vergleich zum Vorjahresmonat. Bei 44 Prozent hat sich die Situation nicht signifikant verändert.

Immer mehr blicken für ihr Unternehmen wieder zuversichtlicher nach vorne. 39 Prozent der Zulieferer erwarten in diesem Jahr eine Verbesserung ihrer Situation. Jeder Zweite glaubt an eine Seitwärtsbewegung. Nur 9 Prozent der befragten Firmen gehen von einer Verschlechterung ihrer Situation aus.

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Mehr als jedes vierte Unternehmen will Investitionen ins Ausland verlagern

So erwarten 48 Prozent der Unternehmen auch keine Auswirkungen der Wirtschaftslage auf die eigene Liquidität. Nur noch 28 Prozent sagen in den nächsten Monaten eine vorübergehende, begrenzte Liquiditätsengpässe voraus. Vier Prozent haben allerdings schon jetzt Liquiditätsengpässe, so die Umfrage.

Bei den Investitionen zeigen sich unterdessen deutlichere Verschiebungen. So möchten 28 Prozent der Unternehmen ihre Investitionen ins Ausland verlagern. 14 Prozent möchten ihre Investitionstätigkeiten in diesem Jahr sogar ganz streichen, weitere 28 Prozent werden ihre Investitionen verschieben. Nur 2 Prozent der befragten Zulieferer wollen in diesem Jahr mehr investieren.